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«Schweinefett für Kampfhörner»

Nun kurz vor der Abstimmung zur Hornkuhinitiative werden von Befürwortern und Gegnern alle Register gezogen. Selbst die simple Frage «Wie bringt man das Horn in Form?» bietet Anlass für rege Pro- und Kontra-Diskussionen. Ein Grund mehr, um genauer nachzufragen. Drei Landwirte, drei Kuhrassen, drei Vorstellungen von der idealen Hornform und drei Techniken zur Hornführung werden in diesem Dossier präsentiert. Im zweiten Teil des Dossiers geht es ins Wallis, wir erhalten einen Einblick in das Formen der Kampfhörner.

Anja Tschannen |

 

 

Nun kurz vor der Abstimmung zur Hornkuhinitiative werden von Befürwortern und Gegnern alle Register gezogen. Selbst die simple Frage «Wie bringt man das Horn in Form?» bietet Anlass für rege Pro- und Kontra-Diskussionen. Ein Grund mehr, um genauer nachzufragen. Drei Landwirte, drei Kuhrassen, drei Vorstellungen von der idealen Hornform und drei Techniken zur Hornführung werden in diesem Dossier präsentiert. Im zweiten Teil des Dossiers geht es ins Wallis, wir erhalten einen Einblick in das Formen der Kampfhörner.

Wenn jemand die Kunst des Hornführens versteht, dann wohl die Walliser mit ihren Eringerkühen. Die Kuhkämpfe, die jährlich auf den Alpen und im Kampfring ausgetragen werden, sind international bekannt. Und sie wären wohl nur halb so spektakulär, wenn die kleinen, stämmigen, oft pechschwarzen Eringer sie ohne ihre Hörner austragen würden.

Die Hörner müssen ganz schön was aushalten, wenn die rund 500 bis 700kg schweren Kühe im Kampfmodus aufeinanderprallen. Kein Wunder also, dass der Hornführung ein besonderes Augenmerk geschenkt wird. 

Asymmetrisch erwünscht

«Das ideale Kampfhorn verläuft schön dem Kopf entlang, rund und nach vorne gebogen mit leicht nach oben und hinten geneigten Spitzen», erklärt der pensionierte Schreiner und Landwirt Claude Taramarcaz aus La Grande VS.

«Ein besonders böses Horn ist nicht ganz symmetrisch, sondern trägt eine Spitze leicht höher als die andere», berichtet der Eringerzüchter, «das verschafft der Kuh im Kampf Vorteile, weil die eine Hornspitze so näher beim Auge – somit näher beim Schwachpunkt – der Gegnerin liegt.» Diese Asymmetrie könne man aber nur bedingt durch Hornführung beeinflussen, sie sei vor allem genetisch veranlagt. 

Kleiner Tropfen Blut

Was man aber beeinflussen kann, ist die typische runde Form der Kampfhörner, und das beginnt bereits im zarten Alter von viereinhalb bis fünf Monaten. Dann nämlich wird ca. die Hälfte der kleinen Hornspitze von hinten her mit einem Messer abgeschnitten. «Bei dieser ersten Massnahme in der Hornführung muss ein kleiner Tropfen Blut fliessen», so Taramarcaz über die Tiefe des Schnittes.

Aber Achtung: Der Tropfen Blut dürfe nur bei dem ganz jungen Horn einmal fliessen. Die Hornstruktur beim jungen Kalb – sprich bei der kleinen Hornspitze– sei nämlich noch ganz anders als beim grösseren Rind oder später bei der Kuh. Bringe man ältere Hörner bei der Hornführung zum Bluten, riskiere man Infektionen und in jedem Fall eine verletzte Hornstruktur und damit ein schwächeres Horn. Der Schnitt in die Hornspitzen findet im Frühling statt, bevor die Tiere den Sommer auf der Alp verbringen. Wenn man Zeit habe, könne man während des Sommers noch einmal mit einer Raspel die Richtung etwas vorgeben. 

Feilen und Raspeln

Die Hauptarbeit der Hornführung finde für ihn aber im Winter, zuhause im Stall, statt. «Mein Prinzip ist das Feilen und Raspeln der Hörner», betont Taramarcaz. Eine ganze Sammlung von grossen und kleinen, breiten und schmalen Raspeln – ursprünglich für Holz und Metall – hängt fein säuberlich in seinem Stall.

Drei Tage bevor mit dem Raspeln angefangen werde, streiche er die Hörner mit Schweinefett ein. «Das macht sie weicher und geschmeidiger», verrät er. Den Trick mit dem Schweinefett wendet er übrigens auch bei den fertig geformten Hörnern an. In der Winterperiode schmiert er seinen Eringern vier bis fünfmal Schweinefett ein, um die Hörner für die Kämpfe im Frühling in Schuss zu bringen. 

Hörner einfetten

«Das Schweinefett erhöht die Elastizität des Horns, und es ist weniger brüchig», weiss der Walliser. Man könne auch Murmeltierfett verwenden, müsse aber gut aufpassen in der Dosierung, weil es viel stärker sei als Schweinefett und weil die Hörner sonst zu weich würden.

Drei Tage nach dem Fetten erfolgt das Raspeln und Feilen. «Sollen sich die Hörner nach innen biegen, so raspelt man aussen, wenn es nach oben gehen soll, raspelt man unten», fasst Taramarcaz seine Technik zusammen.  

Niemals aufs Lebendige

«Es ist wichtig, dass nicht zu viel abgefeilt wird, niemals darf man auf die lebendige Schicht kommen», ermahnt er. In der Winterperiode, zugleich auch der Stallzeit im Wallis, greift er einmal pro Monat zur Raspel. So lange, bis die ideale Form erreicht ist. Man könne die Eringerhörner auch mit Hornführern erziehen – was auch viel gemacht werde –, aber bei der Anwendung der Hornführer könne man viel falsch machen, wodurch das Horn kaputt gemacht werden könne.

Kaputt heisst für Walliser, dass die Struktur verletzt wird. «Die Hornsubstanz muss regelmässig und stark sein, sie darf keine Risse oder andere Schwachstellen enthalten, sonst steigt die Gefahr eines Hornverlustes während des Kampfes», erklärt der Landwirt. Für Laien: Wenn man das Horn anfasst und darüberfährt, soll es durchgehend glatt und gleichmässig sein. 

Stark und sensibel 

Eine Verletzung der Hornstruktur entstehe zum Beispiel, wenn man das Horn zu schnell zu stark nach innen ziehen wolle, um die nach vorne rund gebogene Stellung zu erhalten, indem man Lederhornführer oder Schwanzschnur an den Hornspitzen anbringe und zu viel Zug erzeuge.

Sie sind stark und sensibel zugleich, die Hörner der Kampfkühe, und die «Erziehung» solcher Kühe ist eine Wissenschaft für sich. Eine, die Claude Teramarcaz, der seit 1971 der Faszination Kampfhorn verfallen ist, beherrscht, so gut, dass er auch weiss, wie man verletzte und abgebrochene Hörner reparieren kann. 

 

Betriebsspiegel

Fläche: 10 Hektaren
Rasse: Eringer
Tiere: 8 Kühe, 4 Rinder, 4 Kälber
Betriebszweige: Fleischproduktion (Eigenbedarf)
Arbeitskräfte: Betriebsleiter 

Kommentare (1)

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  • Anja Genyk | 07.11.2020
    Können Sie mir bitte helfen ich weiß nicht mehr weiter. Ich hab einen Ochsen mit Hörner und er ist 8 Monate alt. Ich möchte gerne wie man so schön sagt "Kampfhörner" bei ihm haben. Aber leider wachsen die Hörner nach hinten. Ich hab jetzt versucht für jetzt das Ich ihm hinten Leder an die Hörner angebracht habe das diese mal vor wachsen. Aber ich kenne mich zu wenig aus beim richtigen Horn Formen und bitte dringendst um Hilfe. Wie gesagt ich kenn mich nicht so gut aus und möchte schöne gebogene nach oben schauende Hörner. Ich danke schon im voraus!
    LG Anja Genyk

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