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Schweizer Mehl für China

Auch die Müllereiwirtschaft braucht Innovationen. Dominic Meyerhans, Geschäftsführer der Meyerhans Mühlen, ist immer wieder für Überraschungen gut, etwa mit schwarzem Mehl. Jetzt exportiert er sogar nach China.

Hans Peter Schneider* |

 

 

Auch die Müllereiwirtschaft braucht Innovationen. Dominic Meyerhans, Geschäftsführer der Meyerhans Mühlen, ist immer wieder für Überraschungen gut, etwa mit schwarzem Mehl. Jetzt exportiert er sogar nach China.

Alimenta: Die Schweiz hat eine Überkapazität an Mühlen. Welches ist für Sie eine gesunde Anzahl an Schweizer Mühlen?
Dominic Meyerhans: Ich glaube es hat Platz für eine grössere Anzahl. Wichtig ist, dass sich die Mühle an den Kundenbedürfnissen ausrichtet und neue Bereiche erschliesst. Es kann nicht sein, dass alle das Gleiche machen.

Der Markt ist gesättigt, was kann eine Mühle machen?
Das Stammgeschäft bleibt sicher wichtig, wir haben hier sehr loyale Kunden. Wir sind ja auch schon seit 125 Jahren auf dem Markt. Doch mit dem Druck, den wir in der Branche haben, müssen wir stets neue Geschäftsfelder evaluieren. Dabei ist es wichtig, dass man Mengen erschliessen kann, ohne dass man gleich eine andere Schweizer Mühle konkurrenziert. Dies haben wir gemacht.

Womit?
Wir produzieren für das Kartonunternehmen Model AG in Weinfelden einen Grundstoff. Bisher wurde dieser Rohstoff, Stärke, im Ausland eingekauft. Nun können wir Wertschöpfung in die Schweiz verlagern und ein Ersatzprodukt lokal herstellen.

Gibt es für Schweizer Mühlen auch Exportmöglichkeiten?
Ja, aber unsere Nachbarmärkte sind schwierig. Wir bauten jetzt eine Partnerschaft mit einer chinesischen Mühle auf. Kürzlich konnten wir zwei Container Mehl nach Hongkong liefern.

Warum wollen gerade die Chinesen Ihr Mehl?
Die Chinesen haben traditionellerweise sehr weiche Brote, und es werden auf grossen Anlagen fast ausschliesslich Standardmehle produziert. Die suchen nun Partner, die das Know-how schon haben, und da können wir mit unseren Spezialitätenmehlen punkten. Davon haben wir etwa zehn verschiedene Kleinpackungen auf die Bedürfnisse der Chinesen abgestimmt. Die waren von der Qualität beeindruckt.

Wie stellen Sie sich das Marktpotenzial in China vor?
Spannend. Wenn man bedenkt, dass es 1,3 Milliarden Chinesen gibt, da kann man wieder einmal die 1-Prozent-Rechnung anstellen. Die Chinesen fangen immer mehr an, sich weizenbasiert zu ernähren, und wollen immer mehr westliche Produkte kennenlernen. Gerade Hongkong ist der Markt, der die zahlungskräftigsten Kunden hat. Wir staunten, als wir die Brotpreise im Regal anschauten, die sind ähnlich hoch wie in der Schweiz. Wenn wir wöchentlich nur schon zwei Container zu 20 Tonnen gesacktem Mehl exportieren könnten, wäre dies eine riesige Leistung.

Wird das Mehl mit Schoggigesetzgeldern exportiert?
Mehlexporte fallen nicht unter das Schoggigesetz. Beim Roggenmehl hatten wir erfolgreich aktive Veredelung in der Schweiz beantragt.

Wie kamen sie zu diesen Kontakten?
Wir haben im «World Grain Magazin» einen Artikel publiziert. Dann kam die Anfrage aus China, ob wir für sie Spezialmehle zum Beispiel für Produkte wie «Swiss Country Bread» herstellen könnten.

 

Zur Person

Dominic Meyerhans ist seit 2010 als Geschäftsführer in der sechsten Generation im Familienmühlengeschäft tätig. Der 40-Jährige studierte an der ETH Maschinenbau und arbeitete danach als Manager für Mettler Toledo, einem Hersteller von Präzisionsinstrumenten für Labors, in den USA. Die Meyerhans Mühlen sind in der Schweiz bezüglich Mahlmengen die Nummer drei. Von den Mühlen im Familienbesitz sind sie die Nummer eins. hps

 

Seit zwei Jahren gibt es das Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und China. Gibt es noch Exporthürden?
Es muss nur ein Ursprungszeugnis mitgeliefert werden. Es ist ähnlich teuer, Mehl in ein hinteres Schweizer Bergtal zu liefern wie nach Hongkong.

Und welches Potenzial gibt es im heimischen Markt noch?
Mit dem hellen Vollkornmehl haben wir ein neues Produkt lanciert. Es gibt Konsumenten, die sich zwar gesund ernähren, also den Ballastanteil erhöhen wollen, jedoch ohne Vollkorncharakter des Brotes. So enthält das Vollkornmehl aus dem Weissweizen weniger Phenole, und man sieht den Kleieanteil im Brot nicht. Chancen dafür gibt es sicher im Altersheim oder auch in Schulen. Verschiedene Schüler haben unser Brötli sehr gut gefunden.

Und wollen die Schweizer Bauern die neue Weizenart anbauen?
Wir machen Anbauversuche mit IP-Suisse und nach Möglichkeit auch mit Delley Samen und Pflanzen AG. Bis jetzt wird dieser Weizen erst in Australien und in Nordamerika angebaut. Wir setzen auf junge dynamische Bauern in der Schweiz. Wir sehen schon mit dem IP-Suisse-Quinoa- oder Sonnenblumenanbau, dass viele Bauern für Neues empfänglich sind.

Alles redet von Insekten als Lebens- oder Futtermittel. Können Sie sich vorstellen, Insekten zu verarbeiten?
Ja sicher. Ich kann mir gut vorstellen, künftig auch ganz andere Dinge als Getreide zu vermahlen. Wir haben schliesslich die Kompetenz zum «Verkleinern». Was natürlich noch ungeklärt ist, ist das ganze Handling, beispielsweise, wie tötet man Insekten und wie werden diese Lebewesen in einen Prozess überführt. Es ist aber spannend, schon jetzt sind 20 bis 30 Prozent der verarbeiteten Mengen in Mühlen Nebenprodukte.

*Das Interview  ist in voller Länge  in der Zeitschrift «Alimenta» erschienen. Diese Version wurde etwas gekürzt. 

 


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