Selbstzufrieden schottet sich die Schweiz immer mehr ab und besinnt sich auf die alten Werte. In der Bevölkerung ist der Trend zum politischen Konservativismus und zu mehr Selbstbewusstsein ungebrochen, wie das Markt- und Sozialforschungsinstitut Demoscope zeigt.
Seit 1974 erforscht die Studie «Psychologisches Klima der Schweiz» die Werthaltungen der Schweizer. Deutlich zeigt sich in den Antworten der Befragten ab 2000 eine Rückbesinnung auf konservative Werte, ab 2005 dann ein Rückzug in die «Trutzburg Schweiz».
Anschläge in New York lösten Trendumkehr aus
Dieser Trend sei auch dieses Jahr ungebrochen, teilte Demoscope am Mittwoch mit. Die Losung lautet demnach: «Mehr Schweiz denn je». Gründe für die Trendumkehr sehen die Meinungsforscher in den Anschlägen von New York im Jahr 2001, ab 2008 dann auch in der Finanzkrise, welche die Schweiz besser überstanden hatte als die meisten anderen Länder.
Nach Jahrzehnten des Hedonismus und der Öffnung nach Aussen haben Werte wie Bescheidenheit, Verwurzelung und Realismus wieder Konjunktur. Dies zeige sich in den Antworten auf die Fragen nach der Wertschätzung für die nähere Umgebung, dem sozialen Netz oder der Liebe zu Volksbräuchen und zur Schweiz, wie Rainer Wegmüller, Verfasser der Studie, der Nachrichtenagentur sda auf Anfrage erklärte.
Dramatischer Zerfall der Akzeptanz für die EU und Atomtechnologie
Verstärkt habe sich nach seinen Angaben in der jüngsten Studie der Hang zu Autoritarismus und Konformismus. Weiter beobachtet Wegmüller einen dramatischen Zerfall der Akzeptanz der EU und - seit Fukushima - die Ablehnung der Nukleartechnologie.
Für die Studie wurden im Mai über 2000 Personen in der Deutsch- und der Westschweiz befragt. Seit 1974 wurden insgesamt bereits über 150’000 Interviews geführt.


