Moskaus treueste Partner Weissrussland, Kasachstan, Armenien und Kirgistan sind am stärksten von der Rubelkrise betroffen. Und das zu einem Zeitpunkt, in dem zum Jahreswechsel aus der Zollunion die grössere Eurasische Wirtschaftsunion wurde.
Der armenische Schuhfabrikant Manwel Gasparian hat bislang 90 Prozent seiner Waren nach Russland exportiert. Doch inzwischen ist die Nachfrage drastisch gesunken: «Die Preise für unsere Produkte steigen in Russland, während die Einkünfte der Bevölkerung sinken», seufzt Gasparian.
Gastarbeiter überweisen weniger in Heimat
Armenien senkte seine Wachstumsprognose für 2014 von 4,1 Prozent auf 3,3 Prozent, weil die Landeswährung 11 Prozent an Wert verlor und die Überweisungen der armenischen Gastarbeitern in Russland um fast 20 Prozent zurückgingen. Noch drastischer ist der Rückgang der Überweisungen in die Heimat im Fall der kirgisischen Gastarbeiter. Diese sind nach Angaben des Analysten Alexej Krasin um bis zu 70 Prozent zurückgegangen. Die kirgisische Währung verlor vergangenes Jahr 17 Prozent an Wert.
Der Wertezerfall des Rubels macht auch Weissrussland zu schaffen. Als jüngste Reaktion senkte die Zentralbank in Minsk am Montag den Wechselkurs des weissrussischen Rubels zum Dollar um rund 7 Prozent. Damit solle dazu beigetragen werden, die Lage des Finanzsystems in Weissrussland zu normalisieren, erklärte die Zentralbank.
Sondersteuer auf Devisenkäufe
Mehr als die Hälfte der Exporte Weissrusslands geht nach Russland. Bei der stärksten Talfahrt des Rubel Mitte Dezember stürmten die Weissrussen aus Angst vor einer Abwertung der eigenen Währung die Wechselstuben. Die Zentralbank verhängte daraufhin eine befriste Sondersteuer von 30 Prozent auf Devisenkäufe, um den Trend zu bremsen. Und Präsident Lukaschenko verlangte, den Handel mit Russland künftig in Euro oder Dollar abzuwickeln.
Kasachstan, reich an Öl- und Gasvorkommen, wird seit dem Rubelzerfall mit billiger russischer Ware überschwemmt, was auf Kosten des heimischen Marktes geht. Schon im Februar vergangenen Jahres hatte Kasachstan die eigene Währung wegen des schwächelnden Rubels um 19 Prozent abgewertet. Finanzminister Sultanow zeigte sich kürzlich besorgt über die Risiken eines Exportrückgangs und einer wirtschaftlichen Abkühlung.
Für den Wirtschaftswissenschaftler Aschot Aramian ist die Entwicklung nicht verwunderlich. Es seien russische Unternehmen, die die strategischen Bereiche wie Energie, Eisenbahn und Kommunikation kontrollieren. Und laut dem Moskauer Ökonomen Igor Nikolajew ist die Logik in Weissrussland, Zentralasien und im Kaukasus dieselbe: «Das Handelsvolumen mit Russland und die Überweisungen der Gastarbeiter gehen in dem Masse zurück, wie der Rubel fällt.»