Blütenpflanzen werden in Städten besser bestäubt als im Umland. Das haben jetzt Untersuchungen von Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), der Universität Halle-Wittenberg und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) gezeigt.
Wie das iDiv in der vergangenen Woche berichtete, verglichen die Forscher anhand von Rotklee-Topfpflanzen die Bestäubung auf blütenreichen Flächen in Innenstadtlage mit solchen im direkten Umland deutscher Grossstädte.
Dazu seien die Artenvielfalt mit Insektenfallen erfasst und die Insektenbesuche an den Rotkleeblüten 20 Mal am Tag aufgezeichnet worden. Ausserdem sei der Bestäubungserfolg anhand der produzierten Samen bewertet worden. Am erfolgreichsten wurden die Pflanzen nach Angaben des iDiv in den Innenstädten bestäubt. Hier seien die Blüten häufiger als auf dem Land besucht worden.
Im ländlichen Raum seien zwar insbesondere bei Fliegen und Schmetterlingen die Artenvielfalt und die Biomasse insgesamt höher als in der Stadt ausgefallen, allerdings trügen diese Gruppen nur wenig zur Bestäubung des Rotklees bei. Diese werde vornehmlich von Bienen geleistet, von denen in den Städten mehr Arten vorhanden seien und die den Blüten auch häufiger einen Besuch abstatteten.
Drei von vier Blütenbesuchern waren dem iDiv zufolge Hummeln. Die Honigbiene sei mit nur 8,7% der Blütenkontakte der zweitwichtigste Bestäuber gewesen. Die grosse Vielfalt an Wildbienen in den Städten erklären die Wissenschaftler mit einer höheren Zahl von geeigneten Lebensräumen. Sie fänden im urbanen Raum gute Nistmöglichkeiten in freiliegenden Böden, Totholz und Mauerhohlräumen sowie ein dauerhaftes Nahrungsangebot durch die grosse Vielfalt an Blütenpflanzen in Parks und Gärten.
Vermutlich kämen die Bienen aber auch mit den gesamten Lebensbedingungen dort besser zurecht als andere Insektengruppen. „Ich war wirklich erschüttert, wie durchgehend schlecht die Bestäubungsleistung im Agrarland war“, erklärte Studienleiter Prof. Robert Paxton. Aus anderen Studien sei bekannt, dass gerade Wildbienen besonders anfällig für Pflanzenschutzmittel seien. Das könnte nach Ansicht des Wissenschaftlers auch erklären, weshalb deren Vielfalt auf dem Land geringer sei als in der Stadt, wo Insektizide kaum eine Rolle spielten.