Der Schweizerische Alpwirtschaftliche Verband (SAV) ist seit 150 Jahren aktiv. Am Dienstag informierte der SAV im Justistal bei Sigriswil BE über die Auswirkungen der Agrarpolitik 2014–2017 (AP 2017).
Das Berner Oberland habe bereits bei der SAV-Gründung anno 1863 eine wichtige Rolle gespielt, betonte Hansjörg Hassler, SAV-Präsident und Nationalrat (BDP, GR). Persönlichkeiten aus dem Berner Oberland seien treibende Kräfte gewesen. Und zwar nicht nur etwa Bauern, sondern auch Pfarrer oder Professoren, wie Hassler bei für einmal schönem Wetter auf der Alp Grosser Mittelberg im Justistal betonte. Die Bedeutung der Alpwirtschaft sei auch heute noch gross: «Die Alpwirtschaft ist Teil unserer Kultur und hat ein positives Image.» Aber auch ökonomisch sei die Alpwirtschaft nach wie vor relevant. So liege ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Sömmerungsgebiet. «Und rund 600000 der 2,2 Millionen Raufutter verzehrenden Tiere der Schweiz verbringen den Sommer auf unseren Alpweiden», fügte er an.
Sorge zu Alpen tragen
Es gelte, der Alpwirtschaft auch in Zukunft grösste Sorge zu tragen. So sei in den letzten Jahren ein kontinuierlicher Rückgang der Bestossungszahlen festzustellen gewesen. «Darum ist es wichtig, dass mit der neuen AP 2017 Instrumente geschaffen werden, welche die Alpwirtschaft stärken», so Hassler. Diesem Anliegen sei mit der Erhöhung der Sömmerungsbeiträge und der Einführung der Alpungsbeiträge Rechnung getragen worden. «Dazu sind auch Landschaftsqualitätsbeiträge und Biodiversitätsbeiträge für das Sömmerungsgebiet vorgesehen», fügte er an.
Martin Jutzeler, Berater für Alpwirtschaft am Inforama, zeigte dann in einer praktischen Demonstration, wie die geforderte hohe Vielfalt der Pflanzenzusammensetzung ausgemessen wird. «Anhand von Zeigerarten, bestehend aus bestimmten vorgegebenen Pflanzen, wird die Artenvielfalt auf einem gewissen Gebiet gemessen», erklärt er. Dazu werde jeweils eine Kreisfläche mit einem Radius von drei Metern untersucht. Darin sollten sechs Zeigerpflanzen gefunden werden, um die geforderte Ökoqualität zu erreichen.
Riesiger Aufwand
Der Kontrollrhythmus betrage im Prinzip acht Jahre. Im ersten Jahr müssten aber alle von den Bewirtschaftern angemeldeten Flächen ab 2014, dem ersten Jahr der AP 2017, kontrolliert werden. Bei 7300 Sömmerungsbetrieben sei dies im ersten Jahr ein riesiger Aufwand für die Kontrolleure, gab Jutzeler zu bedenken. Pro Hektare gibt es für die Bewirtschafter 200 Franken. «Der Bund will nur Beiträge für eine zusammenhängende Fläche von mindestens fünf Hektaren ausschütten», so Jutzeler. Für kleinere und mittelgrosse Alpbetriebe könnte es deshalb schwierig werden, diese neuen Beiträge zu bekommen.
Neben diesem fachlichen Teil lieferten Christian Stauffer, Präsident der vereinigten Alpgenossenschaften des Justistals, sowie Alfred Santschi, Gemeinderatspräsident von Sigriswil und SAV-Vorstandsmitglied, zur Gemeinde Sigriswil.
Jubiläumsfeier
OK-Präsident Erwin Walker informierte über die Jubiläumsveranstaltung 150 Jahre SAV vom 27. bis 29. Juni im Obersimmental. Der 27. Juli ist der Jubiläums-DV der Vergangenheit gewidmet. Am 28. Juli wird mit dem Jubiläumsbankett, an dem auch Bundesrat Johann Schneider teilnimmt, die Gegenwart thematisiert. Und am 29. Juli, wenn neueste Ergebnisse des Forschungsprojekts Alpfutur präsentiert werden, ist die Zukunft im Fokus.