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Schlachthof für ganze Branche?

Trockenfleisch und insbesondere Schweizer Geflügelfleisch sind Wachstumstreiber bei Bell. Für deren Chef, Lorenz Wyss, bleibt die Schweiz der Kernmarkt. Er äussert sich auch über das Neubauprojekt der Zerlegerei.

 

 

Trockenfleisch und insbesondere Schweizer Geflügelfleisch sind Wachstumstreiber bei Bell. Für deren Chef, Lorenz Wyss, bleibt die Schweiz der Kernmarkt. Er äussert sich auch über das Neubauprojekt der Zerlegerei.

«Schweizer Bauer»: Während der Pressekonferenz erwähnten Sie das Schweizer Geflügel als Wachstumstreiber von Bell. Weshalb ist das so?
Lorenz Wyss: Die Schweiz hat im Vergleich zu den übrigen Ländern die beste Geflügelproduktion der Welt. Es ist ähnlich wie beim Schweizer Ei. Das Vertrauen der Konsumenten in das Produkt ist da, die Qualität ist ausgezeichnet. Die Entwicklung ist sehr erfreulich.

Wie stark hat sich der Wiesenhof-Vorfall (Red.: im vergangenen September hat Coop Wiesenhof-Produkte wegen Tierhaltungsmissständen beim deutschen Unternehmen ausgelistet) auf den Absatz ausgewirkt?
Dies haben wir schon gespürt. Der Trend hin zu Schweizer Geflügel hat sich verstärkt. Aber der höhere Absatz  ist natürlich nicht nur auf den Wiesenhof-Vorfall zurückzuführen.

Sucht Bell nun weitere Schweizer Produzenten?
Das haben wir bereits gemacht. Wir müssen aber vorsichtig sein beim weiteren Ausbau. Eine minutiöse Planung ist deshalb unabdingbar, um nicht in eine Überproduktion zu geraten.

Was plant Bell beim Trutenfleisch. Wird wieder auf einheimisches Ware zurückgegriffen?
Im Geflügelbereich erreicht Trutenfleisch einen Umsatzanteil von rund 10 Prozent. Zusammen mit unseren Kunden suchen wir nach Alternativen. Bilder wie jene aus Deutschland sind für unser Unternehmen untragbar.

In Niederbipp BE erlitt Bell eine Niederlage. Die Bevölkerung wollte keinen Zerlegebetrieb in ihrem Dorf. Wie geht es weiter?
Die Niederlage nehmen wir sportlich, das ist Demokratie. Wir stehen kurz vor Abschluss einer alternativen Lösung.  Wir sind nach wie vor der Meinung, dass der Betrieb in dieser Region zu liegen kommen soll. So können wir Synergien mit dem bestehenden Frischfleischbetrieb nutzen. In einem ersten Schritt würden wir die Zerlegerei der Schweine an den Ersatzstandort übersiedeln.

Und in einem zweiten Schritt?
Ob ein neuer Schlachthof dazu kommt, ist einerseits von einem Agrarfreihandelsabkommen mit der EU abhängig. Andererseits müssen wir zuerst analysieren, ob wir in der Schweiz ein solches Projekt selber stemmen oder ob es allenfalls zu einer Branchenlösung kommt.

Ein gemeinsamer Schlachthof mit der Micarna?
Mit der Micarna ist das in Bazenheid ja heute schon der Fall. Allenfalls käme ein dritter Partner dazu. Wir planen so, dass eine Zerlegerei und ein Schlachthof gebaut werden könnte.

Im vergangenen Jahr wurde Schweizer Fleisch im Ausland verarbeitet. Ist das im Jahr 2012 auch noch der Fall?
Das ist momentan immer noch so und betrifft vor allem das Segment Speck und Verarbeitungsfleisch für unsere Produktionsbetriebe in Deutschland. So wurden Produkte für den deutschen Markt hergestellt. Aufgrund der Verwerfungen der Rohmaterialpreise in der EU können wir zu besseren Konditionen liefern.

Der Schweinemarkt ist seit Monaten in Schräglage. Der Produzentenpreis verharrt auf einem Tiefstpreis vom Fr. 3.10 pro kg/SG. Ist der Schweinemarkt noch zu retten? Liegt es nur an der Überproduktion?
Der Einkaufstourismus hat auch einen nicht zu unterschätzenden Einfluss. Hauptgrund ist aber die Professionalisierung bei den Produzenten. Das ist a priori gut. Die Preiselastizität der Nachfrage ist nicht unendlich. Es gibt eine Preisgrenze, unter welcher nicht mehr Schweinefleisch gegessen wird.

Wie beurteilen Sie die Vorwürfe der Produzenten, dass die tieferen Rohstoffpreise nicht weitergegeben werden?
Wir halten diese Vorwürfe für unberechtigt. Wenn man beobachtet, wie die Verarbeiter und Detailhändler in Preissenkungen und Aktionen investieren, ist eher ein Margenrückgang die Folge. Ich kann die Klagen der Produzenten aber verstehen. Wir sind eine Schicksalgemeinschaft.

Der Kernmarkt von Bell bleibt die Schweiz. Ist dieser nicht bald ausgeschöpft?
Wir sehen da bei unseren Kunden im Detailhandel weiteres Potenzial. Um zu differenzieren, treiben wir die Markenstrategie, beginnend mit einzelnen Sortimenten, voran. Auch im Gastronomiebereich sehen wir weitere Perspektiven.

Eine Belieferung  der deutschen Harddiscounter ist kein Thema?
Das übernehmen in der Schweiz zurzeit andere Unternehmen.

Wie würde sich ein Agrarfreihandelsabkommen für die Bauern und die Verarbeiter auswirken?
Das Preisniveau würde sinken. Das ist eine Herausforderung und Chance zugleich. Eine Euphorie  beim Export von Schweiz Fleischwaren  durch ein allfälliges Abkommen herbeizureden, ist aber fehl am Platz. Dazu müssten die Produktionskosten auch wirklich sinken.

Wann wird ein solches Tatsache?
Meiner Meinung nach ist das mittelfristig kein Thema. Wir haben aber Pläne in «unserer Schublade» liegen, wenn ein Agrarfreihandelsabkommen mit der EU Realität werden sollte.

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