Seit Anfang Jahr ist Marie Garnier neue Direktorin des Westschweizer Milchverbandes Prolait. Als grüne Politikerin wird sie sich mit Engagement um pragmatische Lösungen bemühen und Brücken bauen.
Bescheiden, aber bestimmt eröffnet die gebürtige Jurassierin das Gespräch am Hauptsitz in Yverdon. Marie Garnier ist sich bewusst, dass sie einen umfassenden Erfahrungsschatz in diese neue Funktion mitbringt und der Verband auch von ihrer Bekanntheit in der Landwirtschaft profitieren kann.
«Es freut mich, dass ich auf meine bisherigen Erfahrungen zurückgreifen und in diese Tätigkeit einbringen kann», berichtet Garnier und verweist damit auch auf ihre Arbeit in der Freiburger Kantonsregierung. Garnier war zwischen 2011 und 2018 Staatsrätin des Kantons Freiburg. Als Freiburger Direktorin für Land- und Forstwirtschaft war sie auch Mitglied der Konferenz der Landwirtschaftsdirektoren. Neben den organisatorischen Aufgaben will sich Garnier für die Interessen und Anliegen der Milchbauern der Prolait-Region einsetzen.
Über 800 Mitglieder
Prolait ist ein Milchverband, der die Interessen der Milchbauern in Regionen der Kantone Waadt, Neuenburg, Freiburg und Bern vertritt. Er umschliesst die Gebiete von Lausanne über Murten bis an den Bielersee. Auch die Region Pays-d’Enhaut gehört als Enklave dazu. Prolait ist Mitglied des Verbandes Schweizer Milchproduzenten.
In die nationalen Schlagzeilen ist Prolait auch 2018 gekommen, als beschlossen wurde, die Kommerzialisierung der Industriemilch an Mooh abzugeben. Ungefähr die Hälfte der über 800 Mitglieder waren davon betroffen. Sie sind dem Verband treu geblieben und profitieren also weiter von dessen Dienstleistungen.
Neben der nachfrageorientierten Steuerung der Milchmenge gehören dazu auch persönliche Beratungen, Weiterbildungsangebote oder Antibiotikatests. Der Verwaltungsrat hat Marie Garnier per Anfang Jahr einstimmig als neue Direktorin von Prolait gewählt. «Wir müssen dafür sorgen, dass die Milchwirtschaft wirtschaftlich interessant bleibt», fasst die neue Direktorin ihre Aufgabe zusammen. Unter anderem wird in der Prolait-Region der Gruyère AOP produziert.
Breites Netzwerk
Nach einem landwirtschaftlichen Lehrjahr hat sich Marie Garnier (59) als ETH-Agronomin ausbilden lassen. Vor ihrer Tätigkeit als Staatsrätin war Garnier Dozentin an einer Westschweizer Fachhochschule und davor Direktorin des Pro-Natura-Zentrums Champ-Pittet in Yverdon.
Die engagierte Direktorin verfügt über ein breites Netzwerk. Durch ihre Zweisprachigkeit hat sie auch das Potenzial, die Zusammenarbeit von West- und Deutschweizer Verbänden zu fördern. Neben den organisatorischen Aufgaben stellt Garnier den Kampf für die Anliegen der Milchbauern in den Vordergrund. Dazu gehören beispielsweise Interventionen bei Suisselab oder die Suche nach Märkten mit Mehrwert für die Milch.
Garnier hat auch mitgearbeitet bei der Änderung der Reglemente für den Vacherin Mont-d’Or AOP und den L’Etivaz AOP, die darauf abzielte die Investitionen abzusichern, vor allem für die Alpkäser. Überzeugt hat die grüne Politikerin auch mit ihrer Haltung, sich um pragmatische Lösungen zu bemühen. «Es braucht eine Politik für alle, nicht nur für die Biobauern.»
Online-Debatten
Zurzeit organisiert Garnier für die Mitglieder von Prolait Online-Debatten zu aktuellen Themen. Die nächsten virtuellen Streitgespräche werden ab März durchgeführt zu Themen wie der Automatisierung des Melkens, der Rendite der Käseproduktion oder den neuen Ernährungsgewohnheiten. Prolait ist auch Hauptaktionärin der Käserei Le Grand Pré in Moudon, welche auch Weichkäse herstellt.
Das neuste Produkt dieser Käserei ist ein Bio-Weichkäse mit den Namen «Dr chli Welsch». Da die Schweiz jedes Jahr immer mehr Weichkäse importiert, ist es für Garnier auch wichtig, das Marketing voranzutreiben. «Mir ist es ein grosses Anliegen den Konsumenten darüber zu informieren, dass er auch Schweizer Weichkäse kaufen kann», beschreibt die engagierte Direktorin eines ihrer Ziele.