Die Schweineproduktion ist 10 Prozent zu hoch und muss zwingend sinken, damit sich die Preise überhaupt je erholen können. Die Produktion nimmt trotz Überangebot seit 2009 laufend zu.
Der Schweinemarkt ist in einem katastrophal schlechten Zustand. Der Schweinepreis stürzte innert dreier Wochen um 60 Rappen ab. So massiv sank der Preis um diese Jahreszeit noch nie. «Die nächsten Monate werden brutal hart für die Züchter und die Mäster. Wenn wir wieder gute Preise wollen, müssen wir Produzenten jetzt unbedingt die Produktion um 10 Prozent senken, sonst verlieren wir Millionen von Franken», erklärt Christian Oberli, Präsident der Fachkommission Markt von Suisseporcs.
Produktion steigt und steigt
Seit 2009 stieg die Produktion gemäss Proviande kontinuierlich. Während die Schlachtzahlen 2009 um 3 Prozent zunahmen, waren es 2010 bereits 4,9 Prozent. Und auch dieses Jahr ist die Produktion statt gesunken nochmals um rund 2 Prozent gestiegen. Und es werden noch immer Morenställe gebaut. Die Jagerproduktion ist im Moment so hoch, dass die Händler kaum mehr wissen, wo sie alle Tiere platzieren sollen.
«Entweder sinkt nun endlich der Bestand an Mutterschweinen, oder wir werden noch ewig mit Tiefstpreisen kämpfen», fordert Oberli seine Berufskollegen zum Handeln auf. Und er stellt auch gleich klar: «Die Suisseporcs kann in der aktuellen Situation nichts machen, jetzt läuft alles über den Preis. Auch Hilfe vom Staat zu fordern für eine Einlagerungsaktion, ist der falsche Ansatz.»
Keine Futtermühlen und Händler, die Produktion künstlich am Leben halten
Für Oberli ist klar, dass die Schweinepreise in den nächsten Monaten noch weiter unter Druck geraten werden. Das gehe so weit, dass einige Mäster und Züchter die Futterkosten nicht mehr bezahlen können. «Deshalb brauchen wir jetzt dringend Produzenten, die aus der Produktion aussteigen, und keine Futtermühlen und Händler, welche einsteigen und die Produktion künstlich am Leben erhalten!»
Oberli fordert von den Grossverteilern und den Metzgern, dass sie die sinkenden Produzentenpreise unverzüglich zu 100 Prozent an die Konsumenten weitergeben und die aktuelle Situation nicht ausnützen, um ihre Margen aufzubessern.
Preise sinken, bis es niemanden mehr etwas bringt
Gestern Freitag ist der Schweinepreis zum dritten Mal um 20 Rappen in Folge auf Fr.3.70/kg SG gesunken. Während die beiden ersten Abschläge Bell und Micarna forderten, waren es dieses Mal die Händler, die sich für den Abschlag starkmachten. Alle erwarten, dass der Schweinepreis noch weiter sinkt, deshalb werden aktuell nur 80 Porzent der üblichen Menge geschlachtet und möglichst alle Lager abgebaut. Das dürfte sich erst ändern, wenn der Preis so tief ist, dass sich die Grossen einig sind, dass tiefere Produzentenpreise niemandem mehr etwas bringen