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«Rückzug gefährdet Ernte»

Seit 2005 wurden 208 Pflanzenschutz-Wirkstoffe verboten. Dieser Rückzug vieler Pflanzenschutzmittel gefährdet die Ernte. Der Schweizer Bauernverband (SBV) zeigt sich besorgt und warnt. Die Bundesämter wollen optimieren. Nationalrat Philipp Bregy (Mitte, VS) will deshalb die Zulassungsentscheide der EU übernehmen.

David Brugger, Leiter Geschäftsbereich Pflanzenbau beim SBV, findet dazu klare Worte: «Der Rückzug von Wirkstoffen und die Verzögerungen bei der Zulassung neuer Pflanzenschutzmittel führen dazu, dass den Bauern zunehmend Mittel zum Schutz der Kulturen fehlen. Ertragsausfälle sind ein Thema.» 

Im Bereich Pflanzenschutz seien in den letzten Jahren Beschlüsse mit weitreichenden Folgen getroffen worden, so der Aktionsplan Pflanzenschutz oder der Absenkpfad Pflanzenschutzmittel.

«Schlimm ist Wegfall zahlreicher Insektizide»

Die Folgen: «Zahlreiche Kulturen können nicht mehr geschützt werden. Grösste Risiken sehen wir bei Raps, Kartoffeln, Rüben und Gemüse, Obst und im Weinbau. Schlimm ist der Wegfall zahlreicher Insektizide. Seit 2005 wurde ein Drittel aller Wirkstoffe verboten oder zurückgezogen. Neu zugelassen wurden 88 Wirkstoffe seit 2013, darunter 41 natürliche wie Pflanzenöle, Magermilchpulver oder Schaffett. Das gleicht die Abgänge nicht aus. Es stauen sich über 700 Gesuche bei den Zulassungsbehörden», erklärt Brugger. 

David Herrmann von Bio Suisse ergänzt: «Meines Wissens sind Bio-Pflanzenschutzmittel weniger von diesem Rückstau betroffen. Aufgrund der vielen Abklärungen, die die Zulassungsbehörde verlangt, werden auch nur wenige neue Gesuche gestellt. Diese verteuern das Verfahren unnötig. Das verhindert, dass neue Mittel auf den Markt kommen.»

SBV sucht das Gespräch

Der SBV hat das Gespräch mit dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und jenem für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) gesucht. Das BLV ist neu zuständig für die Zulassungsverfahren.

Brugger sagt: «Wir fordern, dass weitere Massnahmen nur umgesetzt werden dürfen, wenn der Schutz der Kulturen gewährleistet bleibt, wenn Mittel zugelassen werden, wenn gleiche Anforderungen an inländische wie importierte pflanzliche Lebensmittel gestellt werden und wenn die Schweiz offen ist für neue Pflanzenzüchtungsverfahren. Es braucht eine Züchtungsoffensive und dafür Engagement des Bundes. Die Pflanzenzüchtung ist ein wichtiger Teil der Lösung.»

Ämter haben Ressourcen aufgestockt

Laut Sarah Camenisch vom BLV haben die am Zulassungsverfahren beteiligten Ämter Massnahmen getroffen, um neue Gesuche rascher bearbeiten zu können. «Die Personalressourcen wurden aufgestockt. Die Pflanzenschutzmittelverordnung wird dieses Jahr revidiert. Dabei werden aktuelle Anliegen berücksichtigt.» Und auch das geplante Swiss Plant Breeding Center als Kompetenzzentrum solle ab 2025 mit zwei Millionen Franken unterstützt werden.

Laut Herrmann ist Bio von den Rückzügen kaum betroffen. «Da die verbotenen Wirkstoffe problematische Eigenschaften haben, werden diese Verbote begrüsst. Beim Pflanzenschutz besteht aber grosser Nachholbedarf für neue Biowirkstoffe. Die verstärkte Forschung in diesem Bereich käme auch ÖLN-Produzenten zugute.»

Widerspricht Grundsatz

Aktuell stehen den Schweizer Landwirten viele Pflanzenschutzmittel (PSM) nicht zur Verfügung, da in den letzten Jahren viele alte PSM verboten oder vom Markt genommen wurden und nur eine sehr geringe Zahl neuer Mittel bewilligt wird.

Dies widerspreche dem Grundsatz, wonach die Schweiz die Versorgung mit einheimisch produzierten Lebensmitteln fördern wolle, hält Nationalrat Philipp Bregy (Mitte, VS) in einer von ihm eingereichten parlamentarischen Initiative fest.

«EU-Zulassung anerkennen»

Die Situation für Landwirte sei nicht länger haltbar. Er fordert deshalb, dass die Schweiz bei der Zulassung von Wirkstoffen respektive PSM die Zulassungsentscheide von der EU und von deren Mitgliedsstaaten übernimmt. Bereits heute würden in allen technischen Bereichen der Zulassung die EU-Vorschriften übernommen. Die Wirkstoffgenehmigung sei damit stark an die EU gekoppelt.

Dennoch würden heute in der Schweiz fast keine PSM mehr zugelassen. Administrativ führe die Initiative von Bregy zu einer enormen Entlastung der Behörden und zu einer rasch messbaren Verbesserung für die Schweizer Landwirtschaft. Bregy will mittels der vorliegenden Initiative sicherstellen, dass die Produktbewilligungen den schweizerischen Anwendungsvorschriften entsprechen ‒ und wo nötig ‒ gegenüber der EU an die schweizerischen Bedürfnisse angepasst werden.

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