/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

«Schleppschlauch ist gut umsetzbare Lösung»

Daniel Thür* |

 

Seit dem 1. Januar 2022 darf Gülle auf den landwirtschaftlichen Flächen im Kanton Thurgau nur noch mit emissionsarmen Techniken ausgebracht werden. Beim Güllen kommt deshalb oft der Schleppschlauch zum Einsatz. Roland Ilg, Projektleiter Vollzug Massnahmenplan Ammoniak im Kanton Thurgau, nimmt zur Thematik Stellung.

 

Wo liegt das «Umweltproblem» beim Ammoniak?
Der zu hohe Eintrag von Stickstoff wirkt sich vor allem in zwei Bereichen negativ aus. Einerseits ist Ammoniak respektive Stickstoff eine Vorstufe von Feinstaub. Diese kleinen Teilchen sind stark gesundheitsgefährdend und können – je nach Grösse – bis in die kleinsten Verästelungen der Lunge gelangen. Andererseits werden auch empfindliche Ökosysteme wie Naturschutzgebiete oder Wälder durch die Einträge gedüngt. Auf mehr als 90% der Waldfläche werden die kritischen Einträge für Stickstoff überschritten und führen zu einer Veränderung der Bodenvegetation sowie einer unausgeglichenen Nährstoffversorgung der Bäume. Dies vermindert die Resistenz gegenüber Parasiten, Trockenheit und Frost.

 

Welche Techniken sind beim Güllen erlaubt und welche nicht mehr?
Seit dem 1. Januar 2022 darf Gülle auf den Flächen im Kanton Thurgau nur noch mit emissionsarmen Techniken ausgebracht werden. Als solche Techniken gelten: Schleppschlauch, Schleppschuh oder Gülledrill. Für schwieriges Gelände wie am Hang sowie für spezielle Kulturen wie Hochstammobstgärten gibt es Ausnahmen. Hier darf Gülle noch «konventionell» ausgebracht werden.

 

Weshalb wurden konventionelle Techniken verboten?
Da die Gülle beim Ausbringen mit Pralltellern oder ähnlichen Verfahren durch die Luft geschleudert wird, emittiert mehr Ammoniak als wenn die Gülle direkt auf den Boden aufgetragen wird. Zudem wird der Boden vollflächig mit Gülle belegt, die verschmutze Fläche und damit die Ammoniak-Emissionen sind dadurch deutlich höher.

 

Was ist an der Schleppschlauch-Technik besser?
Generell führt der Einsatz von emissionsmindernden Techniken zu einer deutlichen Reduktion der Ammoniakemissionen, da die Gülle direkt auf den Boden abgelegt oder eingebracht wird und die verschmutzte Fläche so deutlich geringer ist. Wird die Gülle in bereits nachgewachsene Bestände – beispielsweise auf eine Wiese – abgelegt, führt das feucht-schattige Mikroklima zusätzlich zu geringeren Emissionen.

 

Roland Ilg vom vom Amt für Umwelt des Kanton Thurgau ist Projektleiter Vollzug Massnahmenplan Ammoniak-
zvg

 

Gibt es noch weitere Vorteile?
Ein weiterer Vorteil der emissionsmindernden Techniken ist, dass die Geruchsemissionen deutlich geringer sind als bei der breitflächigen Ausbringung mit Prallteller. Dies wird von der Bevölkerung und Anwohnerinnen und Anwohnern sehr geschätzt.

 

Wie wirkt sich der Einsatz des Schleppschlauchs auf die Umwelt aus?
Wir gehen davon aus, dass durch die emissionsarmen Ausbringtechniken die Ammoniakemissionen aus der Tierhaltung um 6 bis 8 % (150 bis 210 t NH3-N im Jahr gegenüber dem Basisjahr 2015 gerechnet) reduziert werden können. Dies ist dann möglich, wenn mindestens 80% der Gülle im Kanton Thurgau mit emissionsarmen Techniken ausgebracht wird. Der Anteil wird aufgrund der unterschiedlichen topografischen und anbaubedingten Voraussetzungen regional variieren.

 

Können Sie uns den «Massnahmenplan Ammoniak» ausführen?
Die Massnahme <emissionsarmes Gülleausbringen> ist nur eine von zwölf Massnahmen, die im «Massnahmenplan Ammoniak» definiert wurden. Allerdings ist sie die Massnahme mit der grössten Wirkung. Gesamthaft sollten durch die Umsetzung des Massnahmenplans 18 bis 20 % der Ammoniakemissionen gegenüber dem Basisjahr 2015 eingespart werden. Damit ist diese Massnahme <emissionsarmes Gülleausbringen> wesentlich am Erfolg des Massnahmenplans beteiligt. Gemäss Bundesvorgaben müsste sogar eine Reduktion von rund 40 % erreicht werden.

 

Wer hat an dem Projekt mitgearbeitet?
Erarbeitet wurde der «Massnahmenplan Ammoniak» durch das Amt für Umwelt und das Landwirtschaftsamt zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Branche. Die Projektgruppe bestand aus sechs Personen der kantonalen Verwaltung sowie sechs Personen, die durch den Thurgauer Bauernverband (VTL) nominiert wurden. Bei der Erarbeitung des Massnahmenplans bestand Einigkeit, dass die Reduktion der Ammoniak-Emissionen dringend nötig ist.

 

Das heisst?
Für alle involvierten Personen wurde deutlich, dass die Massnahmen zur Ammoniak-Reduktion branchenverträglich und in der Praxis realisierbar sein müssen. Die Massnahme der emissionsarmen Gülleausbringtechnik mittels Schleppschlauch oder Schleppschuh wurde als geeignete und gut umsetzbare Lösung eingestuft. Letztendlich weist dieses Instrument die höchste emissionsmindernde Wirkung auf, weshalb deren Umsetzung essentiell ist.

 

Wie viele Betriebe nehmen im Thurgau teil?
Insgesamt haben in 2021 rund 1'000 Thurgauer Landwirtschaftsbetriebe am Direktzahlungsprogramm emissionsmindernde Ausbringverfahren teilgenommen. Insofern besteht eine gute Ausgangslage. Ab 2022 werden Direktzahlungen nur noch für den Einsatz des Schleppschuhs und Gülledrills ausgerichtet. Es handelt sich hierbei um kantonale Zusatzbeiträge in der Höhe von 15.00 Franken pro Hektare.

 

*Daniel Thür führte das Interview. Er ist Leiter Leiter Kommunikation des Verbands Thurgauer Landwirtschaft VTL

Kommentare (16)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Kollege | 27.07.2022
    Mich hat interessiert, wie die Menge an Ammoniak in der Schweizer Luft berechnet wird. Es werden nicht Proben aus der Luft analysiert, sondern man bedient sich einer Modellrechnung und das wird dann einfach hochgerechnet. Man kommt nicht umhin zu vermuten, dass die Berechnungen auch nach politischen Gesichtspunkten geeicht werden.
    Fakt ist, Stickstoff im Wald kann ebenso aus Stickstoffverbindungen aus Verkehr, Flugverkehr und Heizungen stammen.
  • Demokrat | 24.07.2022
    Es ist einfacher, auf den Bauern herumzuhacken!
  • Christine Meyer | 21.07.2022
    Warum befasst sich das Amt für Umwelt nicht mal mit den wahren Problemen?
    Wieviele Schadstoffe gelangen denn durch die Flugzeuge in die Luft?
    Täglich fliegen die rum und belasten die Luft mit Chemtrail, wo bleibt da der Aufschreih?
    Wollt ihr die Bauern mit Vorschriften erschlagen, bis ihr merkt woher das Essen kommt?
  • Ostschweizer | 21.07.2022
    Bin auch gegner der neuen Technik, aber wenn bei jetztigen Verhältnissen dauernd gegüllt wird, breit oder in Streifen ist egal, dann sind die Bauern leider selber schuld. Habe auch solche Nachbarn. Die neuen Geräte sollten für alle Vernünftigen von den Unvernünftigen bezahlt werden...
  • bauer aus dem thurgau | 21.07.2022
    neu hat der sb auch Märchengeschichten im Angebot...
  • Thurgauner | 21.07.2022
    Wörtliche Empfehlung Amt für Dumwelt TG:da wo es zu gefährlich wird keine Gülle ausbringen,Dünger streuen.(Herr Ilg).
  • LU-Landwirt | 20.07.2022
    <heute Nachmittag 35 Grad wurde neben mir gegüllt mit Schleppschlauch. Na es macht doch nichts man sieht es ja nicht! Ich hab meinen Augen kaum getraut! Meisterlandwirt, knapp 30 Jahre alt. Wir hatten noch gelernt, dass man bei diesen trockenen Bodenverhältnissen keine Gülle ausbringt..... Und schon gar nicht bei 35 Grad im Schatten.... Aber offenbar macht es die "moderne" Technik möglich! Der Schleppschlauch ist für die Landmaschinenbranche das Selbe wie der Valentistag für die Blumenhändler!
  • H.U. Aeppli | 20.07.2022
    Die Vorgehensweise der Behörden: etwas mit Studien erfinden, dann umsetzen. Beim Nichtbefolgen der vorgeschriebenen Massnahmen mit Bussen und Kürzungen der Direktzahlungen drohen, lies erpressen. Dann innerhalb kürzester Frist umsetzenlassen (Ganz im Gegensatz zur eigenen Arbeitsweise). Die Vollzugsbehörde brüstet sich, siehe Foto, dass ihre Vorschriften problemlos umgesetzt wurden. Um die Richtigkeit zu untermauern werden noch ideale Bilder publiziert. Betriebe mit Hanglagen + Ebenen?
    • Ueli Keller | 25.07.2022
      Hoi H. U. Aeppli
      Bist Du bei der Luftwaffe gewesen ?
      Deinen Kommentar teile ich zu 100 % !
  • TG Landwirt | 20.07.2022
    <heute Nachmittag 35 Grad wurde neben mir gegüllt mit Schleppschlauch. Na es macht doch nichts man sieht es ja nicht,
  • Schoch | 20.07.2022
    Es gab vor einigen Jahren in Holland eine Studie welche besagte dass der Schleppschlauch kein Ammoniak verlust verhindert es dauert nur ein paar Stunden länger.

    Die Ammoniak menge welche in die Luft geht bleibt gleich.
  • Frohgüller | 20.07.2022
    Kein Wort zu Güllezusätzen welche die Gülle nicht nur für die Luft sondern auch für die Bodenbiologie verträglicher machen, nichts bezüglich separierter Gülle, welche schnell einsickert, nichts zu güllemädli, welche viel länger Klimagase emittieren bis sie trocken sind und Futter verschmutzen... Ich glaube, DEM sagt man zu einem rechten Teil SYMPTOMBEKÄMPFUNG...
    • Komposti | 23.07.2022
      Ein Beleg mehr wie Verwaltung und die hoch spezialisierte Einzelfaktoren-Hochschulwissenschaft sich standhaft weigern das Problem der Stickstoffverluste ganzheitlich anzugehen. Dazu würde mindestens eine Zusammenarbeit mit Bauern gehören, die mit Erfolg zeigen, dass Ihre behandelten Hofdünger weniger stinken und besser wirken.
      Egal mit oder ohne Schleppschlauch.
  • Bschütter mit akademischen Hintergrund | 20.07.2022
    Die Umweltproblematik von Ammoniak wird überbewertet. Die aufgelisteten Punkte sind einzeln betrachtet nicht ein relevantes Problem. Es gibt keine empirischen Studien, welche im Detail eine Verbesserung durch Schleppschlaucheinsatz bei den konkret benannten Bereichen nachweisen. Man nimmt einfach an es werde besser.
    Die ganze Argumentation baut auf Annahmen, welche in der Summe nicht verifizierbar ist.
    Mögliche positive Einflüsse werden vehement abgelehnt.
    Es geht nur um den Güllegestank.
  • Gesunder Menschenverstand | 20.07.2022
    Das Güllen kostet den Landwirt nun einfach 10 Mal mehr.
    Bezahlen darf es der Landwirt.
    Wenn der Landwirt auf das Wetter schaut beim Güllen, ist der Schleppschlauch für die Umwelt KEIN Nutzen.
    Nachteile:
    Bodenverdichtung durch schwere Fässer, mehr Dieselverbrauch, Recurcenverschwendung!
    • Urs Wildhaber | 20.07.2022
      Und wieviel Gülle Mist wird wieder mit dem Heu eingebracht. Bei mir sehr viel weil dickere Gülle ausgebracht wird um Wasser zu sparen gerade jetzt. Es ist eine Sauerei und das Milchregulatief ??

Das Wetter heute in

Umfrage

Lässt du Schnaps brennen?

  • Ja:
    44.91%
  • Nicht mehr:
    26.3%
  • Nein:
    28.29%
  • Ich überlege es mir:
    0.5%

Teilnehmer insgesamt: 403

Zur Aktuellen Umfrage

Bekanntschaften

Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?