Am Dienstag begannen die Beständeschauen von Swissherdbook. Der Startschuss in die Frühlingsschausaison bringt personell grosse Veränderungen. Christian Aegerter, der Präsident der Schaukommission, sowie zehn Experten sind neu.
«Schweizer Bauer»: Sie sind seit 1. Januar neuer Präsident der Schweizerischen Schaukommission. Wie sind Sie in das Amt gestartet?
Christian Aegerter: Dank meinem Vorgänger Stefan Schumacher, der mir die Geschäfte wohl geordnet übergeben hat, bin ich gut gestartet. Schumacher hat mir gezeigt, auf was man schauen muss. Es ging dann doch steil los. Bereits am 7.Januar hatte ich meinen ersten Termin an der DV des Emmentalischen Fleckviehzuchtverbandes. Mit Hanspeter Fuss habe ich einen erfahrenen Gruppenleiter als neuen Vizepräsidenten an der Seite. Und auch meine Frau und meine Familie sind wichtig für das Amt. Mit Expertentagen, Sitzungen und Versammlungen bin ich etwa 60 Tage im Jahr unterwegs. Ohne meine Familie könnte ich das unmöglich leisten.
Warum braucht es die Beständeschauen überhaupt noch?
Ich bin überzeugt, dass der Vergleich auf dem Schauplatz noch immer für den Zuchtfortschritt wichtig ist. Der einzelne Betrieb sieht damit, wo er züchterisch in etwa steht. Auch für den Handel haben die Schauen eine gewisse Bedeutung. Viehschauen gehören einfach auch zu unserer Kultur. Nicht zu unterschätzen ist der Kontakt mit der nichtbäuerlichen Bevölkerung. Gerade die Jubiläumsschauen sind geniale Anlässe, um die Landwirtschaft einem breiten Publikum zu vermitteln. Ich würde mir wünschen, dass der Kontakt von den Viehzuchtgenossenschaften und -vereinen noch stärker gesucht würde. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass man auch mal eine Schulklasse auf einen Schauplatz einladen würde, damit ihnen die Experten erklären könnten, auf was es bei einer schönen und wirtschaftlichen Kuh ankommt. Gerade in diesem Bereich gäbe es noch viel Potenzial, um die Landwirtschaft besser zu vermarkten.
Nicht nur Sie und der Vizepräsident sind neu, sondern es gab auch viele neue Experten und Gruppenleiter...
Ja, das stimmt. 10 von 44 Experten, wobei hier die vier Westschweizer Stierenexperten mitgezählt sind, wurden auf dieses Jahr neu gewählt. Und wegen den zahlreichen Rücktritten wegen Amtszeitbeschränkung haben wir auch viele neue Gruppenleiter. 6 von 15 Gruppenleitern sind ebenfalls neu im Amt. Es macht mir Freude, mit diesen jungen Experten und Gruppenleitern zusammenzuarbeiten. Wegen den Wechseln haben wir einen Informationstag in Zollikofen für die neuen Gruppenleiter und Experten durchgeführt. Uns ging es darum, die Unterlagen, Reglemente und Beurteilungsbeispiele abzugeben, diese aber auch zu erklären. Diesen Informationstag haben wir auch deshalb gemacht, damit wir am Einführungskurs, der für alle Experten obligatorisch ist, die Neulinge bereits in die Gruppen einbinden konnten. Damit waren die neuen Experten und Gruppenleiter am Einführungstag optimal vorbereitet und konnten vom Kurs profitieren.
Dann ging es ans Einteilen. War das nicht eine Herausforderung mit den vielen Neuen?
Ja, das war es. Ich brauchte fast drei Tage, um die Einteilung fertigzustellen. Schliesslich konnte ich 412 Expertentage vom 21. März bis 13. Mai einteilen. Schwierig war es vor allem deshalb, weil ich ausgeglichene Teams aus erfahrenen und neuen Experten zusammensetzen wollte. Zudem nehmen die Experten als aktive Viehzüchter ja auch an den Beständeschauen teil und können an diesen Tagen selber nicht als Experten im Einsatz sein. Es gibt aber noch viele andere Sachen zu beachten, beispielsweise, dass man Experten so einteilt, dass etwa auf Schauplätzen mit vielen Simmentalerkühen auch möglichst Experten eingeteilt werden, welche selber diese Rasse zu Hause haben. Allerdings erwarte ich grundsätzlich von jedem Experten, dass er jede Rasse neutral und objektiv beurteilen kann. Eine schöne Kuh hat keine Farbe.
Haben Sie ein gutes Gefühl, um mit diesem stark verjüngen Expertenteam an den Start zu gehen?
Der Einführungskurs hat allen gut getan. Dort konnten auch Mankos, welche vielleicht der eine oder andere noch hatte, aufgearbeitet werden. Jetzt bin ich guten Mutes. Zudem haben wir genügend Expertentage eingerechnet. Deshalb werden wir den Zielwert von 50 Kühen pro Experte und Tag dieses Jahr sicher nicht erreichen können.
Was haben Sie Ihren Leuten gesagt, auf was es bei einem guten Viehschauexperten ankomme?
Ich habe betont, dass die Experten bestimmt, aber respektvoll und anständig mit den Viehzüchtern umgehen sollen. Rauchen oder auf dem Handy herum spielen während der Arbeit ist deshalb ein Tabu. Mir ist aber auch wichtig, dass die Experten möglichst häufig Ausstellungen besuchen, um sowohl über das Niveau der Zucht im Bild zu sein, aber auch, um den Züchtern Respekt entgegenzubringen. Die Zucht geht immer weiter. Als guter Viehschauexperte muss man sich deshalb ständig weiterbilden und über die Zuchttrends in allen Rassen im Bild sein.
Was ist an dieser Frühlingsschausaison sonst noch zu erwähnen?
Speziell diesen Frühling sind die sechs Jubiläumsschauen. Auch deshalb erwarten wir tendenziell eine gute Auffuhr.
Zur Person
Der 47-jährige Christian Aegerter betreibt mit seiner Frau Ruth und den drei Kindern in Gurzelen BE einen Milchwirtschaftsbetrieb mit 25 bis 30 Red-Holstein- und Holstein-Kühen. Dazu kommen rund 50 Stück Jungvieh. Musik ist neben der Viehzucht sein zweites Hobby.