Bauernverbandspräsident Markus Ritter kritisiert die Nationalratsbeschlüsse von SVP, FDP und GLP zur Altersvorsorge.
Auf einen Arbeitnehmer kommen heute mehr Pensionierte als früher. Das bringt die AHV in Schieflage. Die Renditen an den Kapitalmärkten sind tief, die Lebenserwartung gestiegen. Das führt dazu, dass von den Pensionskassen heute rechnerisch zu hohe Renten ausbezahlt werden. Deshalb lancierte der Bundesrat die Vorlage «Altersvorsorge 2020», die letzte Woche der Nationalrat diskutierte.
Junge bezahlen mehr
Ein Aspekt der Vorlage ist die Senkung des Umwandlungssatzes in der zweiten Säule (Pensionskasse), die tiefere Renten zur Folge haben wird. Dabei fand ein Antrag von Regine Sauter (FDP, ZH) und Thomas Weibel (GLP, ZH) eine Mehrheit. Er hat zum Ziel, die tieferen Renten in der zweiten Säule auch innerhalb dieser zu kompensieren.
Zu diesem Zweck soll der sogenannte Koordinationsabzug ganz abgeschafft werden. Das heisst, um es in einem Zahlenbeispiel auszudrücken, dass bei einem Jahreslohn von brutto 80'000 Franken die Pensionskassenbeiträge in Zukunft auf dem vollen Lohn und nicht «nur» auf 55'325 Franken zu leisten wären. Zweitens soll die Abstufung der Beiträge in Prozent reduziert werden, damit die Jungen mehr bezahlen und die Älteren weniger.
Heute variieren die Sätze von 7% für 25- bis 34-Jährige, bis zu 18% für 55-bis 65-Jährige. Neu wären es 9% bis 45 Jahre und danach 13,5%. Eine Mehrheit, die sich aus SVP, FDP und GLP zusammensetzte, stimmte diesem Antrag zu.
Ritter will aufklären
Bevor das Geschäft nun zurück an den Ständerat geht, macht der Schweizer Bauernverband (SBV) mobil. In der «Aargauer Zeitung» vom Freitag nennt SBV-Präsident und Nationalrat Markus Ritter (CVP, SG) mehrere Probleme für die Bauernfamilien. Die Mehrbelastung der Löhne von Jungen schlage bei den Bauern besonders durch, weil in der Landwirtschaft kaum Arbeitskräfte über 45 Jahren zu finden seien. Zweitens verdiene ein landwirtschaftlicher Mitarbeiter vergleichsweise wenig.
Mit dem Wegfall des Koordinationsabzuges müsse nicht nur der Arbeitnehmer mehr von seinem Lohn in die zweite Säule einzahlen, sondern auch der Bauer, der ihn angestellt habe, führt Ritter in der «Aargauer Zeitung» aus. Und drittens hätten gut achtzig Prozent der Bauern gar keine zweite Säule. Von deren Aufwertung profitierten sie also kaum, sie seien hauptsächlich auf die AHV angewiesen.
Ritters Partei, die CVP, macht sich dafür stark, dass als Kompensation auch die AHV-Renten für Unverheiratete und Ehepaare erhöht werden. Ritter will die Bauernvertreter mit Argumenten füttern. Wenn nur einige in der FDP und vor allem in der SVP seiner Argumentation folgen, wird der Antrag Sauter/Weibel in der kommenden Differenzbereinigung keine Mehrheit mehr finden.