Der Rotschwingel ist überdurchschnittlich stressresistent. Versuche zeigen: Er trotzt Wassermangel und Mäusefrass.
Kürzlich hat Agroscope ein Forschungsprojekt lanciert, mit dem die Auswirkungen der Trockenheit auf Wiesen und Weiden beurteilt werden sollen. Bei einem ersten Bewässerungsversuch am Genfersee ( 400 m.ü.M) konnte die Entwicklung eines Gräser- und Kleegemischs verfolgt werden. Nach drei Jahren war in den Varianten unter Wassermangel der Rotschwingel doppelt so dicht.
Filz hemmt Konkurrenz
In La Frêtaz VD wurde auf 1200m.ü.M. ein zweiter Versuch auf einer Dauerweide durchgeführt. Die Trockenheit wurde durch eine vorübergehende Abdeckung mit Tunnel simuliert. Auch hier bewies der Rotschwingel im Vergleich zu anderen Pflanzen eine bessere Resistenz gegenüber Wasserdefizit und Mäusefrass – wo er vorkommt, sorgt er deshalb für stabile Weideerträge.
Der Rotschwingel wächst bei einem tiefen Viehbesatz an Geilstellen sehr üppig. Der dichte Bewuchs und der von ihm gebildete Filz verhindern die Entwicklung anderer Pflanzen, insbesondere der Sträucher. Obwohl sein Futterwert tief ist, wird er von den Rindern gerne verzehrt. Beobachtungen zeigen zudem, dass der Rotschwingel von Feldmäusen gemieden wird.
Wichtige Nebenarten
Das Verständnis der Überlebensmechanismen der Pflanzen gegenüber Stress und Störungen soll laut Agroscope auch künftig eine nachhaltige Weidebewirtschaftung ermöglichen.
Vermutlich werde der Klimawandel zu einer Veränderung der botanischen Zusammensetzung der Wiesen und der Entwicklung so genannter Nebenarten wie beispielsweise des Rotschwingels führen. Die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Futterproduktion müssten sowohl mengen- als auch qualitätsmässig noch vertieft werden.
Knacknuss für Herbizide
Die Halme des Rotschwingels sind rötlich gefärbt. Die schmalen und glänzenden Blätter gleichen jenen der Binsen, ja sogar Kiefernnadeln. Die oft zusammengerollten und manchmal von Reif bedeckten Blätter nehmen Herbizide kaum auf. Ungepflügte Böden fördern somit das Aufkommen des Rotschwingels im Ackerbau. Die Pflanze umfasst verschiedene, nach ihrer Entwicklungsstrategie geordnete Unterarten. Einige bilden im Boden gut verankerte Rhizome, andere wiederum dichte, undurchdringliche Büschel. Gegenüber anderen Pflanzen ist der Rotschwingel konkurrenzschwach, kann sich aber bei gewissen Bedingungen dennoch als dominant erweisen. sum