Das russische Landwirtschaftsministerium geht jetzt für die Getreideernte 2024 von einem tatsächlichen Aufkommen in Höhe von 130 Mio. Tonnen aus. Vorläufige Statistiken hätten zwar darauf hingedeutet, dass die Getreidemenge bei 128 Mio. Tonnen liegen werde, aber die endgültige Zahl dürfte 130 Mio. Tonnen betragen, sagte Ressortchefin Oksana Lut am Mittwoch 29. Januar 2025 auf der Allrussischen Agrarkonferenz.
Damit würde die Prognose eintreffen, die das Moskauer Agrarressort zu Beginn der letztjährigen Erntesaison abgegeben hatte. Die endgültigen Daten wird das Nationale Statistikamt (Rosstat) im März vorlegen.
Schwieriger Wetterbedingungen
Zwischenzeitlich kamen allerdings wegen schwieriger Wetterbedingungen Zweifel daran auf, ob die Prognose des Ministeriums gehalten werden kann. Anfang September hatte beispielsweise das Institut für Agrarmarktstudien (IKAR) seine Schätzung auf 125 Mio. Tonnen Getreide herabgesetzt. Das Unternehmen ProZerno prognostizierte damals ein Getreideaufkommen von 126 Mio. Tonnen. Im Jahr 2023 hatten die russischen Landwirte noch 144,9 Mio. Tonnen Getreide eingefahren.
Nach Angaben der Ministerin beläuft sich die Ölsaatenernte 2024 auf 30 Mio. Tonnen. Bei Sojabohnen sei ein Rekordergebnis von mehr als 7 Mio. Tonnen erreicht worden. Diese Menge decke den Bedarf der heimischen Tierhaltung komplett ab.
Export von gentechnikfreien Sojabohnen
Lut verwies darauf, dass Russland keine gentechnisch veränderten Sojabohnen mehr importieren müsse. Es sei möglich, die Produktion weiter zu steigern, insbesondere in den Regionen des Fernen Ostens. Das sei wichtig, um den Export von gentechnikfreien Sojabohnen nach China aufrechtzuerhalten.
Ein weiterer Spitzenwert wurde 2024 der Ministerin zufolge bei Raps mit einer Erntemenge von 4,7 Mio. Tonnen erzielt. Allerdings sei die EU als Absatzmarkt für Rapsöl weggebrochen. Die russischen Exporteure würden aber neue Märkte finden. Eingebracht wurden im vergangenen Jahr zudem 1,2 Mio. Tonnen Reis. Lut ist überzeugt, dass «sehr bald» 1,5 Mio. erreicht werden können.
Exportprognose gesenkt
Unterdessen senkte die Russische Getreideunion (RGU) ihre Exportprognose für das Wirtschaftsjahr 2024/25. Erwartet wird jetzt eine Ausfuhrmenge von 47 bis 48 Mio. Tonnen Getreide, davon maximal 41 bis 42 Mio. Tonnen Weizen. Im vergangenen Sommer hatte der Verband noch mit Exporten in Höhe von 52 Mio. Tonnen Getreide gerechnet. Im Januar 2025 sei die Ausfuhrmenge an Weizen im Vorjahresvergleich um die Hälfte gesunken, so Verbandspräsident Arkadi Slotschewski.
Einer der Gründe für diese Entwicklung sind nach seiner Ansicht die von Moskau im Sommer 2021 eingeführten Exportzölle für Getreide. Diese hätten zu einem Anstieg der Weizenpreise auf dem Weltmarkt geführt. Daraufhin sei der Weizenanbau weltweit um 1,5% ausgedehnt worden, wodurch das Angebot gestiegen sei. «Und in der Folge sind wir mit der Tatsache konfrontiert, dass die Welt ohne unseren Weizen leben kann», so Slotschewski. Mittlerweile reagierten die Weltmarktpreise gar nicht mehr auf einen Rückgang der russischen Exportprognosen.