Christian Beeli bewirtschaftet mit seinen zwei Söhnen einen Milchwirtschafts- und Mutterkuhhaltungsbetrieb.
Da steht sie nun, die frischgebackene Europameisterin Jessy inmitten ihrer 27 Kolleginnen im Laufstall der Familie Beeli in Flims GR. «Keine Sonderbehandlung», erklärt Martin Beeli, auf die frisch gekürte Europameisterin angesprochen, bis auf eine. Im Sommer werden die fünf bis sieben besten Zuchtkühe der Familie Beeli nicht auf die Alp getrieben. Von Risikominimierung spricht Remo Beeli. Er hat zusammen mit seinem Bruder Martin und Vater Christian Beeli eine Tierhaltergemeinschaft gebildet.
Zwei Betriebe
Zu dieser Gemeinschaft gehören zwei Betriebe, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft befinden oberhalb von Flims auf 1200 Meter über Meer. Vor drei Jahren konnte der Nachbarbetrieb zugepachtet werden. Dort werden heute die 28 Milchkühe gehalten. Auf dem eigenen Betrieb sind 24 Mutterkühe untergebracht, zum Betrieb gehören etwa 15 Mastkälber, 40 Stück Jungvieh und ein Limousinstier. Die Gesamtfläche beträgt 95 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, davon etwa 15 Hektaren Weide. Die Beelis besitzen ein Monatskontingent von 15'700 Kilo Milch.
Als optimal bezeichnen die Gebrüder Beeli die familiäre Zusammenarbeit. Fehlt einer der drei auf den Betrieb, können zwei Personen problemlos die Arbeit in den zwei Ställen bewerkstelligen. «So ist auch eine gewisse Freizeitgestaltung möglich.» Und die Teilnahme an Viehschauen wie an der Europameisterschaft Anfang Dezember in St.Gallen. Ein Vollerfolg für die Familie Beeli und Jessy, die mit dem Einzel- sowie mit dem Schöneutertitel nach Flims zurückgekehrt ist. Just am Tag der Heimreise wurde die Europameisterin siebenjährig.
Eine lange Tradition
Die Viehzucht hat bei der Familie Beeli in Flims eine lange Tradition. Davon zeugen die vielen Ausstellungsplaketten an der Stallwand. Vater Christian Beeli hat sich regelmässig an den regionalen Viehschauen beteiligt. Man hat sich einen Namen geschaffen in den letzten Jahren, und die Erfolge sind nicht ausgeblieben. So zum Beispiel am Braunviehtag in Cazis 2011 mit dem Betriebsmeistertitel mit insgesamt drei Abteilungssiegen. Jessy wurde Schöneutersiegerin der älteren Kühe und zum Champion gewählt. Vizechampion wurde mit Latila eine weitere Kuh aus dem Stall Beeli.
Remo Beeli ist sich bewusst, wie eng Erfolg und Misserfolg beieinander liegen. Dass es sogar zum Europameistertitel reichen würde, hat er erst dann geglaubt, als der Richter seinen Entscheid bekannt gegeben hat. Trotzdem wusste er, dass sich Jessy in einer guten Form befindet. Eineinhalb Monate vorher sah es noch ganz anders aus. Jessy befand sich mit einer Darmverwicklung im Tierspital in Zürich.
Zahlen sprechen für Mutterkuhhaltung
Für Remo und Martin Beeli ist das Züchten keine Angelegenheit der Zahlen. «Die Zahlen interessieren uns nur bedingt, wir züchten mehr mit dem Auge und mit der eigenen Basis.» Zugekauft haben sie in den letzten Jahren nur eine einzige Kuh (Sesam Gina) und zwar für den Vater zu seinem 60. Geburtstag.
Mit den zwei verschiedenen Betriebszweigen können Beelis einen genauen Vergleich ziehen zwischen Milchwirtschaft und Mutterkuhhaltung. Und die Zahlen, bestätigt Martin Beeli, sprechen klar zugunsten der Mutterkuhhaltung.