Die Schweizer Schweinezüchter setzen auf die Genomik. Damit nehmen sie weltweit eine Leaderrolle ein. Doch die Schweizer Schweine sind nicht nur deshalb in der EU, in Brasilien und neu sogar in Russland gefragt.
Anfang 2017 will die Suisag die genomische Zuchtwertschätzung in der Schweinezucht bei sämtlichen Produktionsmerkmalen einführen. Schon seit Anfang dieses Jahres kommt sie bei den Reproduktionsmerkmalen zum Einsatz. «Das wird den Zuchtfortschritt und die Genauigkeit der Zuchtwerte vor allem bei den Merkmalen intramuskulärer Fettgehalt, Magerfleischanteil und Muskeldicke erhöhen», betont Henning Luther, Zuchtleiter und Exportmanager der Suisag.
Aufzuchtleistung top
Mit der zunehmenden Fokussierung auf die Genomik nimmt die Schweiz in Europa eine führende Rolle in der Schweinezucht ein. «Erst wenige weltweit tätige Schweinezuchtorganisationen aus Dänemark oder den USA setzen auf die genomische Selektion», weiss Luther. In Deutschland oder Österreich beginne man erst jetzt mit deren Einführung.
Die Genomik sei aber nicht der einzige Trumpf, den die Schweizer Schweinezüchter im Ärmel hätten, meint Luther. Im Gegenteil: «Das Schweizer Edelschwein ist die ruhigste und umgänglichste Sau in Europa. Bei uns wird seit Jahrzehnten das freie Abferkeln praktiziert. Deshalb ist unsere Genetik in deutschen Biobetrieben sehr gefragt.» Beim Gesäuge und bei der Aufzuchtleistung spiele die Schweiz ebenfalls vorne mit: «Die Aufzuchtleistung unserer Sauen ist top. Wir haben viele abgesetzte Ferkel, obschon die Sauen nicht in Kastenständen stehen. Dänische Sauen gebären mehr Ferkel, können sie aber nicht alle aufziehen.»
Auch lebende Tiere exportieren
Diese Tatsache hat zur Folge, dass Schweizer Landrasse- und Edelschwein-Eber in Deutschland auf KB-Stationen im Einsatz sind – und das äusserst erfolgreich, wie Luther weiss: «10'000 Portionen Sperma von diesen Ebern werden pro Jahr verkauft, das sind 20 Prozent des Schweizer Inlandmarktes. Ein Schweizer Eber führt zudem die Bayrische Zuchtwertschätzung mit grossem Vorsprung an. In Bayern hat das Schweizer Edelschwein über 50 Prozent Marktanteil.» Laut Luther besteht auch in Frankreich und Luxemburg Interesse an Schweizer Schweinegenetik.
Sogar in Brasilien wurde man auf Schweizer Schweine aufmerksam. Aus exportiertem Tiefgefriersperma wurden dort schon über 1000 Zuchtferkel geboren. Als nächster Markt soll Russland erschlossen werden. «Wir möchten gerne Sperma und lebende Tiere exportieren», bestätigt der Exportmanager. «Leider gibt es hohe veterinärmedizinische Hürden. Deshalb müssen wir abklären, ob wir Tiere oder Tiefgefriersperma liefern können. Die Nachfrage wäre vorhanden.»