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Rund 250 Betriebe machen Hoftötung

Anstatt ein Rind oder Schwein in den Schlachthof zu fahren, töten rund 250 Bauernbetriebe in der Schweiz ihre Nutztiere auf dem Hof. Tierwohl, Nachhaltigkeit und die Fleischqualität spielen in den Überlegungen der Landwirtinnen und Landwirte dabei eine Rolle.

Seit 2020 sind Hof- und Weidetötungen in der Schweiz erlaubt. Seither hat sich ein Nischenmarkt entwickelt. Genaue Zahlen, wie viele Betriebe Hoftötungen durchführen, gibt es laut dem Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (Fibl) nicht.

Es schätzt die Zahl auf etwa 250 Betriebe. Nur ganz wenige töten ihre Tiere direkt auf der Weide. Das Fibl schätzt deren Zahl auf unter zwanzig. Im Zusammenhang mit den Hofschlachtung sind in den vergangenen Jahren spezialisierte Dienstleister entstanden. Diese übernehmen in der Regel das Betäuben, Entbluten und den Transport des Schlachtkörpers zum Schlachtbetrieb.

In vertrauter Umgebung

Einer, der sich auf solche Hoftötungen spezialisiert hat, ist der Oberaargauer Andreas Hirschi. «Stressfrei vom Hof» heisst sein Angebot. Er verfügt über eine mobile Schlachteinheit, mit der er zum jeweiligen Hof fahren kann. Die zu schlachtenden Tiere verbringen ihre Zeit bis zuletzt in vertrauter Umgebung. Ein Rind wird am Schlachttag mit Futter angelockt und in einem Selbstfanggitter fixiert. Viele Tiere kennen solche Gitter von der täglichen Fütterung her oder werden vor dem Schlachttag an solche gewöhnt.

Das fixierte Tier wird dann vom Fachmann mit einem Bolzenschuss betäubt. Schweine erhalten einen Stromschlag. Dann muss alles sehr rasch gehen: das betäubte Rind wird innerhalb von einer Minute entblutet, bei Schweinen ist die Zeitspanne noch kürzer. Danach führt Hirschi den Schlachtkörper zu einem nahegelegenen Schlachtlokal, wo er weiterverarbeitet wird.

Strenge Zeitvorgaben

Um Hoftötungen durchführen zu können, brauchen die Betriebe eine Bewilligung vom Kanton. Zudem ist die Umstellung auf Hoftötung mit einem gewissen Aufwand verbunden. Ein Landwirtschaftsbetrieb muss auch einen Metzger oder Schlachthof finden, wohin das Tier nach dem Tod zur Weiterverarbeitung hingebracht werden kann.

Höchstens 90 Minuten darf es dauern, bis das entblutete Tier in einem Schlachtbetrieb angekommen und ausgenommen ist. Anfangs betrug die Zeitlimite lediglich 45 Minuten. Mit der Erhöhung auf 90 Minuten ist die Hoftötung nun auch für etwas abgelegenere Betriebe möglich.

Vorwiegend Direktvermarktung

Die Zahl der Hoftötungen wächst nicht rasant, da das Fleisch fast ausschliesslich über Direktvermarktung verkauft werden muss, wie das Fibl der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage mitteilte. Absatzkanäle wie Detailhändler, Gastronomiebetriebe oder Fleischhandelsunternehmen, die solches Fleisch abnehmen oder anbieten, gebe es bis jetzt kaum. Auch ein Label für die Vermarktung gebe es bisher nicht.

Laut Fibl existieren bereits eine Vielzahl von Labels im Tierbereich, etwa Bio Suisse und IP-Suisse. Die Art der Schlachtung separat auszuweisen wäre für dieses kleine Segment der Hoftötungen zu aufwändig.

Stresshormone

Eine Organisation, die Hoftötungen seit 2020 fördert und unterstützt ist KAG Freiland. Sie hat dazu das Projekt «Lebwohl» initiiert. Aufgrund der fortschreitenden Industrialisierung sinke die Anzahl lokaler Schlachtbetriebe, während grosse Schlachthöfe ausgebaut würden, schreibt KAG Freiland auf ihrer Internetseite.

So würden Schlachttiere oft langen Transporten unterzogen. Dies verursache Stress bei den Tieren. Die Organisation sieht die Hoftötung als schonende Alternative. Stresshormone können die Qualität des Fleisches negativ beeinflussen, wie unter anderem eine 2018 veröffentlichte Agroscope-Studie zeigte. In einer Fibl-Studie von 2023 wurden grosse Unterschiede in den stressanzeigenden Parametern im Blut von im Schlachthof geschlachteten und auf dem landwirtschaftlichen Betrieb getöteten Tieren festgestellt.

Kunden mit Interesse an Tierwohl

«Was die Marktsituation angeht, dürfte der Absatz für die meisten direktvermarktenden Betriebe recht gut sein», heisst es beim Fibl weiter. Die Konsumentinnen und Konsumenten, die direkt vom Hof kaufen, seien mehrheitlich auf Tierwohlfragen sensibilisiert und auch bereit, einen Mehrpreis für Hof- und Weidetötung zu bezahlen. Allerdings dürfte auch in diesem Markt die Inflation nach Pandemie, Ukrainekrieg und Energiekrise dazu geführt haben, dass viele Konsumentinnen und Konsumenten sparsamer einkaufen.

Kommentare (3)

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  • Egon Tschofen Montafon | 21.04.2025
    Ich bin Metzger u.komme aus Österreich bei uns gibts das nicht aber das wer das beste. Für Mutter Kuh Haltung sowieso.
  • jürg | 08.04.2025

    Wenn man sieht was COOP alles unternimmt, und wie wichtig ihnen das stressfrei töten ist, merkt man schon dass es wohl einen grossen Einfluss auf die Fleischqualität hat, wie und wo das Tier getötet wird.


    Coop lobt ja den neuen Schlachthof als der Beste weltweit.


    Es sei extra eine Tierpsychologin aus Amerika als Beraterin beigezogen worden, um den Tieren jeden Stress abzunehmen.


    Aber den Transport und das verlassen der gewohnten Umgebung und Herde, kann man nur mit einer Hoftötung vermeiden!


    Also ist die Hoftötung wohl die beste Art ein Tier zu töten.


    Wer einmal den Unterschied gesehen und Fleisch aus einer Hoftötung genossen hat , weiss warum.


    Es ist klar dass man nicht alle Tiere so töten kann, aber wer auf Tierwohl und Fleischqualität setzt, kommt nicht an der Hoftötung vorbei.

    • Martin | 08.04.2025
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