In einer mehrteiligen Serie stellen wir Ihnen Junglandwirtinnen und Junglandwirte vor. In Teil 14 präsentieren wir Ihnen Jungwinzer Grégoire Dessimoz aus Erde im Kanton Wallis. Er sieht für die Schweizer Landwirtschaft Chancen, da die Qualität der Proukte erstklassig ist.
Grégoire Dessimoz hat an der Universität Freiburg Journalismus studiert. Er hatte also einen Beruf mit einem wesentlich höheren Verdienst und dies erst noch bei kürzeren Arbeitszeiten.
Eltern rieten davon ab
Trotzdem hat er sich entschieden, Winzer zu werden. Als Jugendlicher hatte er kein Interesse am Weinberg seines Vaters. Doch nach ein paar Jahren im Journalisten-Business stellte er fest: „Die Arbeit im Büro entspricht mir nicht. Ich muss etwas mit den Händen machen. Zudem habe ich Mühe mit der Entwicklung des Journalismus.“
In der Folge hat er die Ausbildung als Winzer und Weintechnologe in Angriff genommen und den elterlichen Betrieb übernommen. Dies obwohl ihm die Eltern zunächst davon abgeraten haben. Zu unsicher sei die wirtschaftliche Zukunft der Weinproduktion. Doch er liess sich nicht abhalten. Mittlerweile sind die Eltern zufrieden, dass der Sohn ihre Nachfolge angetreten hat.
Laden in Sion eröffnet
Sein Vater hatte zwei Hektaren Reben und eine Weinkellerei mit zugekauften Trauben betrieben. Grégoire Dessimoz bearbeitet nun vier Hektaren eigene Reben, dafür kauft er keine zusätzlichen Trauben mehr zu. „Ich will wissen, was ich verarbeite. Der Wein soll von A bis Z auf meinem Betrieb hergestellt sein“, macht der Jungwinzer deutlich.
Mit dieser Fläche kann er ungefähr 30‘000 Flaschen Wein produzieren. Diesen verkauft er auch in der Deutschschweiz. Sein Vater nimmt seit 30 Jahren an der Mustermesse in Basel teil und hat so einen Kundenstamm aufbauen können. Zudem hat Grégoire Dessimoz mit einem Kollegen, der Gemüse und Früchte produziert, im Frühling 2015 einen Laden mit saisonalen und lokalen Produk-ten eröffnet. Das mitten in der Stadt Sion. Ein Wagnis, das sich bis jetzt gelohnt hat.
Vorteile überwiegen
Hat er seinen Entscheid, dem Journalismus den Rücken zu kehren nie bereut? Dessimoz’ Antwort ist eindeutig: „Nein. Obwohl die Situation in den letzten fünf Jahren schwieriger geworden ist. Die Preise sind aufgrund der allgemein tieferen Nachfrage gesunken. Dazu kommen neue Herausfor-derungen wie die Kirschessig-Fliege“, erklärt der Walliser.
Auch die Agrarpolitik mit den sich dauernd ändernden Bedingungen sowie der ständig grösser werdende administrative Aufwand verstärken die Unsicherheit. Doch die Vorteile seines Berufs überwiegen: „Die Führung der Domaine bereitet mir grosse Freude. Zu sehen, wie aus den Trauben Wein wird und diesen danach selber verkaufen zu können, ist für mich nach wie vor überwältigend“, fährt er fort.
Sicherheit und die Rückverfolgbarkeit
Als Gefahr für die Schweizer Landwirtschaft sieht er die zunehmende Konkurrenz der Billigprodukte aus dem Ausland. Doch Grégoire Dessimoz ist überzeugt, dass sich die Schweizer Landwirtschaft behaupten kann: „Die Forschung und die Ausbildung und wie dieses Wissen in die Praxis umgesetzt werde, ist in der Schweiz erstklassig. Deshalb ist auch die Qualität der Produkte in der Schweiz sehr hoch.“
Die Qualität, aber auch die Nähe, die Sicherheit und die Rückverfolgbarkeit seien für die Konsumenten je länger je wichtiger. Er vermutet den Grund dafür in der stetig wachsenden Globalisierung. Deren Kehrseite sei allerdings noch nicht überall durchgedrungen: Vielen ist nicht bewusst, welches Leid beispielsweise hinter einer Flasche kalifornischem Wein steckt. «Illegale mexikanische Einwanderer ernten die Trauben für Hungerlöhne. Anders gibt es keinen so billigen Preis. In der Schweiz werden die Arbeiter angemessen entlöhnt und sind versichert, dies hat seinen Preis», mahnt der Jungwinzer.
Qualität hat oberste Priorität
Wie sieht seine Strategie für die Zukunft aus? Da gibt es gleich mehrere: Zunächst möchte er die Traubenproduktion auf Bio umstellen, seit mehr als 4 Jahren befolgt er bereits die Biorichtlinien bei den Pflanzenschutzbehandlungen. „Bio sagt mir zu, einzig die Begrünung stellt eine grosse Herausforderung dar“, hält er fest.
Die Qualität des Weins hat für ihn oberste Priorität. Zudem ist der Ausbau des Direktverkaufs wich-tig, damit möglichst viel Wertschöpfung in der Domaine bleibt. Dabei wünscht sich etwas mehr Konsequenz von den Konsumenten: „Viele finden es toll, dass sich junge Leute in der Landwirtschaft engagieren, aber kaufen dann doch die billigeren ausländischen Produkte“, zeigt er auf. Der Weg zu den Sternen ist in der Schweizer Landwirtschaft steil und steinig, aber er lohnt sich, davon ist Grégoire Dessimoz überzeugt.
Betriebsspiegel
Grösse & Produktionsart: 4 ha LN, Umstellung auf Bio geplant
Zone: Hügelzone
Kulturen: Reben
Speziell: Späteinsteiger
Strategie: Hohe Wertschöpfung auf dem Betrieb