Nach vier Jahren mit Überfluss an Brotgetreide, ist die Erntebilanz dieses Jahr negativ. Die geerntete Menge an Getreide kann den Bedarf der Müller nicht decken. Da aber aus dem vorangehenden Getreidejahr noch Lagermenge vorhanden ist, können die Schwankungen aufgefangen werden.
Aus der diesjährigen Getreideernte resultieren 371’000 Tonnen Brotweizen und 28’000 Tonnen weiteres Getreide wie Dinkel und Roggen für die menschliche Ernährung. Allerdings sind 95’000 Tonnen davon nicht mahlfähig.
Genügend Menge
Dazu kommen aber Getreidemengen aus den Freizonen, technische Mehle – die beispielsweise zur Herstellung von Stärke verwendet werden – und die Importmengen aus den Zollkontingenten. So sollte für das von Juli 2021 bis Juni 2022 dauernde Getreidejahr doch noch genügend Menge vorhanden sein – je nach Schätzungen bleibt ein Überschuss von rund 40’000 Tonnen Getreide.
Schweizer Mehl ist wieder gefragt. Das sagte Thomas Helbling, Präsident des Dachverbandes Schweizerischer Müller (DSM), anlässlich der Delegiertenversammlung. «Mehl wurde wieder als das gesehen, was es ist: ein wertvolles Grundnahrungsmittel», stellte er mit Genugtuung fest. Die Müllereibetriebe hätten als
Hersteller dieses Erzeugnisses der täglichen Ernährung bei den Konsumentinnen und Konsumenten eine
ungleich höhere Aufmerksamkeit als vor der Pandemie erhalten.
Dachverband Schweizerischer Müller (DSM)
Der Dachverband Schweizerischer Müller (DSM) ist der Zusammenschluss der Schweizer Weichweizen-Mühlenunternehmen. Gemessen an der Gesamtvermahlung von Weichweizen in der Schweiz decken die dem DSM angeschlossenen Mühlen nach eigenen Angaben über 96 % Marktanteil ab und sind damit für das Grundnahrungsmittel Mehl versorgungsrelevant.
Das Lokale ist wieder gefragt
«Das artisanale, lokale, urtümliche, für das gerade auch die Müllerbranche und ihre Erzeugnisse stehen, erfuhr durch diese unerwartete Krise in der Schweiz eine seit langem nicht mehr da gewesene Wertschätzung – und das ist gut so», so Helbling weiter. Die Getreidebranche solle nun aber nicht wieder zur Tagesordnung übergehen.
«Sie muss vielmehr aus eigenem Antrieb die Themen der Nachhaltigkeit aktiv vorantreiben und die bereits erbrachten Leistungen zur langfristigen Sicherung des Wohls von Mensch und Natur gegenüber der Politik und der breiten Öffentlichkeit noch besser aufzeigen», sagte DSM-Geschäftsführer Lorenz Hirt. Wichtig für die Müllerbranche sei gewesen, dass die Schweizer Stimmbevölkerung die beiden Agrar-Initiativen im vergangenen Juni wuchtig verworfen habe.