Märkte werden verteidigt Die Preise für Schlachtkühe stiegen in den letzten drei Wochen. Nun stellt sich die Frage, ob trotz oder wegen fehlender Märkte.
In einem Leserbrief von letztem Mittwoch schrieb der Thurgauer Viehhändler Albert Brühwiler, dass die Schlachtviehmärkte ihre Wirkung verfehlten. Während der coronabedingten Zeit ohne Märkte seien die Produzentenpreise weniger stark gesunken, und nun würden sie in dieser schwierigen Zeit gar wieder steigen.
Kritik erntet Widerspruch
Bei Branchenkennern erntet er jedoch ziemlichen Widerspruch. SVP-Nationalrat Andreas Aebi winkt ab: «In den Monaten Juni, Juli und August gehen die Preise saisonbedingt nach oben, da mit der Sömmerung wenig Ware da ist. Wir befinden uns aktuell am Anfang dieser Periode, weshalb logischerweise die Preise für Schlachtkühe wieder steigen.»
Während der Coronakrise sei generell alles anders und darum der schlechtestmögliche Zeitpunkt, um die Wirksamkeit von öffentlichen Schlachtviehmärkten zu beurteilen.
Preisbildung transparent
Die Wichtigkeit von Schlachtviehmärkten betont Ernst Rutz, Geschäftsführer der Nutz- und Schlachtviehgenossenschaft, der in der Ostschweiz zahlreiche öffentliche Viehmärkte organisiert: «Dank den Schlachtviehmärkten haben wir gute Preise!» Früher seien nach grossen Fleischimporten oft die Preise zusammengefallen. «Dies ist heute nicht mehr der Fall, am Markt merkt man nichts mehr.»
Das sei ein Zeichen, dass die Preistransparenz gegeben sei. Eine Preistransparenz notabene, für die laut dem Direktor des Schweizer Bauernverbands (SBV), Martin Rufer, gerade der Schlachtviehmarkt von entscheidender Bedeutung sei: «Er ist ein wichtiges Instrument für eine transparente Preisbildung.» Zudem sei er ein guter Absatzkanal für die Bauern, welche wissen, was sie an der Versteigerung hätten.
«Kühe extrem gesucht»
Ernst Rutz betont: «Marktkenner wissen ganz genau, dass sie am Markt fast immer mehr lösen, als wenn sie die Kuh direkt in den Schlachthof bringen.» Gerade Kühe seien momentan extrem gesucht, bestätigt Rutz. «Diese Woche kamen fast ausschliesslich fertig gemästete Tiere auf den Markt.» Offenbar hätten die Landwirte im letzten Monat die Tiere nicht gebracht, wodurch ein Angebotsloch entstanden sei.
Besorgt ist Martin Rufer mehr über den Kalbfleischmarkt: «Durch die Schliessung der Restaurants wurde viel weniger Kalbfleisch benötigt.» Dies habe das Kalbfleischproblem noch einmal akzentuiert, ergänzt Aebi. Umso mehr wünscht sich der SBV, dass im Detailhandel dem Rückgang etwas entgegengesetzt wird. «Im Detailhandel muss mehr gemacht werden, um dieses abzusetzen», so der SBV-Direktor.


