Zehn Steinböcke aus der Schweiz sollen am Freitag in den bayerischen Alpen eine neue Heimat finden. Sie sollen frisches Blut in die Steinwildkolonie an der Benediktenwand zwischen Isar und Kochelsee bringen, die rund 100 Tiere umfasst, aber im Wesentlichen von sechs Gründertieren abstammt. Biologen der Universität Zürich hatten festgestellt, dass die Population durch Inzucht bedroht ist.
Von der Schweiz in die bayerischen Alpen. Zehn Steinböcke sollen eine neue Heimat finden. Der Vorsitzende des Kreisjagdverbands Bad Tölz, Wolfgang Morlang, sagte, das Steinwild sei in den Hochgebirgsregionen Mischabel und Weisshorn im Kanton Wallis gefangen worden und werde nun an der Benediktenwand ausgewildert. Der Verband und die Hochwildhegegemeinschaft Isarwinkel hatten das Projekt 2020 gestartet. Die Kosten von etwa 100 000 Euro werden vom Bayerischen Jagdverband und mit Spenden finanziert.
Das Projekt zeige, dass «Jägerinnen und Jäger auch Heger und Naturschützer sind», sagte Morlang. Das Steinwild unterliege dem Jagdrecht, werde aber ganzjährig geschont: «Wir freuen uns, mit diesem Projekt auch für künftige Generationen diese grossartige Wildart und ein gesundes Habitat zu erhalten.»
Laut bayerischem Forstministerium gibt es im Freistaat annähernd 800 Steinböcke und -geissen, die Hälfte davon im Allgäu an der Grenze zu Tirol und Vorarlberg. Weitere Kolonien gibt es bei Kiefersfelden, bei Oberaudorf sowie bei Berchtesgaden.
Steinwild lebt in den Kammlagen der Hochgebirge. An der Benediktenwand ist ein natürlicher Austausch mit anderen Kolonien wegen der isolierten geografischen Lage kaum möglich. In den kommenden Jahren wollen die örtlichen Jäger zusammen mit Schweizer Wissenschaftlern beobachten, wie erfolgreich die Ansiedlung der Walliser Tiere dort ist.
Der Alpensteinbock war in den Alpen schon tausende Jahre beheimatet, durch intensive Jagd aber Anfang des 19. Jahrhunderts fast ausgerottet – bis auf etwa 100 Tiere im italienischen Gran Paradiso, zwischen Aostatal und dem französischen Val d›Isère. Der Schweizer Förster Josef Zumstein und der Naturkundler Albert Girtanner konnten 1820 die Behörden dazu bewegen, die letzten Steinböcke im dortigen Hochgebirge zu schützen. Von dort aus starteten erfolgreiche Wiederbesiedlungen. Alle heute existierenden Alpensteinböcke stammen von diesen rund 100 Tieren ab. Heute kommen die Tiere wieder im gesamten Alpenraum von Slowenien bis Frankreich vor.