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Schweizer Aquakultur: Potential mit Risiken

Swissness ist gefragt und Fischkonsum wird als Alternative zum Fleischkonsum propagiert. Eine Kombination mit Zukunftspotential?

Peter Jossi, lid |

Mit Blick auf die reale Entwicklung der vergangenen Jahre haben sich Aquakulturen, als Oberbegriff für alle Wassernutztierhaltungen, auf Landwirtschaftsbetrieben zumindest bisher nicht als Zukunftsbranche erwiesen. Erfolgsmodelle bewähren sich eher ausserhalb der Landwirtschaftszonen.

Diese Standortbestimmung ist kaum ein Zufall, denn gefragt ist ein spezifisches Knowhow, das nur ansatzweise mit der klassischen landwirtschaftlichen Berufsausbildung abgedeckt ist. Selbst die klassischen Forellen- oder Karpfenteiche sind auf Schweizer Höfen eher die Ausnahme.

Nur zwei Fischarten mit hohem Potenzial

Wer sich mit der Aquakultur positionieren will, sollte zuerst eines tun: Sich sehr intensiv mit der Materie befassen. Einer, der dies seit vielen Jahren tut, ist Billo Heinzpeter Studer. Er gründete 2000 den Verein «fair-fish», wirkte jahrelang als Geschäftsleiter und später bis zu seinem Rücktritt 2023 als Präsident. Als Gründer der Plattform  «think.fish»  engagiert er sich weiter zu den Themenfelder Fischwohl, Umweltschutz in Gewässern und fairer Handel.

Ein Grundproblem der Aquakultur in der Schweiz sei die Konzentration auf Raubfische, so Billo Heinzpeter Studer. Diese benötigten alle Fisch im Futter und die artgerechte Haltung sei letztlich kaum möglich. Für einheimische Fischarten sehe die Situation kaum besser aus: «Forellen, Lachse, Egli oder Zander sind von ihrer Biologie her nicht geeignet für die Zucht», ergänzt er. Für die Zucht gibt es gemäss Billo Heinzpeter Studer nur zwei Fischarten mit einem hohen Potential: Tilapia, eine Gattung afrikanischer Buntbarsche, und Afrikanischer Wels.

Schweizer Fischzüchter vorbildlich

Billo Heinzpeter Studer betont: «Dass es den Schweizer Zuchtfischen nicht wirklich wohl sein kann, liegt nicht an mangelndem Engagement der Schweizer Fischzüchter für das Tierwohl – viele sind im europäischen Vergleich sogar vorbildlich, beispielsweise beim Betäuben vor dem Schlachten», erläutert er. Es liege an der Wahl der Fischarten mit Blick auf den Markt. Man möchte die Nachfrage bedienen und eine Vielfalt der Arten anbieten, was aus Tierschutzgründen nur bedingt möglich sei.

«Innovative Fischzüchter könnten gleichzeitig innovativ auf dem Markt auftreten, indem sie ihr Sortiment mit dem Angebot aus einer wirklich rücksichtsvollen Fischerei ergänzen», empfiehlt Billo Heinzpeter Studer, «die Vielfalt an Fischen und anderen Wassertieren stammt sowieso aus den Meeren und Süssgewässern.» 

Koordinationsstelle Aquakultur

Die von Hochschulen und Branchenakteuren lancierte  Koordinationsstelle Aquakultur  nimmt die Analysen und Empfehlungen von Billo Heinzpeter Studer zumindest teilweise auf. Das Ziel ist es, den Aquakultursektor in der Schweiz durch die Förderung der Koordination unter den Branchenakteuren zu entwickeln sowie Informations- und Kommunikationsbrücken zu öffnen, um bei rechtlichen, technischen, umweltbezogenen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu unterstützen.

Mit einem gezielten Wissenstransfer innerhalb der Wertschöpfungskette sollen Effizienz und Nachhaltigkeit und damit die Aquakulturpraktiken optimiert werden. Jean-Baptiste Luce, Co-Direktor der Koordinationsstelle Aquakultur Schweiz konkretisiert die Ziele: «Wir sind der Meinung, dass es ebenso wichtig ist, die Nachhaltigkeit von Aquakulturpraktiken ebenso wie das Wohlergehen der Tiere zu berücksichtigen.»

Swiss Lachs – Zucht ohne Hormone und Antibiotika

Trotz aller Hindernisse vereint der  Schweizerische Aquakulturverband  mittlerweile über 40 Unternehmen aus der Aquakulturwelt, die mittlerweile immerhin 2’000 Tonnen gezüchtete Fische und Krustentiere repräsentieren.

Als eines der erfolgreichsten unabhängigen Unternehmen hat die  Swiss Lachs AG  die Pionierphase durchstanden. Das Unternehmen spezialisiert sich auf die Produktion hochwertiger Fische und setzt dabei innovative Zuchtverfahren ein, um sowohl das Fischwohl als auch minimale Auswirkungen auf die Umwelt zu gewährleisten. 

Ronald Herculeijns, Director Sales und Marketing bei der Swiss Lachs AG, präzisiert: «Lachs ist der beliebteste und meistkonsumierte Fisch der Schweiz – darum haben wir uns damals für diese Fischspezies entschieden und züchten nun Lachse, die frei sind von Hormonen, Antibiotika und anderen schädlichen Chemikalien.» Die Technologie der geschlossenen Kreislaufanlagen sei zudem besonders ressourcenschonend. Sie reduziert den Bedarf an Frischwasser auf zwei bis fünf Prozent.

Energiekosten verdreifacht

Seit der Lancierung 2018 wurde das Potential der Lachsveredelung genutzt und zusätzlich eine Filetierungs- und Räucherkapazitäten in Lostallo aufgebaut. Im Jahr 2023 wurden insgesamt rund 97’500 Fische gezüchtet und zu feinsten Lachsdelikatessen verarbeitet.

Seither folgten als Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine neue Herausforderungen, namentlich mit dramatisch steigenden Kosten für Energie, Salz, Sauerstoff und Fischfutter. «Unsere Energiekosten bei gleichem Energieverbrauch haben sich fast verdreifacht», präzisiert Roland Herculeijns. Letztes Jahr konnte aber eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert werden, womit nun 10 Prozent des Energiebedarfs gedeckt werden können.

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