Die Zahl der nachweislich mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) infizierten Wildschweine in Deutschland hat die Marke von 2’000 überschritten. Laut Daten des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) gab es bis am Donnerstag insgesamt 2’025 Nachweise bei Wildschweinen, drei in Hausschweinehaltungen.
Allein in der vergangenen Woche von Montag bis Donnerstag wurden im deutschen Bundesland Brandenburg 33 neue ASP-Fälle gemeldet, in Sachsen acht. Seit dem ersten Auftreten der Tierseuche am 10. September 2020 wurden in Brandenburg 1’587 ASP-Ausbrüche amtlich dokumentiert; im Freistaat waren es 439.
Leichte Entwarnung gibt es allerdings bei den bisher betroffenen Hausschweinebeständen in Brandenburg. Wie das dort zuständige Sozialministerium mitteilte, wurden die beiden Sperrzonen III in den Kreisen Märkisch-Oderland und Spree-Neisse aufgehoben.
«Die Auflösung der Sperrzonen III ist eine gute Nachricht für die schweinehaltenden Betriebe in den betroffenen Gebieten. Damit erleichtert sich wieder die Vermarktung der Schweine aus dieser Region», erklärte die Leiterin des Brandenburger ASP-Krisenstabes, Anna Heyer-Stuffer. Ihr zufolge haben die Untersuchungen der umliegenden Schweinebestände ergeben, dass keine Verschleppung der Tierseuche stattgefunden hat. Sie appellierte an alle Schweinehalter, unbedingt weiter die Biosicherheitsmassnahmen einzuhalten.
Die Freien Bauern Brandenburg forderten unterdessen erneut mehr Unterstützung für die von der Tierseuchenbekämpfung betroffenen Landwirtschaftsbetriebe. «Wir tragen bisher weitgehend allein die Lasten einer Politik, die angeblich die gesamte deutsche Schweinehaltung vor der Seuche schützen soll», so der ASP-Sprecher des Verbandes, Christoph Schulz. Zusätzliche Hilfen vom Bund - über die bisherige Unterstützung und Massnahmen hinaus - lehnt der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, Uwe Feiler, allerdings weiter mit Verweis «auf die verfassungsmässige Zuständigkeit der Bundesländer bei der Tierseuchenbekämpfung» ab.
Agrarminister beraten über ASP
Derweil bat Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus vorige Woche die Jäger im Land, noch in stärkerem Masse als bisher gezielt nach verendetem Schwarzwild in ihren Revieren zu suchen. Für aufgefundenes Fallwild, das beprobt und in der Tierkörperbeseitigungsanstalt entsorgt werde, gebe es eine Aufwandsentschädigung von 75 Euro.
Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber appellierte unterdessen an die Schweinehalter im Freistaat, weiterhin streng auf die Einhaltung sämtlicher Schutzmassnahmen zu achten. «Der Verlust des Status der ASP-Freiheit hat uns deutlich vor Augen geführt, welche wirtschaftlichen Auswirkungen damit auch für unsere bayerischen Erzeuger verbunden sind», warnte die Münchner Agraressortchefin.
Nach dem Exportverbot von Schweinefleisch in wichtige Drittländer wie China seien die Schlachtschweinepreise massiv gefallen. In einer digitalen Sondersitzung werde sich die Agrarministerkonferenz (AMK) in dieser Woche zusammen mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner ausschliesslich mit der Eindämmung dieser Tierseuche befassen.
Mit Blick auf die Gefahr einer Seuchenverschleppung hat derweil ein von der unteren Naturschutzbehörde im thüringischen Greiz betriebener Futterplatz für Greifvögel auf einer Deponie Befremden ausgelöst. Wie «agarheute.com» auf Basis von Recherchen der Zeitschrift «unsere Jagd» berichtete, sollen dort jährlich tonnenweise Schlachtabfälle, auch von Schweinen, an Greifvögel verfüttert werden. Zwar sei der Platz eingezäunt, doch könne virusbelastetes Fleisch verschleppt werden.
Der Luderplatz liegt in einem Revier mit hoher Wildschweindichte, weshalb für den Vorsitzenden der Kreisjägerschaft Greiz, Wolfgang Schmeissner, dieses Freilandprojekt in Zeiten des akuten ASP-Seuchengeschehens unverantwortbar und «ein Spiel mit dem Feuer» ist.
Weniger ASP-Fälle auf den Philippinen
Erfolge im Kampf gegen die ASP konnten vergangene Woche die Philippinen vermelden. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Manila wurden seit dem ersten Auftreten der Tierseuche Mitte 2019 in fast 3’000 Gemeinden und Städten ASP-Fälle in Schweinebeständen festgestellt.
Aktuell sei das Virus laut den ausgewerteten Blutproben nur noch in 24 Gemeinden oder weniger als 1 % der bisher betroffenen Städte aktiv. In 484 Dörfern oder Stadtteilen habe es seit drei Monaten keine Nachweise in den Haltungen mehr gegeben, in weiteren 410 Gemeinden seit mehr als sechs Monaten.
«Aufgrund strengerer Überwachungs- und Biosicherheitsmassnahmen und den starken Partnerschaften mit den örtlichen Behörden, den Schweinezüchtern und dem Privatsektor gewinnen wir allmählich den Kampf gegen die ASP», erklärte der zuständige Staatssekretär im Ministerium, William Medrano. Ressortchef William Dar hob die Erfolge der Programme zum Wiederaufbau der Schweinebestände hervor, für die es umfangreiche finanzielle Unterstützung gebe. «Ein weiterer Lichtblick sind die aktuellen Tests eines Impfstoffs gegen ASP in zehn kommerziellen Schweinefarmen in Luzon. Die ersten Ergebnisse sollen Ende August bekanntgegeben werden», berichtete der Minister.
Bis 2023 sollen nach seinen Worten die Folgen der Tierseuche weitgehend überwunden sein, der bisher mehr als 3 Millionen Schweine zum Opfer gefallen sind.