«Die Dinge, die an unserer Westgrenze, der Grenze zu Polen, geschehen, können nicht als normal oder gewöhnlich angesehen werden», sagte Selenskyj am Montag. Die Situation demonstriere die tägliche «Erosion der Solidarität».
«Geht um Politik, nicht Getreide»
Polnische Landwirte blockieren seit Wochen Grenzübergänge, um gegen «unfairen Wettbewerb» durch ukrainische Unternehmen und EU-Auflagen zum Klimaschutz zu protestieren. Die Organisatoren machen gelockerte EU-Vorschriften für ukrainische Unternehmen für ausbleibende Umsätze verantwortlich. Die Ukraine ist nicht zuletzt wegen des russischen Angriffskrieges und russischer Blockaden im Schwarzen Meer für ihre Im- und Exporte in hohem Masse auf den Strassenverkehr mit dem EU-Mitglied Polen angewiesen.
«In Wahrheit geht es nicht um Getreide, es geht um Politik», sagte Selenskyj am Montag weiter. Nur fünf Prozent der Agrarexporte gingen über die polnische Grenze, fuhr er fort.
Wird gesamte Grenze blockiert?
Der ukrainische Infrastrukturminister Oleksandr Kubrakow hatte zuvor am Montag gesagt, sechs Grenzübergänge seien auf polnischer Seite blockiert. Er schrieb im Onlinedienst Facebook von einer «direkten Gefahr für die Sicherheit» seines Landes.
Von polnischer Seite hiess es, am Grenzübergang Dorohusk warteten etwa 600 Lkw auf ihre Ausfahrt aus Polen in die Ukraine. «Die geschätzte Wartezeit, bis diese Anzahl von Lkw abfährt, beträgt etwa 232 Stunden», sagte Michal Derus, Sprecher der Steuerverwaltungskammer im ostpolnischen Lublin, der Nachrichtenagentur AFP. Von ukrainischer Seite seien keine Lastwagen nach Polen eingereist. Es handle sich demnach vermutlich um eine «totale Blockade».
Die Situation könnte sich am Dienstag weiter verschärfen, wenn die polnischen Landwirte zu einer Blockade der kompletten Grenze mit der Ukraine aufrufen.