Im Stall der BG von Christoph und Adrian Buri in Hettiswil BE gehen zwei Tierärzte ein und aus. Einer sorgt vor, der andere behandelt allfällige kranke Kühe. Das System der Bestandesbetreuung bewährt sich.
Wenn Tierärztin Claudia Syring von der Wiederkäuerklinik Bern auf den Betrieb der BG Buri in Hettiswil BE fährt, heisst das nicht, dass eine Kuh krank ist. Im Gegenteil: Syring fährt hin, damit die Kühe gesund bleiben. Dies im Rahmen eines Bestandesbetreuungsvertrags, den Adrian und Christoph Buri, die beiden Brüder und Betriebsleiter, mit dem Tierspital abgeschlossen haben.
Dort können sich junge Tierärzte nach Abschluss des Studiums in einer vierjährigen Ausbildung auf die Bestandesbetreuung spezialisieren. «Das ist ein Fachgebiet, das in Europa viel weiter verbreitet ist als in der Schweiz», weiss Syring, Verantwortliche des Bereiches Bestandesbetreuung. «Deshalb schliesst die Ausbildung auch mit einem europäisch anerkannten Titel ab.» In der Schweiz bieten sie die beiden Vetsuisse-Fakultäten in Bern und Zürich an.
Kühe auf dem Tablet
Die lange Ausbildungszeit von vier Jahren zeigt, dass Bestandesbetreuung nicht viel mit dem herkömmlichen Tierarztbesuch zu tun hat. Syring nimmt auf dem Betrieb in Hettiswil zuerst einen robusten Tabletcomputer aus dem Kofferraum. «Dieser wird in den USA hergestellt und ist spritzwassergeschützt», erklärt sie, «darauf ist die deutsche Version eines englischen Programms namens InterHerd installiert.»
Ein Tippen mit dem Eingabestift, und auf dem Bildschirm erscheinen alle Kühe in Buris Herde. Einige von ihnen müssen an diesem Tag untersucht werden. Es stehen verschiedene Kontrollen an, wie Syring erklärt: «Drei bis fünf Wochen nach dem Abkalben untersuchen wir, ob sich die Gebärmutter schön zurückgebildet hat und die Kühe sauber sind und nach 42 Tagen, ob sie erstmals stierig wurden.» Nach dem Besamen erfolgt nach 30 Tagen eine Ultraschalluntersuchung auf erfolgreiche Trächtigkeit, welche nach 68 Tagen noch einmal kontrolliert wird.
Daten der Milchwägung
Bei der integrierten Bestandesbetreuung, wie sie Christoph und Adrian Buri gewählt haben, liest Syring auch die Milchkontrollergebnisse von Swissherdbook ins Programm ein. So sieht sie, welche Kuh zu hohe Zellzahlen hat oder ob die Harnstoffwerte im grünen Bereich liegen. Bei allen Kühen bestimmt sie zudem mehrmals während der Laktation den Body Condition Score.
Die Schlüsse, die sie aus den Checks zieht, bespricht sie mit Buri. Auf Wunsch verschickt die Wiederkäuerklinik nach jedem Besuch auch eine Liste mit allen Kühen, die der Betriebsleiter besonders im Auge behalten muss, sowie den zu treffenden Massnahmen.
Gute Zusammenarbeit
Was bei der Bestandesbetreuung nicht vorgesehen ist, ist die Medikamentenabgabe. Syring setzt zwar bei Gebärmutterentzündungen Antibiotika und bei Brunstproblemen Hormone ein. «Ansonsten ist der Bestandestierarzt für die Medikamentenabgabe und Einzeltierbehandlung zuständig», betont sie. Dass sich der Bestandestierarzt und die Bestandesbetreuung bestens ergänzen, bestätigt auch Christoph Buri, in der BG für die 65 Kühe mit einem Herdendurchschnitt von 10'500kg zuständig. Er nimmt die Dienstleistung seit fast 30 Jahren, seit es sie gibt, in Anspruch: «Einmal jährlich haben wir eine Teamsitzung. Behandlungsempfehlungen und Milch-Analyseergebnisse werden ausgetauscht, wenn das nötig ist.»
Fixer Zeitpunkt
An der Bestandesbetreuung schätzt der Milchviehprofi besonders, dass sie regelmässig alle zwei Wochen am selben Tag erfolgt: «Man stellt sich darauf ein und nimmt sich auch Zeit.» Die 56 Franken pro Kuh und Halbjahr für den Rundum-Service seien gut investiertes Geld, dass sich dank weniger Behandlungen kranker Tiere wieder einsparen lasse. Ohne Interpretation der Milchanalysen kostet die Bestandesbetreuung 35 Franken pro Kuh und Halbjahr, verzichtet man noch auf den Ultraschall, wirds nochmals billiger.