Der Schweizerische Bauernverband (SBV) zieht Bilanz über das Jahr 2015. In der achtteiligen Serie erfahren Sie das Wichtigste zum Landwirtschaftsjahr 2015. Im ersten Teil geht es um das Sorgenkind der Schweizer Bauern: den Milchmarkt und dessen Auswirkungen auf den Nutzviehmarkt.
Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank Mitte Januar sorgte für denkbar schlechte Startbedingungen. Die produzierte Milchmenge war zwar ab Jahresbeginn leicht rückläufig, dies genügte jedoch nicht, um den massiven Preiszerfall zu stoppen.
Auch der Käseexport leidet
Weitere negative Rahmenbedingungen kamen dazu: das Embargo Russlands gegenüber EU-Nahrungsmitteln, die schwächelnde Wirtschaft in China, die Aufhebung der Milchkontingentierung in der EU sowie das weltweit tiefe Preisniveau für Agrarprodukte und im speziellen für Milch und Milchprodukte.
Im Käseexport fielen die Preise auf das tiefe Niveau des Jahres 2012. Obwohl die Exportmenge erfreulicherweise nicht zurückging, nahm der Wert der Käseexporte gegenüber den Vorjahren ab.
Rentable Produktion nicht mehr möglich
Ende August beliess die Branchenorganisation Milch den Richtpreis für die A-Milch trotz der schwierigen Situation auf 68 Rappen pro Kilogramm Molkereimilch bis Ende Jahr. Die Richtpreise für B- und C- Milch befanden sich jedoch im Sinkflug.
Gemäss der Marktbeobachtung des Bundesamtes für Landwirtschaft lag der Produzentenpreis für Industriemilch im ersten Semester 2015 nur noch knapp über 55 Rappen pro Kilogramm. Eine rentable Milchproduktion ist unter solchen Bedingungen nicht mehr möglich.
Reinrassige Milchkühe sind gesucht
Der Nutzviehmarkt erlitt im Frühjahr aufgrund der tiefen Milchpreise einen Rückgang um rund 200 Franken auf 3'000 Franken je Kuh. Im heissen Juli wurden mehrere tausend Kühe wegen Futtermangel vorzeitig geschlachtet und trotzdem stiegen die Kuhpreise an den Auktionen auf 3'400 Franken je Kuh. Zum Jahresende pendelten sie sich bei 3'000 bis 3'100 Franken ein.
Junge Milchkühe blieben gesucht, weil viele Milchkühe mit Stieren von Fleischrassen besamt werden und sich so die Zahl der für die Nachzucht geeigneten reinrassigen, milchbetonten Kuhkälber reduziert.