Die Geteilschaft der Alpe Fesel hat sich an einer ausserordentlichen Generalversammlung Mitte Dezember dazu entschieden, die Milchwirtschaft auf der Feselalp einzustellen. Dies bedeutet auch das Ende der alpeigenen Käserei, in der jeden Sommer rund 7 Tonnen Käse hergestellt wurde. Grund dafür ist, dass der Betrieb auf der Alpe sehr aufwändig und vor allem defizitär sei, wie der «Walliser Bote» berichtet.
Personalbeschaffung
Auf der Feselalpe wurden rund 30 Eringerkühe und 50 Milchkühe gesömmert. Sie nahmen jeweils aus den Regionen Turtmann, Susten und aus dem Goms den Weg unter ihre Hufe, um den Sommer auf dieser Walliser Alp zu verbringen. Ihre Milch wurde dabei auch gleich zu Alpkäse, Mutschli und Raclettekäse verarbeitet. Damit ist jetzt aber Schluss. Die Geteilschaft der Alpe Fesel hat entschieden, bereits ab nächsten Frühling die Milchkühe durch Schafe zu ersetzen.
Ein Grund, wieso sich die Geteilschaft zu diesem Schritt durchgerungen hat, liege auch in der Personalbeschaffung. Die Entschädigung für die harte Arbeit auf der Alp ist bescheiden. Hirten, Senner und Käser zu finden, wäre immer schwieriger, verrät Alpvogt Helmut Bitz dem «Walliser Boten».
Die jüngere Generation sei auch nicht mehr bereit, so viel Zeit zu investieren. Es sei ein Generationenproblem, ergänzt Thomas Tscherry von der Geteilschaft. Auch werde es immer schwieriger Vorstandsmitglieder zu finden. In Gampel-Bratsch gäbe es zudem immer weniger Nutztiere. Die Kosten blieben jedoch dieselben.
Pacht zu Pauschalpreis
An der Generalversammlung der Geteilschaft sei auch bestimmt worden, dass die Alpe zu einem Pauschalpreis verpachtet werden solle. Erste potenzielle Pächter hätten die Gelegenheit genutzt sich vorzustellen. Fünf Parteien aus der Deutschschweiz und dem Wallis hätten ihr Interesse angekündigt, die Feselalpe zu pachten.
Den Zuschlag erhielt – relativ knapp - die einheimische Partei aus Gampel-Bratsch. Dazu gehören Alpvogt Helmut Bitz, Thomas Schnyder und Daniel Prumatt. Bitz und Prumatt werden ihre Schafe auf der Feselalp sömmern. Schnyder wird Eringerkühe den Sommer auf der Alp verbringen lassen. Bereits ab nächsten Frühling wird es also keine Milchkühe mehr auf der Feselalp geben.
Geteilschaften im Wallis
Eine Geteilschaft ist ein Arbeits- oder Besitzkollektiv. Dabei verfügen die Geteilen über bestimmte Rechte und Pflichten, die in schriftlich festgelegten Statuten und Reglementen geregelt sind. Zu den Pflichten der Geteilen gehört insbesondere die Teilnahme am Gemeinwerk und die Übernahme von Ämtern, zu den Rechten die Nutzung gemeinsamer Güter und Einrichtungen.
Das Geteilschaftswesen hat sich im Wallis aus den mittelalterlichen Bauernzünften herausentwickelt. Mit Regelwerken und Ordnungen organisierten die Geteilschaften während Jahrhunderten das bäuerliche Wirtschaftsleben des Wallis. Sie regelten insbesondere die Nutzung gemeinsamer Güter wie Wasser, Wald oder Alpweiden und waren für Bau und Unterhalt kollektiver Werke wie Wasserfuhren, Wege, Alpeinrichtungen oder Backöfen zuständig.
Trotz des geänderten Umfeldes nehmen die Geteilschaften im Wallis auch in heutiger Zeit wichtige juristische, wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftliche Funktionen wahr. (Quelle: lebendige-traditonen.ch)
Gelobte Herdenschutzmassnahmen
Die Herdenschutzmassnahmen werden eine weitere grosse Herausforderung für die neuen Pächter darstellen. Die Pächter seien jedoch bereits daran, ein Konzept auszuarbeiten, so Bitz. Sie wollen zeigen, dass es funktionieren kann.
Von Naturschutzorganisationen hätten sie dazu jedenfalls schon positive Rückmeldungen erhalten. Geplant sei, zwei Hirten anzustellen. Ein Hirte solle für die Schafe verantwortlich sein, der andere solle stets auf die Eringerkühe achten. Von Mai bis Oktober sollen die Tiere betreut werden. Erste Bewerbungen für diese Stellen seien auch bereits eingegangen, heisst es im Bericht vom «Walliser Bote».
Traditionen verschwinden
Dass der Entscheid für die Vergabe der Pacht auf eine einheimische Partei gefallen ist, scheint vielleicht auch der Befürchtung entgegengewirkt zu haben, dass sich die Traditionen langsam zu ändern beginnen. Und zwar nicht nur auf der Feselalpe. Helmut Bitz befürchte, dass sich eine solche Entwicklung auch auf anderen Alpen abspielen werde. Denn die Milchwirtschaft sei aufwendig und werde sich wohl dereinst auf ein paar wenige Alpen beschränken, so der neue Pächter.
Auch ein düsteres Bild zeichnet Thomas Tscherry. Wenn es so weitergehe wie bisher, werde wohl niemand mehr Nutztiere halten und das Interesse an den Alpen werde immer mehr schwinden, so Tscherry. Dass Traditionen aber nicht einfach so aufgegeben werden, lässt einer der neuen Pächter durch seine dienstbereite Aussage erkennen. «Wir engagieren uns und man kennt uns im Dorf. Die Feselalpe ist unsere Heimat und wir wollen sie nicht aufgeben», gibt Bitz dem «Walliser Bote» z u verstehen.
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