Jährlich werden weltweit etwa fünf Millionen Menschen von Schlangen gebissen - mindestens 100'000 sterben an dem Gift. Wie oft die Tiere tatsächlich zuschnappen, hängt auch vom Wetter ab.
Extremwetterlagen können dazu führen, dass Menschen häufiger von Schlangen gebissen werden. Das berichtet ein Forscherteam im Fachjournal «Science Advances». Das Team hat die Bissraten in Costa Rica in Zentralamerika unter die Lupe genommen. Ungewöhnlich viele Fälle treten demnach sowohl in den heissen als auch in den kalten Phasen des Wetterphänomens El Niño auf. El Niño - die Erwärmung des Oberflächenwassers im tropischen Pazifik - tritt alle paar Jahre auf und bringt das Wetter in Teilen der Erde durcheinander.
Schlangen sind wechselwarme Tiere
Die Forscher um Luis Fernando Charles von der Nagasaki Universität (Japan) werteten Zahlen des Gesundheitsministeriums in Costa Rica zu Schlangenbissen von Januar 2005 bis Dezember 2013 aus. Diese sind dort meldepflichtig. Die meisten Bisse in Costa Rica gehen auf Bothrops asper zurück, die Terciopelo-Lanzenotter.
Für die Studie verglich das Team die Daten mit Wetterschwankungen. Schlangen sind wechselwarme Tiere. Ihre Körpertemperatur, Verbreitung, Bewegung und ihre Gewohnheiten bei der Futtersuche ändern sich deswegen, wenn das Wetter wechselt. Während El Niño treiben Winde feuchte Luft nicht wie sonst nach Australien und Südostasien, sondern vermehrt nach Osten - an die amerikanische Westküste. Gleichzeitig bleibt dort das kalte Wasser aus der Südpolarregion aus.
Hitze macht Schlangen munter
Doch warum schnappen die Schlangen vor allem bei grosser Hitze und Kälte zu? Während der heissen Phase des El Niño seien Schlangen aktiver, erklären die Experten. Die Folge: Mehr Menschen werden gebissen. Bei grosser Kälte hingegen gehe den Tieren das Futter aus. Zur Jagd müssten sie dann in andere Gebiete ausweichen - wo sie eher mit Menschen in Kontakt kommen und es mehr Bissopfer gibt.
«Schlangenbisse sollten in die Liste der Krankheiten und Gesundheitsgefahren aufgenommen werden, die empfindlich auf Veränderungen der Umwelt reagieren», folgern die Wissenschaftler. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihrerseits stuft Schlangenbisse als «vernachlässigtes öffentliches Gesundheitsproblem» ein.
Gegengift verknappt sich
Das Thema gewinnt auch wegen einer drohenden Knappheit des wichtigsten Gegengifts an Bedeutung. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen sprach jüngst von «einer echten Krise». Demnach erreichen die letzten Bestände des Medikamentes Fav-Afrique im Juni 2016 ihr Verfallsdatum. Der Hersteller hat die Produktion im vergangenen Jahr eingestellt.
Laut Ärzte ohne Grenzen fehlt dann mindestens zwei weitere Jahre lang ein Ersatzprodukt für Fav-Afrique, das gegen das Gift von zehn Schlangenarten - darunter Kobra und Mamba - wirkt.