Nasse Waldböden sind für schwere Erntemaschinen kaum befahrbar. Mit einem sechsbeinigen Portalharvester und einem Spezialseilkran soll dies in Zukunft möglich sein. Die Prototypen wurden im Herbst vorgestellt.
Wissenschaftler der Technischen Universität (TU) Dresden haben zwei Spezialmaschinen entwickelt, mit denen auch in eigentlich unbefahrbaren Waldgebieten eine mechanische Holzernte möglich ist, ohne den Waldboden stark zu schädigen. Bei der neuen Technologie handelt es sich um einen so genannten Portalharvester und einen Flachlandseilkran.
Mit sechs Beinen
Der Portalharvester basiert auf einem völlig neuen patentierten Bewegungsprinzip. Er fährt nicht, er schreitet auf insgesamt sechs Beinen, verteilt auf zwei Standbasen. Die beiden Standbasen sind durch eine zehn Meter lange Überfahrbrücke verbunden, auf der sich der Oberwagen mit Kabine, Kran und Motor bewegen und eine rund 500 Quadratmeter grosse Fläche bearbeiten kann.
Soll der Standort verlagert werden, zieht er die Brücke ein, schwenkt sie nach vorn und verlegt sie wieder neu. Die sechs Füsse sind austauschbar und können so den unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten angepasst werden. Der Bodenkontakt beschränkt sich auf weniger als ein Prozent der bearbeiteten Waldfläche, was den Einsatz des Portalharvesters äusserst bodenschonend macht.
Spezieller Seilkran
Für das Rücken haben die Wissenschaftler das Prinzip des europäischen Seilkrans mit stehendem Tragseil weiterentwickelt. Der Flachlandseilkran unterscheidet sich von bisher verwendeten Seilkränen dadurch, dass er unabhängig von natürlichen starken Bäumen arbeiten kann, also ohne Sattelbäume, Endbaum und sogar ganz ohne natürliche Anker auskommt.
Das Tragseil wird zwischen dem Hauptmast auf dem Trägerfahrzeug und dem Endmast in fast 16 Metern Höhe gespannt. Darauf fährt der ebenfalls neu entwickelte Laufwagen, der das Holz so hoch hebt, dass ein Schleifen über den Waldboden vermieden wird. Dieses Verfahren sei laut den Wissenschaftlern nicht nur technisch effizienter, sondern auch ökologisch verträglicher als das konventionelle Schleiftragen.
Unabhängig voneinander
In diesem Herbst wurden der Portalharvester und der Flachlandseilkran bei den Thementagen des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) in Mecklenburg-Vorpommern vorgestellt. Erdacht und konstruiert wurden sie unter der Leitung von Jörn Erler und Christian Knobloch von der TU Dresden. Die technische Umsetzung erfolgte gemeinsam mit Industriepartnern.
«Portalharvester und Flachlandseilkran können unabhängig voneinander eingesetzt werden», erklärt Erler in einer Mitteilung. Ihre besondere Stärke würden die Maschinen aber gemeinsam entfalten.
Für sensible Gebiete
Die neue Technologie sei vor allem für nasse bis moorige Wälder in der Ebene ausgelegt. Solche Gebiete sind für schwere Maschinen kaum befahrbar, zudem verursachen diese oft immense Schäden am Waldboden. Leichtere Maschinen, die mit den Gegebenheiten besser zurechtkommen, sind dafür weniger wirtschaftlich.
Mithilfe der neu entwickelten Maschinen ist es laut den Entwicklern künftig möglich, eine schonende und wirtschaftliche Holzernte auch in sensiblen Waldgebieten mechanisch durchzuführen.