Das Wollschwein, auch Mangalitza-Schwein genannt, stammt ursprünglich aus Osteuropa und ist die dem Wildschwein noch am nächsten verwandte Hausschweinrasse. Die Rasse starb fast aus. Mittlerweile hat sich der Bestand etwas erholt und es gibt einige begeisterte Schweizer Züchter.
Weil 1993 europaweit nur noch 200 Exemplare davon lebten, wurde das Mangalitza-Schwein auf die europäische rote Liste für gefährdete Nutztierrassen aufgenommen.
Robuste Rasse
Mittlerweile gibt es wieder mehr Schweine dieser Rasse. Dies dank auch Züchtern, die von diesem Wollschwein entzückt sind. Einer davon ist Philippe Riem aus Kirchdorf BE. Sein Vater hielt jahrelang Schweizer Edelschweine, doch als er selbst 2014 den Bio-Hof übernahm, gab es Legehennen und Gemüse.
«Beim Gemüsebau fällt viel Abfall an und regelmässig haben wir kaputte Eier. Ich fand, dass ein Hausschwein praktisch wäre», sagt Riem. Für seinen Betrieb wollte er allerdings eine robuste Rasse, eine, die man im Freiland halten kann. «Die normalen rosaroten Edelschweine hatten oft Lungenentzündungen, ich wusste, dass die nicht geeignet wären. Da habe ich mich umgeschaut und bin auf das Wollschwein gestossen», erklärt der Maschinenbauer und Landwirt.
Wollige Schweine auf dem Feld
Mithilfe der Schweizerischen Vereinigung für Wollschweinzucht fand er einen Zuchteber in der Nähe, und im Aargau holte er zwei Sauen ab. «Weil der Bestand so klein ist, muss man sicher gehen, dass keine Inzuchtgefahr besteht». Seither findet man immer ein kleines Rudel Wollschweine auf seinem Hof, bereits fünf Würfe haben seine Sauen bisher hervorgebracht. Allesamt hat Riem an interessierte Halter verkauft.
«Unsere Schweine sind so gut es geht in die Fruchtfolge integriert, im Frühling lassen wir sie die Reste vom Wintergemüse wegräumen, im Herbst brauche ich sie als Feldbearbeitungsmittel», sagt Riem. Er ist sehr zufrieden mit der Rasse, die sich als total robust herausgestellt hat. «Wir haben ausser fürs Kastrieren noch nie den Tierarzt gebraucht, unsere Sauen haben problemlos bei minus drei Grad geferkelt und alle Ferkel waren wohlauf», sagt Riem.
Passanten als Gefahr
Die grösste Gefahr für die Wollschweinhaltung in der Schweiz seien leider Passanten. «Ich hatte schon etliche Male den Tierschutz und die Polizei auf meinem Betrieb, weil Wanderer das Gefühl haben, es gehe den Schweinen nicht gut, wenn sie bei Regenwetter im Schlamm rumsuhlen», sagt Philippe Riem.
Leider gebe es viele Halter, die wegen der andauernden Erklärungspflicht die Wollschweinhaltung aufgeben. «Die Behörden hatten allerdings immer Freude an unserer Haltung, schliesslich gibt es für ein Schwein nichts Schöneres, als im Dreck zu suhlen!».

ProSpecieRara
Wollschwein
Die eigentliche Heimat des Wollschweins ist Osteuropa, wo es als Mangalitza-Schwein bekannt ist. Im alten Österreich-Ungarn wurde es Mitte des 19. Jahrhunderts aus verschiedenen Schweinen der Balkanregion gezüchtet. Die vorzügliche Speck-Qualität war bald europaweit bekannt und so zählte das Wollschwein damals auch in der Schweiz zu den beliebtesten Schweinerassen.
Doch im Rahmen der Industrialisierung der Nutztierzucht nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Wollschweine im 20. Jahrhundert mehr und mehr von den modernen, viel schnellerwachsenden Mastleistungsrassen verdrängt.
Die grossrahmigen Schweine mit den starken Knochen und Karpfenrücken sind von kräftiger Muskulatur. Kinn, Hals und Bauch sowie die Beininnenseiten sind blond/rötlich bis weiss-silbergrau gefärbt. Rücken und Keulen sind schwarz, die Schwanzhaare weiss mit schwarzer Quaste. Die Tiere tragen feste, lockige Borsten mit feiner Unterwolle im Winter und feine, kurze, glatte Borsten im Sommer.
In der Schweiz trifft man fast nur das «schwalbenbäuchige» Wollschwein an, dessen Name von seinem hell gefärbten Bauch herrührt. Das Schwalbenbäuchige Wollschwein in Südungarn und Kroatien geht auf eine Kreuzung von Blonden Mangalitza mit dem Masttyp «Szeremseg» (Syrmium) zurück. Die Tiere können ganzjährig im Freien gehalten werden. Das Wollschwein ist ein sehr robustes und widerstandsfähiges Tier, das praktisch nie krank ist. Die intelligenten, neugierigen Tiere haben einen gutmütigen Charakter, suchen den Kontakt zum Menschen und lieben es, gekrault zu werden.
Die Geburten und die Aufzucht der Jungtiere sind problemlos; innerhalb von zwei Jahren bringen sie drei Würfe mit je 5 bis 10 Ferkeln zur Welt. Die Jungtiere zeigen ein regelmässiges, eher langsames Wachstum, was ihrem Fleisch eine besonders gute Qualität mit hohem Wasserhaltevermögen und wenig intramuskulärem Fett verleiht. Quelle: ProSpecieRara

ProSpecieRara
Alte Rassen mit Potenzial
Ein Aspekt der schwindenden Biodiversität ist der Verlust von genetischer Vielfalt, zum Beispiel, wenn eine Nutztierrasse ausstirbt. Weil sich die Landwirtschaft früher bei der Zucht von Nutztieren auf einzelne Faktoren wie etwa den Ertrag konzentrierte, wurden Rassen, die weniger produktiv sind, verdrängt.
Äussere Bedingungen wie beispielsweise das Klima, das Eintreten einer Infektionskrankheit oder Parasitenbefall können die Faktoren sehr schnell verändern. Traditionelle Rassen sind normalerweise sehr robust, und sie könnten Gene haben, dank denen sie neue Umweltherausforderungen besser bewältigen können. Es ist beispielsweise erwiesen, dass Kuhrassen wie Evolèner besser an den Klimawandel angepasst sind.
Um auf die Veränderungen einzugehen, ist es wichtig, dass ein grosser Pool an verschiedenen Rassen da ist, auf die zurückgegriffen werden kann. Das BLW unterstützt deshalb verschiedenste Massnahmen zur Erhaltung und Förderung gefährdeter Nutztierrassen mit Schweizer Ursprung. Organisationen wie Prospecie Rara oder Pro Patrimonio Montano koordinieren den Erhalt verschiedener Nutztierrassen, bewerben die Rasse und führen Herdenbücher, damit aufgrund der sehr kleinen Populationen keine Inzuchtgefahr besteht.



Ich würde Infotafeln anbringen mit einfachen, gut verständlichen Erklärungen. Auf diese Weise könnten evtl. Fehlinterpretationen von Passanten vorgebeugt werden. Solche Tafeln würden vielleicht auch das Denkvermögen einiger Mitmenschen positiv stimulieren ????