Am 1. September 2020 hat die Universität Vechta zusammen mit der Suisag die neu entwickelte ASP-Risikoampel Schweiz vorgestellt. Das ab sofort zur Verfügung stehende Online-Tool bietet Schweineproduzenten die kostenfreie Möglichkeit, die individuelle betriebliche Biosicherheit zum Schutz vor der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bewerten zu lassen
Mit dem Tool können Landwirte noch bessere Vorsorgemassnahmen zum Schutz des eigenen Schweinebestandes treffen, um so das Seucheneintragsrisiko weiter zu senken und für den Ernstfall besser gerüstet zu sein.
„Ein Ausbruch von Schweinepest hätte schwerwiegende ökonomische und strukturelle Folgen für die gesamte Wertschöpfungskette in der Schweiz“, sagte Suisag-Geschäftsführer Matteo Aepli bei der Vorstellung des Tools. Dies hob auch Barbara Grabkowsky von der Univeristät Vechta hervor: „Landwirtschaftliche Betriebe tragen jetzt eine grosse Verantwortung. Daher sind betriebsindividuelle Vorsorgestrategien für jeden landwirtschaftlichen Betrieb von grosser Bedeutung.“
Biosicherheit gewährleisten
Das Risiko einer Einschleppung wird weiterhin hoch eingestuft. Franz Josef Conraths, Vizepräsident des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) und Leiter des Instituts für Epidemiologie des FLI, betonte, dass die gemeinsam erarbeitete Risikoampel eine auf die Eintragswege der Schweinepest fokussierte Einschätzung gebe. „Die Verbesserung der Biosicherheit bietet eine gute Grundlage, um das Risiko eines Eintrags des Schweinepest-Erregers zu senken und damit auch Bestandstötungen zu vermeiden", so Conraths.
Bis ein Impfstoff gegen die Schweinepest verfügbar ist, dürfte es noch längere Zeit dauern. „Während dieser Zeit wird uns nur die Biosicherheit als primäre präventive Massnahme zur Verfügung stehen“, mahnte Artur Summerfield, stellvertretender Institutsleiter des IVIs und Professor für Veterinärimmunologie an der Vetsuisse Fakultät Bern. Die drohende Schweinepest stellt insbesondere Auslaufhaltung und Direktvermarktung in den überwiegend familiär geführten Betrieben vor neue Herausforderungen.
Grosser Wert auf Praxis gelegt
Die Risikoampel soll den Landwirten hier Hilfe leisten. Über ein Multiple-Choice-System beantworten sie Fragen, wobei das Tool in einem zweistufigen Verfahren automatisch bewertet, wie stark jeder Aspekt das Risiko eines Schweinepest-Eintrags verringert oder erhöht.
„Die Risikoampel beinhaltet je nach Betriebstyp maximal 118 Fragen, die den Bereichen Sicherung des Betriebs, Sicherung des Stalls und Arbeitsabläufe zugeordnet sind“, erläuterte Projektleiterin Maria Gellermann von der Universität Vechta das Tool. Besonderer Wert sei dabei auf Praxisrelevanz für die Landwirte gelegt worden. „Die ASP-Risikoampel versteht sich als komplementäres Tool zu allgemeinen Biosicherheitstools“, fuhr sie fort
Das Ergebnis ist ein nach Ampelfarben visualisiertes Ergebnis, das Auskunft über die erreichte Risikoklasse gibt. In einer Optimierungsanalyse werden alle identifizierten Risikofaktoren gemäss ihrer Bedeutung aufgelistet. „Daraus entsteht eine To-Do-Liste mit konkreten Massnahmen, welche im eigenen Betrieb umgesetzt werden können. Mit diesem Ampelsystem kann jeder Schweinehalter regelmässig prüfen, ob das eigene Biosicherheitskonzept den Betrieb in Bezug auf Schweinepest noch optimal schützt“, so Gellermann
33 Experten bei Entwicklung involviert
Das Projekt „ASP-Risikoampel Schweiz“ wurde von der Universität Vechta zusammen mit der Suisag durchgeführt. Als Basis diente die ASP-Risikoampel Deutschland. Die wissenschaftliche Grundlage für die Gewichtung der Risikofaktoren hat eine Gruppe von 33 Experten aus der ganzen Schweiz (Wissenschaft, tierärztliche und landwirtschaftlicher Praxis, Tierhandel, SUISAG-SGD sowie Behördenvertreter) und 5 Experten aus Deutschland erarbeitet.
Die dem SGD angeschlossenen Betriebe können die ASP-Risikoampel Schweiz über ihr Login unter www.suisag.ch aufrufen. Diese können, wenn gewünscht, im Rahmen des SGD-Beratungsbesuchs diskutiert werden und gemeinsam kann das weitere Vorgehen beschlossen werden. Zusätzlich kann die Risikobewertung auch für Nicht-SGD-Betriebe unter www.risikoampel.uni-vechta.de durchgeführt werden. Die Nutzung der ASP-Risikoampel Schweiz ist gebührenfrei. Am 22. Septembr 2020 findet im Rahmen einer Online-Tagung „Die Einführung und Vorstellung der ASP-Risikoampel Schweiz für die Schweineproduzenten“ statt.