Der Schweizerische Bauernverband (SBV) zieht Bilanz über das Jahr 2016. In der neunteiligen Serie erfahren Sie das Wichtigste zum Landwirtschaftsjahr 2016. Im zweiten Teil geht es um das Sorgenkind der Schweizer Bauern: den Milchmarkt und dessen Auswirkungen auf den Nutzviehmarkt.
Die steigenden Milcheinlieferungen zu Jahresbeginn verunmöglichten eine Preiserholung, dies angesichts des weiterhin schwierigen Weltmarktes. Der Richtpreis pro Kilogramm A-Milch wurde ab April 2016 sogar von 68 auf 65 Rappen gesenkt und auf diesem Niveau blieb er bis zum Jahresende.
Auch die Richtpreise für B- und C-Milch sanken noch tiefer als 2015. Der Milchgipfel vom 27. Mai 2016 konnte am schwierigen Umfeld nichts ändern. Die diskutierten Lösungsansätze wirken eher lang- und mittelfristig.
Abnahmeverträge müssen besser werden
Zentral erscheinen die Umsetzung einer Mehrwert-Strategie und die damit verbundene Freiwilligkeit der Lieferungen für B- und C-Milch. Die Stellung der Milchproduzenten gegenüber den Abnehmern muss in den Abnahmeverträgen verbessert werden. Zudem ist es wichtig, dass ein WTO-konformer Ersatz für das "Schoggi-Gesetz" gefunden wird.
Ab Mai 2016 verbesserten sich die Aussichten: Die Milcheinlieferungen entwickelten sich rückläufig und die Richtpreise für B- und C-Milch stiegen von Monat zu Monat leicht an. Auf dem Weltmarkt führte ein tieferes Angebot zu einer Trendwende bei den Preisen für Milchprodukte, welche ab der zweiten Jahreshälfte das Vorjahresniveau deutlich überschritten.
Preise im Ausland noch tiefer
Die Preisdifferenz zum Ausland bleibt jedoch trotz den tiefen Schweizer Milchpreisen hoch. Dies lässt sich z. B. mit den durchschnittlichen Käsepreisen im Aussenhandel belegen: Im ersten Halbjahr bestand eine Differenz von 2.15 Franken zwischen den Import- und Exportpreisen für Käse.
Eine positive Entwicklung der Schweizer Milchpreise hängt somit weitgehend von der Entwicklung der Weltmarktpreise ab und auch ob weniger margenschwache Produkte wie Butter und Magermilchpulver produziert werden.
Nutzvieh weiterhin gesucht
Der Markt der Milchkühe erlitt im Frühjahr aufgrund der tiefen Milchpreise einen Rückgang um rund 200 Franken auf 2900 Franken je Kuh. Im Juni und Juli kletterten die Preise der Milchkühe auf fast 3400 Franken je Kuh. Im August und September sanken sie wieder auf 3200 Franken.
Im Herbst blieben junge Milchkühe gesucht, weil viele Milchkühe mit Stieren von Fleischrassen besamt werden und sich so die Zahl der für die Nachzucht geeigneten reinrassigen, milchbetonten Kuhkälber reduziert.
Gesucht sind robuste, herdentaugliche Milchkühe von mittlerer Grösse und einer Milchleistung von 8000 Kilo pro Jahr mit tiefen Zellzahlen. Zum Jahresende pendelten sich die Preise der Milchkühe bei einem Stückpreis zwischen 3000 und 3100 Franken ein.
Tiefer Kuhbestand reduziert das Kuhangebot
Als Folge des anhaltend tiefen Milchpreises gingen die Milchviehbestände zurück. Verarbeitungsvieh war über das ganze Jahr gesucht. Zur Deckung der Nachfrage nach Verarbeitungsfleisch wurden Importe bewilligt.
Die Import-Freigaben lagen bei 10 200 Tonnen Kühe in Hälften, was 2125 Tonnen weniger war als 2015. Die Kuhfleischproduktion stieg 2016 um knapp 1 Prozent gegenüber 2015. Die T3-Kühe mit QM Schweizer Fleisch galten im Schnitt 7.70 Franken, das ist 4 Rappen weniger als im Vorjahr.