Verbandsgeschäftsführer Christian Lang sprach am 9. Mai von einer «neuen Dimension der Gefährdung heimischer Gemüsearten». Die eigentlich ungefährlichen Zikaden übertragen bekanntlich die Pflanzenkrankheiten Syndrome Basses Richesses (SBR) und Stolbur. Eine Bekämpfung ist bislang nur eingeschränkt möglich.
Bio ohne Pflanzenschutzmittel
Bislang galt die Schwarzbrache als erfolgversprechend, um den Entwicklungszyklus der Insekten zumindest bei einjährigen Kulturen zu unterbrechen. Mehrjährige Kulturen wie Spargel oder Rhabarber könnten aber zu dauerhaften Vermehrungsorten werden, warnte Johannes Ritz von der Bioland-Beratungsdienst GmbH, die bei der Nachweisführung beteiligt war.
«Bisher war noch unklar, ob sich die Tiere dort auch vermehren können und ausfliegen. In den letzten Wochen wurde daraus Gewissheit», erläutert Ritz. Gerade in Bio-Betrieben stünden keine geeigneten Pflanzenschutzmittel zur Verfügung, warnte er.
Noch kein offizielle Warnaufruf
Die Zikaden profitieren offenbar von den unter der Folienabdeckung herrschenden höheren Temperaturen und würden früher Flugreif, erklärte Natascha Witzczak, die in einem Forschungsprojekt zur Schilf-Glasflügelzikade des Landes Rheinland-Pfalz tätig ist und zudem am Julius-Kühn-Institut zu den Tieren promoviert. Den Effekt kenne man bereits aus dem Kartoffelanbau.
Die Entdecker der neuen Entwicklung weisen dennoch darauf hin, dass sich aus den Erkenntnissen noch kein unmittelbarer Bedarf für Pflanzenschutzmassnahmen in konventionellen Betrieben ableiten lässt. Nach wie vor gelte, dass zunächst ein offizieller Warnaufruf abzuwarten sei. Die meisten Zikaden kämen zudem weiterhin aus Wintergetreide, das nach Zuckerrüben angebaut werde.