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Sie fordert Urs Brändli heraus

Die Bergbäuerin Maria Thöni aus Stierva GR kandidiert für das Präsidium bei Bio Suisse. Gemeinsam mit ihrem Mann führt die Pädagogin einen Biobetrieb mit Anguszucht und Direktvermarktung.

«Schweizer Bauer»: Warum fordern Sie Urs Brändli heraus und kandidieren für das Bio Suisse Präsidium?

Maria Thöni: Die Kürzung des BTS-Beitrags (Besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme) hat mich genervt und motiviert zu kandidieren. Es braucht eine Einsprache von Bio Suisse gegen diese Kürzung. Bio Suisse müsste viel lauter dagegen protestieren. Urs Brändli ist mehr als 12 Jahre im Amt. Ich bin für eine Amtszeitbeschränkung von 12 Jahren. Das fördert neue Ideen und in Zukunft auch die Mitbestimmung junger Betriebsleitender. Mit 50 Jahren bin ich nach 23 Jahren Betriebsleitung gerade in der Mitte und nicht kurz vor der Pension.

Was wollen Sie bewirken?

Ich möchte gerne zwei Netzwerke gründen: Ein Netzwerk betriebliche Gesundheitsförderung für Biobetriebe und ein Netzwerk Wissensmanagement im Alter für pensionierte Betriebsleitende. Pensionierte Betriebsleitende verlieren bei Übergabe ihres Betriebes die Mitgliedschaft bei Bio Suisse. Ausser sie sind weiter in einer Betriebsgemeinschaft organisiert. Das Netzwerk kann stärker als ein Arbeitskreis Pro Bio das Wissen der älteren Betriebsleitenden bündeln und Möglichkeiten für einen Nebenerwerb in Beratung von jüngeren Betriebsleitenden ergeben. Beide Netzwerke können berufsverbandsübergreifend gestaltet werden.

Können Sie noch etwas näher auf die betriebliche Gesundheitsförderung eingehen?

Auf vielen Bauernbetrieben steht der Betriebsleiter und seine körperliche und psychische Gesundheit nie im Vordergrund. Maschinen bringt man regelmässig in den Service, für die Tiere existieren diverse Gesundheitsdienste. Nur bei uns Betriebsleitern wird die Gesundheit erst dann ein Thema, wenn wir ausfallen. In anderen Berufsbranchen wird die betriebliche Gesundheitsförderung grossgeschrieben und ist sehr wichtig, nur in der Landwirtschaft spricht niemand darüber.

Was wollen Sie anders machen?

Den Kontakt zu den Einzelmitgliedern möchte ich verstärken und die Gesundheit der Betriebsleitenden in den Vordergrund stellen. Ich möchte, dass möglichst viele Biobetriebe in Zukunft an Familien übergeben werden und nicht aufgespalten oder aufgelöst werden.

Was ist Ihre Vision?

Am Innovation Camp der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften Hafl vom 23. und 24. März am Campus Sursee konnte ich die Projektideen der jungen Generation von Studierenden in der Landwirtschaft hören und diskutieren. Ich möchte mich einsetzen, dass sie mit Hilfe von Bio Suisse Innovationen umsetzen können und die Landwirtschaft nach den Nachhaltigkeitszielen weiterentwickeln.

Wie schätzen Sie Ihre Chancen für eine Wahl ein?

Das kommt darauf an, wie gut Bio Suisse seine Statuten abklärt. Faktisch gesehen ist Urs Brändli kein Einzelmitglied mehr, da er keinen Biobetrieb führt, er hat Betrieb an den Sohn übergeben. Laut Statuten gibt es keine Passivmitgliedschaft bei Bio Suisse. Das gibt es nur bei den Mitgliedorganisationen von Bio Suisse. Das Präsidium sollte eine Betriebsleitende mit Produzentenvertrag (Einzelmitglied bei Bio Suisse) führen. Das ist meine Haltung, mit Blick auf die Statuten von Bio Suisse. Damit habe ich wohl eine grosse Wunde getroffen, auch bei Bio Grischun, die mich nicht unterstützen wollen. Bereits letztes Jahr habe ich für den Vorstand von Bio Suisse kandidiert und wurde vom Vorstand unterstützt, aber nicht von den damaligen Delegierten aus Graubünden. Ich bin gespannt, wie Bio Suisse nun die Statuten abklärt und was für eine Bewegung in die Sache kommt. Bio Suisse muss viel professioneller werden.

Welchen Bezug haben Sie zur Landwirtschaft?

Ich bin in Bayern (D) auf einem Bauernhof mit Ackerbau und Schweinezucht aufgewachsen. Ich habe als Kind viele schöne und anstrengende Momente in der Landwirtschaft erlebt.

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie heute Bergbäuerin in der Schweiz sind?

Ich habe im August 1998 fünf Wochen auf der Kuhalp in Stierva ausgeholfen und dort meinen Mann kennengelernt.

Welche Aufgaben haben Sie auf dem Betrieb?

Ich mache alles rund um Finanzen, miste und heue sehr gern und striegle Kühe und Kälber. Ich verbringe viel Zeit im Stall und nehme mir Zeit für die Tiere, wir wollen zahme und ruhige Kühe. Das Fleisch für die Direktvermarktung verpacken wir selber bei unserem Metzger Maffei in Cunter.

Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf und an der Landwirtschaft?

Selbständig entscheiden zu können und Projekte in der Landwirtschaft, wie z.B. Maiensässumbauten, umzusetzen. Die Zeit mit den Kühen schenkt mir sehr viel Kraft und Energie.

Wieso biologische Landwirtschaft?

Biologisch steht für Leben. Mit dem Stallneubau im 1998 erfüllen wir alle Voraussetzungen, um biologisch und nachhaltig zu wirtschaften. Die Knospe ist eine Auszeichnung für diese Landwirtschaft.

Wo sehen Sie die grössten Chancen für die Bio-Landwirtschaft?

Die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele (Agenda 2030) und eine gesunde Ernährung. Zudem eine Regionalentwicklung mit möglichst vielen Bio Knospe Bauernbetrieben in den ländlichen Regionen.

Wo die grössten Herausforderungen?

Gute Preise für Bio-Knospe-Produkte zu erzielen. Verhandlungen mit Detailhändlern, um diese guten Preise zu erreichen. Die Agrarpolitik, die immer noch auf «Wachsen oder Weichen» setzt.

Was machen Sie neben Ihren Aufgaben auf dem Betrieb?

Seit einem halben Jahr bin ich Präsidentin von Pro Raetia, einer kantonalen Organisation, die im September 75-jähriges Jubiläum feiert. Wir setzen uns für den Erhalt der hochspezialisierten Medizin am Kantonsspital Graubünden in Chur ein, organisieren Tagungen zu aktuellen wirtschaftlichen Themen und fördern den Austausch mit den Bündner Vereinen in Basel, Zürich, Genf und Liechtenstein. Pro Raetia hat die Argo Stiftung (soziale und berufliche Integration von Menschen mit Behinderung in Gaubünden), das Wirtschaftsforum Graubünden und das Institut für Kulturforschung mitbegründet.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Berglauf ist schon lange mein Hobby. Zudem spiele ich Geige, das habe ich am musischen Gymnasium erlernt.

Beenden Sie die Sätze…

Das Präsidium bei Bio Suisse ist… die Chance junge Talente in der Bio Knospe Landwirtschaft zu fördern.

Bio Suisse ist… mehr als ein Katalog von Richtlinien

Landwirtschaft ist… die Lebensgrundlage von uns allen. Eine Wirtschaft, die sich ums Land sorgt und kümmert.

Zur Person

Die Pädagogin und Bergbäuerin Maria Thöni (50) ist Mutter einer erwachsenen Tochter und bewirtschaftet gemeinsam mit ihrem Mann Christian einen 19-ha-Biobetrieb mit Mutterkuhhaltung. Thöni leitet den Angushof seit 23 Jahren.

Sie hat langjährige Erfahrung in der Personalführung (Leiterin Fachstelle Religionspädagogik, Ausbildung Schulleiterin), in der Leitung von Gremien (Arbeitskreisen (Probio) und Projektgruppen, in der Beratung, in der Kursleitung, im Finanzwesen (langjährige Kassiererin der Alpgenossenschaft Stierva) und in der Verbandsarbeit (Präsidentin Bäuerinnenverein Surses, Vostand Kantonaler Landfrauenverband Graubünden im Zeitraum 2003 bis 2009, Präsidentin Pro Raetia seit Mai 2023). ats

Kommentare (8)

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  • W.Müller | 18.04.2024
    Ist bei der Wahl von Frau Thöni ist nach meiner Ansicht auch Neid dabei
    Auch einige Bauern wollen nicht das eine Frau das sagen hat , ein Alter Zopf ?????
    Etwas neues tut in der jetzigen Zeit immer gut.
  • Maria Thöni | 08.04.2024
    Ich habe seit 2009 einen Schweizerpass
    Ich beantworte Fragen zu meiner Kandidatur gern per Mail
    Viel Gesundheit für Haus und Hof
    • Biopuur | 09.04.2024
      Und an welche E-Mail-Adresse richte ich meine offenen Fragen? Zum Beispiel, ob sie sich gewachsen fühlen, Landwirtschaftsbereichen wie Ackerbau, Gemüsebau etc. gerecht zu werden? Schließlich beruht ihre Tätigkeit vor allem auf der Alpwirtschaft und sozialen Themen (was auch sehr wichtig ist).
  • Simon Buchli | 03.04.2024
    Statuten Bio Suisse Art. 24
    1 … In der Regel sind praktizierende Biobäuerinnen und Biobauern zu wählen.

    Also kreativ und innovativ scheint Maria Thöni durchaus zu sein.
  • Biopuur | 03.04.2024
    Ja, Herr Brändli hat seine Sache sicher gut gemacht. Allerdings wäre nach 12 Jahren auch der Zeitpunkt gekommen, dieses Amt in jüngere Hände zu übergeben, wie er das mit seinem Betrieb auch getan hat. Das es mehrere Bewerber für ein Amt gibt, ist immer gut, allerdings wähle ich lieber zwischen zwei Neuen aus und nicht, ob man den Bisherigen ersetzen soll.
  • Filax | 03.04.2024
    Als pensionierter Bergbauer und Kontrolleur habe ich meine Bedenken zu dieser Frau. Eine richtige Deutsche die alles besser weiss. Brändli hat seine Sache bis jetzt gut gemacht. Kritik ist an der Geschäftsführung angebracht. Aber auch da haben die Deutschen das sagen. Schade
    • Bäuerin | 03.04.2024
      Nach mehr als 20 Jahren in der Schweiz (und sicher ist sie auch Schweizerin) halte ich diese Aussage für völlig unamgebracht. Sie ist eine valable Kandidatin, wie auch Brändli sicher kein schlechter Präsident ist.
    • Hodi | 03.04.2024
      Sehe ich auch so
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