Wie das Blauzungen- wird auch das Schmallenberg-Virus durch Mücken übertragen. Gegen den neuen Erreger wird an einer Impfung geforscht. Beim Bund rechnet man nicht damit, dass eine solche obligatorisch wird.
Letzte Woche wurde bekannt, dass sich mindestens zwei Kühe im Kanton Bern mit dem Schmallenberg-Virus angesteckt haben. Dieses wird, ähnlich wie das Blauzungen-Virus, durch Mücken übertragen.
Es ist also in den Sommermonaten unmöglich, Rinder, Schafe und Ziegen vor einer Ansteckung zu schützen. Und wie gegen die Blauzungenkrankheit gibt es auch gegen das Schmallenberg-Virus kein Medikament.
Impfstoff könnte bereits Ende Jahr vorliegen
Als die Blauzungenkrankheit erstmals auftauchte, reagierten Bund und Kantone mit obligatorischen Impfkampagnen, die für viel Wirbel sorgten. Sie waren mit ausschlaggebend, dass das Referendum gegen das revidierte Tierseuchengesetz ergriffen wurde und zustande kam. Darin sollen die Tierhalter zur Teilnahme an Impfkampagnen verpflichtet werden können.
Wegen des Schmallenberg-Virus könnte diese Impfdiskussion nun erneut aufflammen. Sowohl deutsche Virologen wie auch der amerikanische Pharmakonzern Merck mit seiner Sparte MSD Tiergesundheit arbeiten an einem Impfstoff. «Merck geht davon aus, dass der Impfstoff schon Ende Jahr zur Verfügung stehen wird», weiss Christian Griot, Direktor des Instituts für Viruskrankheiten und Immunprophylaxe (IVI) in Mittelhäusern BE.
Bund will abwarten
Griot rechnet aber nicht damit, dass ein solcher Impfstoff in Europa zum Kassenschlager würde: «In Ländern, in denen das Virus schon auftrat, sind bis zu 80 Prozent der befallenen Tiere immun. Da erübrigt sich eine Impfung.» Eine solche mache höchstens in jenen Ländern Sinn, in denen sich das Virus noch nicht verbreitet hat. «Inwiefern die Schweiz dazugehört, können wir heute nicht abschätzen. Gegenwärtig gehe ich aber nicht von einem möglichen Impfobligatorium aus.»
Der Bund will nun abwarten und das Ausmass der Verbreitung und der wirtschaftlichen Schäden abschätzen. Da die Schmallenberg-Krankheit nicht in der Tierseuchenverordnung aufgeführt ist, müssen die Bauern die Schäden selber tragen.
Impfgegner befürchten Komplott
Urs Hans, Biobauer, Impfgegner und Zürcher Kantonsrat, warnt vor Hysterie vor der neuen Krankheit: «Die Behörden weisen das Schmallenberg-Virus genau jetzt nach, um dem Referendum den Wind aus den Segeln zu nehmen.» Er erwarte von den Tierärzten keine Impfung, sondern Unterstützung auf der Suche nach Heilmethoden, zumal die befallenen Tiere ja eine Immunität gegen das Virus aufbauen würden.