/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

«Schwein muss man haben»

Die Redaktion von «Schweizer Bauer» und «schweizerbauer.ch» wünscht Ihnen besinnliche Weihnachten. Die folgende Weihnachtsgeschichte soll zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken anregen.

 

Die Redaktion von «Schweizer Bauer» und «schweizerbauer.ch» wünscht Ihnen besinnliche Weihnachten. Die folgende Weihnachtsgeschichte soll zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken anregen.

Er hätte schon lange einmal Ferien machen sollen, dachte sich Bauer Fritz, als er in Richtung Schweinestall ging. Seine Frau Elsi sagte es ihm ja schon lange. Nun war das alte Jahr schon fast vorbei und er war wieder fast das ganze Jahr meistens auf seinem Hof am Arbeiten. Gut, zwei drei Mal war er schon weg, aber natürlich auch wieder nur beruflich, nämlich an Fachmessen wie der Tier und Technik und der Suisse Tier.

Nach dem Sinkflug des Milchpreises hatte er gedacht, er setze aufs richtige Pferd, beziehungsweise aufs richtige Schwein, wenn er die Milchproduktion aufgebe und stattdessen in die Sauenhaltung investiere. Doch das Jahr 2011 war nicht nur aus Sicht der Milch-, sondern auch aus Sicht der Schweineproduzenten zum Vergessen. Über Monate galten Schlachtschweine nur Fr. 3.10.- pro Kilo und auch die Jagerpreise waren im Keller. Zwar kam schon immer was herein, sei es mit den Direktzahlungen, aber auch mit dem Verkauf von Jagern. Doch bei diesen Preisen halt nicht genug für die vielen Schulden. Seine Sauen reduzieren solle er, hiess es von den Verbänden. Warum sollte er dies aber tun, wenn es doch auch sonst niemand macht? Am Schluss wären die Preise doch noch im Keller, aber er hätte noch weniger Geld im Sack.

An die schon lange geplante Reise nach Kanada war unter diesen Umständen nicht zu denken. Drei Wochen von zu Hause weg und dann noch jemanden anstellen. Das ging einfach nicht. Sein Elsi schwärmte zwar ständig von den grossen Feldern, den dunklen Wäldern und den grossen Seen. Erst kürzlich sah sie einen Wettbewerb ausgeschrieben, in dem eben eine solche Reise gewonnen werden konnte. Elsi hatte natürlich flugs den Talon ausgefüllt und schwärmte seither davon, dass sie garantiert gewinnen werde. Mumpitz, dachte Fritz, als er seine Sauen fütterte. Er habe zwar schon viele Schweine, aber so viel Schwein im übertragenen Sinn dann doch nicht.

Beim ganzen Sinnieren merkte er, dass er nicht besonders speditiv arbeitete. Und Elsi hatte ihm doch gesagt, nicht zu spät herein zu kommen. Denn schliesslich sei ja morgen Weihnachten und er müsse ihm noch beim Aufstellen des Baumes helfen. Die Kinder wären ja sonst enttäuscht, meinte Elsi. Ja, die Kinder habens gut, dachte sich Fritz. Die glauben noch ans Christkind.

Auf einmal ertappte er sich dabei, dass er an seine eigene Kindheit dachte. Er hatte auch mal daran geglaubt, dass das Christkind die Geschenke bringt und alle Wünsche erfüllt. Damals hatte er dem Christkind gesagt, was er sicht wünschte. Warum sollte er es nicht einmal wieder versuchen? Schaden würde es nicht und erfahren würde es auch niemand. „Liebes Christkind“, sagte Fritz, „wenn es Dich gibt, dann mach doch, dass Elsi diesen Wettbewerb gewinnt und wir nach Kanada können.“

Als er ins Haus zurück stapfte, sah er, dass gerade der Briefträger wegfährt. Elsi hatte in der Küche gerade die Post geöffnet und war am Telefon. Fritz sah einen Brief auf dem Tisch liegen. „Wir danken Ihnen für Ihre Teilnahme. Leider hat es mit dem Hauptpreis nicht geklappt“, stand da. Ein Schlüsselanhänger lag auch noch dabei. Aus der Traum von Kanada. Es reichte nur für den Trostpreis. „Warum war ich nur so dumm und glaubte, dass ich auch einmal Schwein habe?“, dachte sich Fritz. Als Elsi in die Küche zurück kam, liess er sich aber nichts anmerken.

Es wurde Heiligabend. Zum Essen gab es Schweinebraten, Gratin Dauphinois und Gemüse. „Kochen kann es halt schon, mein Elsi“, dachte sich Fritz. „Und auch sonst ist es eigentlich eine sehr flotte Frau“, sinnierte er weiter und dachte sich, dass er eigentlich trotz allem Schwein habe. Seine vier Kinder waren auch recht gut geraten, alle gesund und eher überdurchschnittlich gut in der Schule. Seine Laune wurde auf einmal wieder deutlich besser. „Du bist schon eine Super-Köchin“, lobte er Elsi, die darob sogar ein wenig rot wurde.

Der Tisch wurde abgeräumt und die Bescherung konnte beginnen. Die Kinder freuten sich über die Spielsachen, die sie erhielten. Besonderes Interesse bei der ganzen Familie weckte der ferngesteuerte Hubschrauber, den der älteste Sohn Simon von seinem Götti erhalten hatte. Nach einigen Abstürzen beherrschte er das Fluggerät schon ganz beachtlich und konnte die kleineren Geschwister in der Stube verfolgen.

Fritz war selber ganz fasziniert ob dem Treiben, dass er gar nicht merkte, dass Elsi neben ihm stand. Erst als im seine Frau ein Küsschen aufdrückte, bemerkte er sie. „Hier, mein lieber Fritz, ist mein Geschenk“, meinte sie und drückte ihm einen Umschlag in die Finger. Was könnte das wohl sein, dachte sich Fritz. „Willst Du es nicht öffnen“, fragte Elsi, als Fritz lieber wieder dem Treiben mit dem elektrischen Helikopter zu sah.

Ein Messer lag noch auf dem Tisch und Fritz öffnete den Umschlag. Er traute seinen Augen kaum, als er sah, was darin steckte: Zwei Flugtickets nach Toronto! „Elsi, wir haben doch gar kein Geld für so was“, meinte Fritz zu seiner Frau. „Oh doch, mein lieber Fritz“, antwortete sie. Sie habe schon seit längerem immer das Kleingeld aus seiner Tasche gefischt. Er habe das ja jeweils gar nicht bemerkt. Und die Eier hätten auch was abgeworfen. Schliesslich habe sie halt auch sonst ab und zu was bei Seite gelegt. Fritz konnte es kaum fassen und musste ein Tränchen verdrücken. Er drückte sein Elsi fest an sich und meinte: „Was ich doch für ein Schwein habe, dass ich ein solches Elsi habe.“ Und er schaute himmelwärts und dachte still bei sich: „Danke, liebes Christkind.“

    Das Wetter heute in

    Umfrage

    Schaut Ihr Landfrauenküche?

    • Ja, jede Folge:
      71.84%
    • Ja, ab und zu:
      17.28%
    • Nein, interessiert mich nicht:
      10.88%

    Teilnehmer insgesamt: 2777

    Zur Aktuellen Umfrage

    Bekanntschaften

    Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?