Andreas Meury machte sein Hobby zum Beruf.
Elmar Gächter
Nicht zufällig hat Andreas Meury vorgeschlagen, das Gespräch im Dorfladen zu führen. Obwohl die Bezeichnung Dorfladen angesichts der bescheidenen Grösse fast etwas zu hoch gegriffen ist. Doch die Einheimischen des 700-Seelen-Dorfes auf der Sonnenterrasse des Laufentals bezeichnen ihn in ihrer Dorfzeitung als «Wundertüte voller Schätze».
Ob Eier, Gemüse, Fleisch oder Wurst, es sind die lokalen Bauern und Unternehmer, die dafür sorgen, dass sich ein Einkaufen direkt vor der Haustüre nicht nur wegen der frischen Produkte lohnt.
Dies freut Andreas Meury in mehrfacher Hinsicht. Er ist Präsident der Genossenschaft, die den Dorfladen betreibt und beliefert ihn mit seinen begehrten Erzeugnissen. Dass er nebst seiner Ausübung seines öffentlichen Amts als Burgerrat auch diese weitgehend ehrenamtliche Tätigkeit ausübt, ist für ihn selbstverständlich. «Wir haben in Blauen eine intakte Dorfgemeinschaft, wo jeder jedem hilft», sagt der 29-Jährige, der hier oben aufgewachsen ist und nirgends anders wohnen möchte.
Auf dem Hochsitz
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm oder hier zutreffender: wie der Vater so sein Sohn. Die DNA als leidenschaftlicher Jäger und gelernter Metzger hat Vater Reto hundertprozentig an seinen Filius weitergegeben. Bereits mit sieben Jahren gab es für Andreas nichts Spannenderes, als die Jagd auf Reh und Wildschweine auf dem Hochsitz mitzuerleben.
«Meine Mutter, die leider viel zu früh verstorben ist, hat stets gesagt: Gehe nur mit, statt irgendwo am Bahnhof rumzuhängen.» Bis zur Volljährigkeit warten, um die Jagdprüfung absolvieren zu können, kam für ihn nicht in Frage. Und so legte er sie mit 15 Jahren im nahe gelegenen Elsass ab, wo er auch regelmässig auf die Pirsch ging.
In der Zwischenzeit hat er unter anderem als Mitglied der Jagdgesellschaft Blauen-Zwingen zahlreiche Wildschweine und Rehe erlegt. «Für mich macht nicht das Schiessen die Leidenschaft aus, sondern der Einsatz für einen gesunden und starken Wildtierbestand», betont Meury.
Er spricht von einem schönen Bestand an Wildschweinen im Revier und von der Ethik der Jagdgesellschaft, die beinhaltet, im Gegensatz zu den Empfehlungen des Kantons keine Frischlinge zu schiessen. «Sie haben aus meiner Sicht ein Recht darauf zu leben, wir schiessen ja auch keine Rehkitze.» Die Jagd auf Rehe werde laufend schwieriger, seit in der Region mehrere Luchse heimisch seien und die Rehe sich deswegen viel vorsichtiger verhielten.
Wunsch erfüllt
Für Andreas Meury war es früh klar, dass er auch beruflich in die väterlichen Fussstapfen zu treten. «Bereits als Primarschüler habe ich meinem Vater geholfen, die erlegten Wildtiere abzuziehen und auszubeinen. Und so ist es naheliegend, dass ich den Beruf des Metzgers erlernt habe.»
Während seiner Lehre in einem Betrieb in Laufen war es für ihn von Anfang an wichtig, das ganze ABC des Metzgens zu erlernen, vom Schlachten bis zum Verkauf. Nach der Weiterbildung zum Betriebsleiter hätte er seinen Lehrbetrieb mit 15 Angestellten übernehmen können. «Für mich als Jäger war jedoch stets der Wunsch da, selbstständiger Wildmetzger zu werden», so Meury.
Beliebte Würste
2019 ist er mit der Metzgerei «Stachel-Blauen AG» in seine Selbstständigkeit gestartet. Drei Jahre wollte er sich Zeit geben, um als Alleinunternehmer einen Betrieb aufzubauen, der vor allem auf die Verarbeitung von Wildfleisch setzt. Seine Produkte, insbesondere die Wurstwaren, sind inzwischen schon längst zu einem eigentlichen Renner geworden.
«Am meisten gefragt sind meine Wildschweinbratwürste, aber auch Wildsausalami, Rehkaminwürste, Cervelats. Gerne probiere ich auch immer wieder Neues aus, wie Würste mit Trüffel oder Schüblige mit Zwetschgen und Käse.» Aus seinen Rezepten macht er keine Geheimnisse, im Wissen, dass jedes Produkt primär von den Händen des Herstellers abhängt.
Wenig Schlaf
Andreas Meury verkauft seine Produkte auch online, vor allem jedoch im Hofladen neben seiner Metzgerei. Auch wenn er die grosse Nachfrage nicht immer stillen kann, will er seinen Betrieb nicht wesentlich vergrössern.
«Ich möchte mich auch künftig selber dem Wildmetzgen widmen können, denn dies ist nebst der Jagd meine zweite grosse Leidenschaft.» Dabei nimmt er in Kauf, dass er während der Wildsaison, wenn er tagsüber auf der Jagd ist und nachts in der Metzgerei, kaum zum Schlafen kommt. Reich werden könne er mit seiner Tätigkeit nicht, aber er sei bereit, diesen Effort auch weiterhin mit Herzblut zu leisten.
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