Seine Freude am Ackerbau entwickelte Simon Stiefel im 2. Lehrjahr, als er sich auf dem Lehrbetrieb vertiefter mit diesem Gebiet befasste. Später, wieder auf dem heimischen Hof, nutzte er sein Wissen und fing an, den Ackerbau auszubauen.
«Mir gefällt das Zusammenspiel von Boden, Technik und Wetter», sagt Simon Stiefel zu seiner Passion für den Ackerbau fragen. Auf den Hinweis, dass er da in Wind und Regen draussen stehe, zuckt er mit den Schultern und meint: «Man sollte sich nie über zu viel Regen beschweren. Denn Trockenheit ist schlimmer, als ein Regen zu viel».
Anspruchsvolle Kultur
Das habe ihm sein Onkel, der in Kanada eine Farm betreibe, immer wieder gesagt. Der wisse nämlich was es heisse, keinen Regen zu haben. Darum sei er froh, in einem Land zu leben, das meist genug Wasser habe. Gefragt nach seiner Lieblingskultur, muss Stiefel nicht lange überlegen: «Mein Herz schlägt nach wie vor für die Zuckerrübe. Es ist eine interessante, anspruchsvolle Kultur. Im Frühling muss viel zusammenpassen, dass die Samen nach der Saat gut auflaufen».
Wichtig sei ein optimales Saatbeet und der richtige Zeitpunkt für die Saat. Sei man zu früh dran, ist die Gefahr von Bodenfrost gross, da der Boden eventuell zu kalt ist. «Wenn man zu spät sät, hat das Auswirkungen auf den Zuckergehalt. Je länger die Kultur auf dem Feld wachsen kann, umso mehr Zucker kann sie produzieren und der Ertrag ist höher», erklärt der Landwirt auf Hefenhausen TG.
Herbizid und Hacke
Am Anfang sind die Pflänzchen winzig klein. Darum muss man die Ausbreitung von Unkraut im Auge behalten, da diese die Schösslinge überwuchern. Bekämpft wird das Unkraut aber nicht nur mit Herbizid, sondern mit einer Hacke, die zwischen den Reihen die unerwünschten Pflanzen entfernt. Wenn es im Sommer dann nochmals Unkraut wächst, wird dieses von Hand entfernt. Das ist eine mühsame, aber wichtige Arbeit.
«Bei ausgewachsenem Unkraut besteht die Gefahr, dass dieses versamt und im nächsten Jahr wieder keimt. Bereits kleinste Wurzelteile im Boden können wieder ausschlagen», hält der Ackerbauer fest. Bekämpfe man das Unkraut nicht, werde man kaum Ertrag haben, sagt Stiefel. Doch alles von Hand machen, würde sich nicht rechnen. Gemäss Stiefel sind neben maschinellem Hacken mindestens 100 Stunden pro Hektare notwendig. «Bei meiner Fläche von 10 ha Zuckerrüben ergibt dies 1000 Jätstunden. Man kann sich sicherlich gut vorstellen, dass der Preis für Zucker danach in die Höhe schnellen würde», rechnet er vor.
Bedauert negative Diskussion über Pflanzenschutzmittel
Dennoch nutzt Simon Stiefel Pflanzenschutzmittel sehr zurückhaltend. Und vor allem dann, wenn die Schadschwelle erreicht ist. Also beispielsweise bei Schädlingen wie dem Rübenerdfloh oder bei Läusen. Die Schadschwelle wird ermittelt, indem man die Anzahl Schädlinge betroffener Pflanzen pro Quadratmeter misst.
Stiefel bedauert sehr, dass Pflanzenschutzmittel immer gleich als Gift hingestellt werde. «Ein Medikament ist auch ein synthetisch hergestelltes Mittel mit Nebenwirkungen. Der Mensch nimmt es direkt in seinen Körper auf. Zudem kommen Pflanzenschutzmittel teilweise aus denselben Unternehmen. Dazu kommt, dass bei allen Mitteln sogenannte Absetzfristen vorgegeben sind. Das heisst, ab einem Zeitpunkt vor der Ernte dürfen gewisse Massnahmen gar nicht mehr angewendet werden», hält er fest.
zvg
Verwendet auch natürliche Präparate
Wenn der Bauer mit der Spritze im Feld steht, heisse das nicht per se, das chemische Pflanzenschutzmittel gespritzt werden, so Stiefel. «Wir verwenden auch Bittersalze bei den Chicoréepflanzen. Das ist ein natürliches Präparat zur Bremsung des Blätterwachstums, damit mehr Kraft in die Wurzelbildung geht. Dies ist für den späteren Antrieb der Chicoréepflanze wichtig. Später im Herbst wird mit einer Flüssiggabe von Calciumchlorid der Fäulnis entgegengewirkt. Also ein Produkt, das auch im biologischen Anbau eingesetzt werden», erklärt der Ackerbauer.
Wünsch sich mehr Verständnis
Spannend findet Stiefel, was bei Messungen an der Rheinmessstation in Basel, bei welcher sämtliche Chemikalien gemessen werden, die sich im Wasser befinden, resultierte: Nicht mal ein Prozent der Chemikalien die gemessen wurden, seien landwirtschaftlichen Rückständen zuzuschreiben. Es sei deshalb nicht in Ordnung, wenn immer die Landwirtschaft für alles verantwortlich gemacht werde.
«Ich wünsche mir, dass der Kontakt zwischen Landwirtschaft und Bevölkerung vertieft wird, damit das gegenseitige Verständnis wieder steigt und Vorurteile abgebaut werden können. Wir arbeiten gerne und viel und sind bestrebt, gute und gesunde Produkte zu produzieren – die wir übrigens ebenfalls gerne geniessen», sagt Stiefel.
Betriebsspiegel:
Simon Stiefel (30) aus Hefenhausen lebt in Partnerschaft mit Rebecca Näf und bewirtschaftet den Hof zusammen mit seinem Vater in einer Generationengemeinschaft.
Betriebszweige: Milchwirtschaft, eigene Aufzucht, silofreie Milch für Emmentalerproduktion
Ackerbau: Hauptkulturen: Zuckerrüben, Chicoréewurzeln Produktion für Gamper Stettfurt, Brotweizen, Futterweizen, Soja zu Futterzwecken, Sonnenblumen, Mais zur Frischverfütterung und für Trockenmais als Kraftfutter und zum Verkauf.