Am 13. Juni wird über das CO2-Gesetz abgestimmt. Der Schweizer Bauernverband überlegt sich, auf eine Parole zu verzichten. Nicht nur wird es Druck auf die Anzahl Raufutterverzehrer in der Schweiz geben, auch abstimmungstaktische Überlegungen spielen eine Rolle.
Auch wenn bis 2030 sämtliche Traktoren elektrifiziert wären und die Landwirtschaft kein Diesel, kein Benzin und kein Erdöl mehr verbrauchen würde, würde sie ihr Klimaziel laut CO2-Gesetz noch verfehlen. Also muss viel mehr Mist in Biogasanlagen gehen, es braucht auf einmal sehr viel (womöglich teure) Innovation, die Senkenleistungen vom Boden müsste der Landwirtschaft korrekt angerechnet werden oder es geht an die Tierbestände, insbesondere an die Zahl der Mutterkühe und der Milchkühe in der Talzone, was gut zur politischen Grosswetterlage passen würde und am einfachsten umzusetzen wäre.
Viel Methan von den Kühen
Denn Mutterkühe und Milchkühe stossen viel Methan aus, das ebenfalls ein Treibhausgas ist und in CO2-Äquivalente umgerechnet in die CO2-Emissionen der Landwirtschaft eingeht und dort viel mehr ins Gewicht fällt als sämtliche Dieseltraktoren. Das Bundesamt für Landwirtschaft sagt bereits, aus Klimagründen sollte im Ackerbaugebiet möglichst viel Ackerbau betrieben werde und eher nicht Tiere gehalten werden. Lesen Sie dazu die Hintergründe im «Schweizer Bauer» vom 27. März 2021.
Könnte 3x-Ja-Tendenz in den Städten noch verstärken
Der noch zunehmende politische Druck auf die Tierbestände ist aber nur eine Befürchtung der landwirtschaftlichen Kreise, die sagen, der Schweizer Bauernverband (SBV) solle auf eine Parole zum CO2-Gesetz, über das am 13. Juni abgestimmt wird, verzichten. Im SBV tätige Leute, die sich wegen des herrschenden Mainstreams auf der SBV-Geschäftsstelle nicht öffentlich äussern wollen, sagen zum "Schweizer Bauer", dass mit einer Ja-Parole die Landwirtschaft nicht nur anerkenne, dass es ein akutes Umweltproblem gebe, sondern mit einem eigenen Ja auch das Ja zum CO2-Gesetz zu befördern helfe, das in den Städten die Ja-Neigung zur Trinkwasser-Initiative und zur Pestizidinitiative ohnehin schon verstärke. Hingegen brauche der SBV jeden einzelnen SVP-Wähler, um die zwei Agrar-Initiativen zu bodigen.
Andere sehen es gerade umgekehrt
Umgekehrt gibt es Stimmen im SBV, die bei einem Verzicht auf die Ja-Parole ein Glaubwürdigkeitsproblem für die Landwirtschaft befürchten, da sie sich bislang gegen das CO2-Gesetz nicht nur nicht gewehrt habe, sondern es befürwortet habe. Diese Kreise sagen, die Landwirtschaft habe viel ins Gesetz einbringen können, und das Gesetz sei von Mitte und FDP massgeblich geprägt worden, und gerade diese Wähler brauche man, um am 13. Juni eine Mehrheit gegen die Trinkwasser-Initiative und die Pestizidverbotsinitiative zusammen zu bringen.
Hier ist die Furcht vor den linksgrün dominierten Redaktionen der Medien und den vielen auf Social Media aktiven Linksliberalen und Grün bis Grünliberalen, die dem SBV schon nur deswegen aufs Dach geben könnten, wenn er sagt, er konzentriere sich auf die zwei Agrarinitiativen, die er bekämpft, statt sich mit einer eigenen Parole noch in den Kampf zwischen SVP und Teilen des Gewerbes gegen alle anderen Kreise einzumischen.
Da braucht es keine Empfehlung des SBV.