Die Alp Tesel im Kanton St.Gallen und die Alp Inner-Iselten im Berner Oberland werden in den nächsten Wochen bestossen. Auch im Bündnerland und in der Innerschweiz stehen die Alpauffahrten vor der Tür.
Auf der Alp Tesel in Gams SG, 1433 Meter über Meer, ist noch Schnee zu sehen. Doch zeigt sich erstes zartes Grün. «Dies bedeutet, dass Ende Mai oder Anfang Juni die ersten Kühe auf die Alp gebracht werden können», freuen sich Alpchef Ernst Lenherr und Ortsgemeindepräsident Karl Lenherr.
Sobald auf den Weiden genügend Gras steht, wird auch die Alp Inner-Iselten unweit der Schynigen Platte im Berner Oberland bestossen. «Das wird nicht vor dem 6. Juni sein», schätzt Alfred Chervet, Bergvogt der Kuhalp. Letzten Samstag hätte dort der alljährliche Gemeinwerktag stattfinden sollen. Wegen des Schnees musste er verschoben werden.
Der späte Schneefall und das kühle Maiwetter haben zwar das Graswachstum im Sömmerungsgebiet gebremst. Geschadet haben sie aber nicht, wie Martin Amgarten vom Amt für Landwirtschaft und Umwelt des Kantons Obwalden betont: «Im Gegenteil, die Niederschläge waren nach dem schneearmen Winter dringend notwendig.» Amgarten rechnet damit, dass die Alpauffahrten in der Zentralschweiz heuer im Rahmen der letzten Jahre stattfinden werden: «Jetzt ziehen die ersten Sennten auf die tief gelegenen Alpen auf. Je nach Witterung werden wie gewohnt Anfang Juni die Viehherden in die höher gelegenen Alpen folgen.»
Auch Töni Gujan, Berater für Alpwirtschaft am Plantahof, geht von einem «normalen» Zeitplan bei der Bestossung der Alpen aus. «Stand heute hatte der Schnee im Mai im Kanton Graubünden keine negativen Folgen. Er sorgte als Wasserspeicher für genügend Feuchtigkeit und schützte das junge Gras vor dem Frost.» Als grosse Herausforderung für die Älpler nennt er die Grossraubtiere und drohende Konflikte zwischen Rindern und Wanderern.
Dass sich der Wolf im Berggebiet ausbreitet, macht auch Erich von Siebenthal Sorgen. «Die Situation ist speziell für die Schafalpen schlimm», betont der Bergbauer aus Gstaad BE, Nationalrat und Präsident des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbands. «Die Älpler wissen am Abend nicht, ob sie am nächsten Tag ein Blutbad vorfinden. In gewissen Gegenden werden die Alpen deswegen nicht mehr bestossen. Das ist fatal.»
Mehr über die Alp Inner-Iselten und die Alp Tesel im E-Paper des Schweizer Bauer: www.schweizerbauer.ch/epaper