Christian Minder, Bettinas Ehemann, schickte uns das Bild von Bettina und schrieb dazu: «Meine Frau Bettina ist gelernte Dentalhygienikerin, die nach drei Jahren auf dem Hof keine Arbeit scheut.» Seinetwegen ist sie auf dem Bauernhof gelandet und kann sich dort sehr gut einbringen.
Das Foto, aufgenommen zwischen 60 Obstbäumen in der Hostet mit Blick auf den Chasseral, heimste beim Frauenspecial «Bildwettbewerb» gar den Sieg ein. Wie die Patienten in der Zahnarztpraxis reagieren, wenn Bettina von ihrem Alltag erzählt, oder warum ihre Schwiegermutter ein wandelndes Lexikon ist, hat sie uns auf unsere Fragen erzählt.
Bettina, wie sind deine Aufgaben auf dem Hof?
Meine Funktion ist, nebst der Kinderbetreuung, die Vermarktung unseres Fleisches, unserer Früchte und Eier. Dazu stelle ich gerne eigene Produkte wie Käse, Butter und viel Eingemachtes aus meinem Gemüsegarten her. Auf dem Betrieb arbeiten auch meine Schwiegereltern und mein Mann, durch ihn bin ich auf dem Bauernhof gelandet und kann mich hier sehr gut einbringen. Auch mag ich die Arbeit mit den Tieren und werde, sobald die Kinder grösser sind, auch weitere Aufgaben übernehmen wollen.
Betriebsspiegel
Adresse: Landerswil, 3036 Detligen BE
Fläche: 30 Hektaren, Ackerbau mit Getreide, Mais und Zuckerrüben (Talzone / IP-Suisse)
Obst: 60 Obstbäumen
Tiere: 20 Milchkühe, dazu ein paar Kleintiere wie Schafe Zwergziegen, Pfauen, Hühner, Katzen und Hunde
Betriebszweige: Direktvermarktung Fleisch, Früchten, und Eier. Selbstgemachte Produkte wie Käse, Butter und viel Eingemachtes aus dem Gemüsegarten.
Familie: Auf dem Betrieb arbeiten auch die Schwiegereltern, Heidi und Walter und Christian Minder, Bettinas Mann. Die beiden sind Eltern von Leano und Louan (3.5 jährig) und Lorena (7 Monate). Der Betrieb gehört Christian, der zu 100 Prozent auswärts arbeitet.
Wir können unsere Zwillinge jeden Tag aufs Neue fürs Füttern der Hühner oder zur Mithilfe im Stall begeistern.
Welche Momente möchtest du nie eintauschen, die dir in deinem Tag auf dem Bauernhof begegnen und die einzigartig sind?
Das enge Zusammenleben zwischen Mensch und Tier ist etwas sehr Beruhigendes und Schönes. Die Momente, in denen ich die Haustür öffne, die Kinder aus dem Haus rennen, bei den Grosseltern vorbeischauen können und jenste kleine und grosse Abenteuer auf sie warten, erfüllen mich sehr. Man könnte denken, dass für Kinder der Bauernhof irgendwann Alltag wird. Alltag ist es sicherlich, und trotzdem können wir unsere Zwillinge jeden Tag aufs Neue fürs Füttern der Hühner oder zur Mithilfe im Stall begeistern. Ausserdem geniesse ich das Landleben und die Ruhe in Landerswil.
Welche Vorteile gibt es, auf einem Bauernhof zu leben?
Ich verbringe viel Zeit draussen und sehe es als Privileg, quasi einen Einkaufsladen ums Haus herum zu haben: Gemüse und Kräuter aus dem eigenen Garten, viele verschiedene Früchte, frische Eier, Milch und eigenes Rindfleisch und Poulet. Durch die vielen Hofprodukte habe ich grosse Freude am Tüfteln von neuen Rezepten gefunden. Insgesamt kann ich sagen, dass ich mir früher nie hätte vorstellen können, auf einem Bauernhof zu leben. Heute kann ich mir aber kein besseres und erfüllenderes Leben vorstellen.
Was hast du für einen Bezug zur Landwirtschaft?
Ich bin selbst auf dem Land, aber nicht auf einem Bauernhof, aufgewachsen. Ich habe den Eindruck, dass sich das Bild der Landwirte und Landwirtinnen und deren Familien verändert hat. Zu meiner Schulzeit kann ich mich daran erinnern, dass Bauernkinder öfter gehänselt wurden. Heute erlebe ich dies ganz anders. Unsere Freunde und Familien schätzen unsere Arbeit. Sie freuen sich immer, durch uns an frische und saisonale Produkte zu gelangen.
Wie reagieren die Patientinnen, wenn du vom Leben auf dem Bauernhof erzählst?
Ich erfahre durchwegs positive Reaktionen von meinen Patienten in der Zahnarztpraxis, wenn wir über mein Leben auf einem landwirtschaftlichen Betrieb sprechen. Ich sehe die Arbeit in der Landwirtschaft als eine körperlich anstrengende Arbeit. Die Arbeit mit den Tieren, in der Natur und auch in gewisser Weise die Freiheit, die man durch diesen Beruf erlangt, sehe ich als sehr bereichernd. Ich wünsche mir, dass in Zukunft viele junge Menschen die Freude an einer landwirtschaftlichen Ausbildung finden. Dadurch müssen weniger aktive Bauernbetriebe eingestellt werden, was sehr wünschenswert wäre.
Ich würde mir wünschen, dass die regional produzierten Lebensmittel die Wertschätzung nicht verlieren.
Gibt es auch Schattenseiten oder belastende Situationen?
Ich denke, man sollte sich immer der Gefahren, die auf einem Bauernhof lauern, bewusst sein, insbesondere mit Kindern. Ich bin momentan in der Feldarbeit noch nicht eingebunden. Natürlich bekomme ich aber mit, dass es immer mehr und neue Vorschriften gibt.
Wenn du einen Wunschzettel hättest, um eine Sache in der Landwirtschaft zu ändern, was wäre das?
Ich würde mir wünschen, dass die regional produzierten Lebensmittel die Wertschätzung nicht verlieren. Dass diese Produkte ihre Preise tragen dürfen, obwohl es ein grosses Angebot an importierten, günstigen Produkten auf dem Markt gibt.
Kannst du etwas, was die anderen auf dem Betrieb nicht können, und umgekehrt?
Ich denke, dass ich die Kreativste von uns bin. In meinem Kopf schweben immer Ideen für den Betrieb, unser Zuhause und das Familienleben. Die Leidenschaft meines Mannes für unseren Betrieb, die Arbeit im Stall, und das, obwohl er eine Vollzeitanstellung ausserhalb des Betriebs hat, bewundere ich sehr. Für ihn gibt es tatsächlich nichts Schöneres (neben der Familie natürlich (lacht)), als auf dem Betrieb zu arbeiten.
Mein Schwiegervater ist einfach ein lustiger Kerl.
Wie ist das Leben und Arbeiten mit deinen Schwiegereltern?
Meine Schwiegermutter ist wahnsinnig geduldig. Sie hat ein riesiges Wissen, sei es betriebsbezogen, aber auch, was den Garten und die Küche anbelangt. Sie ist mein lebendiges Lexikon auf dem Hof. Mein Schwiegervater ist einfach ein lustiger Kerl. Er weiss immer etwas zu erzählen. Er ist handwerklich begabt, und egal, was es zu reparieren gibt, er schafft es. Dies ist besonders für unsere Kinder mit ihrem Spielzeug ein Segen.
Welche Arbeiten magst du nicht besonders?
Die administrativen Aufgaben, die auf dem Betrieb anfallen, übernimmt mein Mann. Dies liegt mir weniger und bereitet mir weniger Spass.
Welche Themen interessieren dich im «Schweizer Bauer»?
Im «Schweizer Bauer» verfolge ich vor allem Themen rund um Haus und Garten, zum Beispiel Rezepte oder Geschichten von anderen Bauernfamilien.
Frauen in der Landwirtschaft
In der Serie über Frauen in der Landwirtschaft sind folgende Porträts schon erschienen:
-> Elisa Nunzi aus Soglio GR: «Sie erfüllt sich ihren Traum»
-> Martina Heuberger aus Deisswil bei Münchenbuchsee BE: «Das Landleben ist ihr Zuhause»
-> Barbara Dober aus aus Küssnacht am Rigi SZ: «Sie ist ihre eigene Chefin»
-> Nadine Alder, Landmaschinenmechanikerin bei Meier Maschinen: «Ihr Hobby ist Feldhäcksler fahren»
-> Ina Kiessling aus Reichenbach im Kandertal BE: «Sie ist mit Herzblut Schäferin»
-> Lesly Cathomas aus Falera GR: «Viehzuchterfolge machen sie glücklich»