Eine aus Mittelamerika eingeschleppte Schildlausart bedroht die in Israel weit verbreiteten Feigenkaktus-Gewächse, die als Nationalsymbol des Landes gelten. Da die Laus im östlichen Mittelmeerraum keine natürlichen Feinde hat, sehen Wissenschaftler den gesamten Kakteenbestand bedroht.
Dies berichtete die Zeitung «Haaretz». Israels Landschaft ohne üppige Feigenkaktushaine und ein Sommer ohne die süssen Früchte seien einfach unvorstellbar, schrieb die Zeitung. Vor zwei Monaten hatten Bewohner des Hula-Tals im Norden des Landes Forscher und Forstbehörden auf die rasch zunehmenden Pflanzenschäden hingewiesen. Untersuchungen ergaben, dass die Schildlausart Dyctylopius Opuntiae die Kakteen bedroht.
Begehrter Farbstoff
«Die Laus spritzt ein Gift in das Pflanzengewebe, um ihre Nahrungsstoffe leichter aussaugen zu können. Am Ende stirbt das ganze Gewächs», erläutert Professor Svi Mendel vom Agrarforschungsinstitut Volcani Center in Beit Dagan. Die Feigenkakteen waren vor hunderten Jahren aus Mexiko nach Palästina geholt worden, um aus ihnen mit Hilfe einer anderen Schildlausart den roten Farbstoff Karmin zu gewinnen.
Die Sabre genannten Kaktusfeigen wurden bald zu einem Nationalsymbol: So bezeichneten sich die in Palästina geborenen Juden als Sabre, um ihre Verwurzelung zu betonen. In ihrer zentralamerikanischen Heimat hat die Schildlaus natürliche Feinde, die ihre Vermehrung begrenzen. Vermutet wird, das ein israelischer Tourist von dort kürzlich Pflanzen mitbrachte, die bereits von Dyctylopius Opuntiae befallen waren.
Natürliche Feinde einbürgern
Gerade weil sich die Läuse-Epidemie bisher auf das Tal zwischen libanesischer Grenze und See Genezareth beschränkt, wollen die Behörden rasche Gegenmassnahmen ergreifen.
Bevor zum massiven Einsatz von Insektiziden gegriffen wird, wird derzeit erwogen, die natürlichen Feinde dieser Schildlausart zu importieren und landesweit einzubürgern. Dazu müssen aber erst die Folgen eines solchen Eingriffs abgeschätzt werden, der am Ende seinerseits die Flora und Fauna stark verändern könnte, erläuterte Professor Mendel.