Folgende Persönlichkeiten mit engem Bezug zur Landwirtschaft wurden NICHT gewählt, haben aber gute Chancen, nach den Ständeratswahlen NACHZURUTSCHEN:
Christian Glur (SVP, AG). Der Landwirt und Präsident von Swiss Beef Mittelland, dessen Vater Walter Glur im Nationalrat sass, landete auf dem 1. Ersatzplatz. Er könnte nachrutschen, falls Benjamin Giezendanner in den Ständerat gewählt wird. Der gewählte Christoph Riner machte 72918 Stimmen, Glur 67093 Stimmen. Giezendanner wurde im ersten Wahlgang nicht gewählt, aber hat realistische Chancen, gewählt zu werden.
Hans Jörg Rüegsegger (SVP, BE) . Der Landwirt und langjährige Präsident des Berner Bauernverbandes (2012-2023) landete auf der Berner SVP-Rangliste auf dem ersten Platz. Wenn Werner Salzmann im zweiten Wahlgang als Berner Ständerat wiedergewählt wird (was zu erwarten ist), rutscht Rüegsegger nach. Rüegsegger ist seit 2014 auch bernischer Grossrat. Er hat einen gemischten Betrieb mit Milchkühen für eine Emmentaler-AOP-Käserei in Riggisberg BE.
Diverse bekannte Kandidaten schafften es nicht
Folgende Persönlichkeit mit engem Bezug zur Landwirtschaft wurden NICHT gewählt:
Heinz Siegenthaler (Mitte, BE): Der Meisterlandwirt aus Rüti bei Büren BE ist seit 2014 insgesamt dreimal in den Nationalrat nachgerutscht. Er rutschte 2014 in den Nationalrat nach und wurde nicht wiedergewählt und war nicht im Rat. 2017 rutschte er erneut nach und wurde 2019 nicht wiedergewählt, konnte aber nachrutschen, weil die damalige Regierungsrätin Beatrice Simon nur in den Ständerat gewollt hätte und darum nicht Nationalrätin sein wollte. Jetzt ist er erneut nicht wiedergewählt worden, er wurde vom Berner Stadt-Exekutiv-Mitglied Reto Nause überholt. Siegenthaler war in der Finanzkommission des Nationalrates. Er ist aber mit klarem Vorsprung zum ersten Ersatz gewählt worden, er machte am drittmeisten Stimmen.
Ruedi Fischer (SVP, BE) . Der Landwirt aus Bätterkinden BE ist Präsident der Vereinigung Schweizer Kartoffelproduzenten. Er ist aktuell Drittplatzierter. Wird Werner Salzmann gewählt, ist er hinter dem Thuner Stadtpräsidenten Raphael Lanz zweiter Ersatz. Zur Wahl (bzw. auf den gewählten Ernst Wandfluh) fehlten Fischer knapp 6000 Stimmen (Fischer: 89’826; Wandfluh: 95’684).
Ueli Gfeller (SVP, BE) . Der Landwirt aus dem Oberemmental, aus Schangnau BE ist bei der Berner SVP auf dem 4. Ersatzplatz direkt hinter Ruedi Fischer klassiert. Er machte nur 700 Stimmen weniger als Ruedi Fischer.
Beat Bösiger (SVP, BE). Der Gemüseproduzent aus Niederbipp BE und Grossrat landete auf dem 5. Ersatzrang bei der Berner SVP. Wie Fischer und Gfeller führte auch Bösiger einen sehr engagierten Wahlkampf, getrieben von der Ausgangslage mit drei bzw. vier frei werdenden Sitzen und der Chance der SVP auf einen Sitzgewinn.
Madeleine Amstutz (SVP-Mitglied, angetreten auf ihrer eigenen Bürgerlichen Stadt- und Landliste, BE): Die Bauerntochter wurde von der SVP nicht nominiert. Sie trat mit der eigenen Liste an und verbündete sich mit der EDU und den Coronamassnahmenkritikerin. Es reichte nicht für die Wahl. Amstutz ist Bauerntochter, arbeitete zwei Sommer auf einer Alp im Justistal und ist Kassierin des Vereins für eine produzierende Landwirtschaft (VPL).
Markus Gerber (SVP, BE): Der Tête-de-Moine-AOP-Milchproduzent und Präsident des Rinderzuchtverbandes Swissherdbook ist siebter Ersatz auf der Berner SVP-Liste. Mit 85395 Stimmen liegt er aber nicht allzu weit hinter dem Thuner Stadtpräsidenten Raphael Lanz (90’077) zurück, der nach der Wahl Salzmanns in den Ständerat der erste Ersatz sein dürfte.
Samuel Krähenbühl (SVP, BE) . Direkt hinter Markus Gerber klassierte sich mit 84’592 Stimmen auf dem nominell achten Ersatzrang der frühere stellvertretende Chefredaktor der Zeitung «Schweizer Bauer», der heute Chefredaktor des Magazins «Natürlich» und Buchautor ist. Krähenbühl ist Kassier einer Alpgenossenschaft. Er sitzt seit 2014 im Grossen Rat des Kantons Bern.
Jürg Rothenbühler (Mitte, BE) . Der Schreinerei-Unternehmer und Landwirt aus dem Emmental landete auf Rang 9 der Mitte-Hauptliste, auf welcher 2 Personen gewählt wurden (Lorenz Hess und Reto Nause).
Martin Bruno (EDU, BE). Der Winzermeister und Grossrat aus der Bielersee-Region war erst im Frühling 2023 von den Grünen zur EDU gewechselt, vor allem weil er mit der Corona-Politik der Grünen für Einschränkungen etc. nicht einverstanden war. Er klassierte sich auf Rang 9 auf der EDU-Liste.
Martin Farner (FDP, ZH) . Der Agrarunternehmer und Swisscofel-Präsident aus Oberstamm ZH war schon einmal auf dem ersten Ersatzplatz. Nun ist er zweiter Ersatz. Gewählt wurde Kinderchirurgin Bettina Balmer (62’504 Stimmen), und vor Farner (56’486 Stimmen) liegt noch Matthias Müller, Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz (56582 Stimmen). Farner machte also ein sehr gutes Resultat, aber über die Ziellinie reichte es ihm erneut nicht.
Andreas Wyss (FDP, BE). Der Agronom und frühere Geschäftsführer des Berner Bauernverbandes klassierte sich auf Rang 6 der FDP. Mit dem Rücktritt der Nationalrätin Christa Markwalder war ein Sitz freigeworden. Doch diesen verlor die Partei. Wyss machte 21999 Stimmen, die Zweitklassierte Sandra Hess holte 45594 Stimmen. Hess hatte auch von ihrer Kandidatur für den Ständerat profitiert. Gewählt wurde sie aber an beiden Orten nicht. Heute ist er selbstständig, unter anderem ist er Verwaltungsratspräsident von foodwaste.ch.
Meret Schneider (Grüne, ZH) . Die Veganerin, Politische Beraterin bei der Tierschutzorganisation Vier Pfoten und Initiantin der Massentierhaltungsinitiative ist im Kanton Zürich abgewählt worden. Die Grünen machten im Kanton Zürich nur noch vier statt 5 Sitze, das wurde ihr zum Verhängnis. Die Massentierhaltungsinitiative wurde vom Volk am 25. September 2022 abgelehnt. Schneider kennt sich in der Landwirtschaft recht gut aus und hilft regelmässig auf Höfen mit.
Hans Schori (SVP, BE) : Der Biolandwirt und Grossrat und frühere Berufsoffizier ging als 21. auf der SVP-Liste aus dem Rennen. Er machte 77’059 Stimmen.
Martin Rufer (FDP, SO). Der ETH-Agronom und Geschäftsführer des Schweizer Bauernverbandes wurde nicht gewählt. Gewählt wurde der Unternehmer und Industrielle Simon Michel. Rufer machte 8127 Stimmen, Michel 12221 Stimmen.
Edgar Kupper (Mitte, SO). Der Geschäftsführer des Solothurner Bauernverbandes wäre gewählt worden, wenn die Mitte im Kanton Solothurn einen zweiten Sitz erobert hätte. Doch knapp konnten die Grünen ihren Sitz verteidigen.
Thomas Roffler (SVP, GR). Die SVP gewann im Kanton Graubünden ihren zweiten Sitz zurück, aber gewählt wurde neben Magdalena Martullo-Blocher neu Architekt Roman Hug und nicht Landwirt Thomas Roffler, der auf der Liste SVP Puura angetreten war. Roffler ist Präsident des Bündner Bauernverbandes und im Vorstand des Schweizerischen Bauernverbandes.
Christoph Hagenbuch (SVP, AG) . Der Landwirt und Präsident des Bauernverbandes des Kantons Aargau landete auf der SVP-Liste auf dem zweiten Ersatzplatz. Er machte 66246 Stimmen, sein Berufskollege und Parteikollege Christian Glur (1. Ersatz) machte 67093 Stimmen.
Ralf Bucher (Mitte, AG) . Der Geschäftsführer des Bauernverbandes des Kantons Aargau und Landwirt mit eigenem Betrieb landete auf dem zweiten Ersatzplatz. Der wiedergewählte Andreas Meier machte 25’276 Stimmen, Maya Bally (1. Ersatz) machte 21’011 Stimmen, Bucher 20’463 Stimmen. Die NZZ hatte im Vorfeld einen dritten Sitz für die Mitte für gut möglich gehalten. Wäre dies der Fall gewesen, wäre Bucher sehr nahe an der Wahl gewesen.
Marco Gadient (SVP, SG) . Der Landwirt und einstige Gewinner des Agropreises (für sein Engagement für die Alpkäserei Flumserberg) landete auf dem ersten Ersatzplatz. Er machte 41’456 Stimmen, der neugewählte Walter Gartmann, Inhaber einer Elektrounternehmung, der den hinzugewonnen SVP-Sitz eroberte, machte 47’280 Stimmen.
Barbara Dürr (Mitte, SG) . Die NZZ meinte vor einigen Wochen, die Mitte sei im Kanton St. Gallen näher dran an einem dritten Sitz als die SVP an einem fünften Sitz. Es kam anders. Die Mitte machte den dritten Sitz nicht. Dürr wäre aber auch mit drei Mitte-Sitzen nicht gewählt worden, da auf derselben Liste der Urologe und Kantonsrat Thomas Warzinik 15’510 Stimmen holte, Dürr «nur» 11’074 Stimmen.
Franziska Steiner-Kaufmann (Mitte, SG) . Der Schulleiterin, Bäuerin und Kantonsrätin wurden im Vorfeld gute Wahlchancen eingeräumt. Doch erstens machte die Mitte den angepeilten dritten Sitz nicht, sodass nicht mehr als die Bisherigen Markus Ritter und Nicolo Paganini gewählt wurden. Und zweitens lagen bezüglich Kandidierenstimmen sowohl Thomas Warzinek (15’510) und Barbara Dürr (11’074) vor Steiner (9744 Stimmen).
Frédéric Ménétrey (Mitte, FR) . Der Direktor des Freiburger Bauernverbandes schaffte es auf den vierten Rang auf der Mitte-Liste. Vor ihm platzierten sich Christine Bulliard-Marbach (21186 Stimmen), Marie-France Roth Pasquier (19118 Stimmen) und Landwirt Dominique Zamofing (13516 Stimmen). Ménétrey holte 12788 Stimmen.
Christof Züger (FDP, SG) . Der Frischkäse-Unternehmer mit über 400 Milchdirektlieferanten klassierte sich auf der FDP-Liste auf dem dritten Platz, was dem ersten Ersatzplatz gleichkommt. Er erzielte 16’480 Stimmen und kam damit nicht an die beiden gewählten Marcel Dobler (32’222) und Susanne Vincenz-Stauffacher (30’119) heran. Für seine Wahl hätte also die FDP einen dritten Sitz gewinnen müssen.
Peter Nüesch (FDP, SG) . Der Präsident des St. Galler Bauernverbandes klassierte sich mit 14’694 Stimmen auf dem dritten Ersatzplatz, hinter Christof Züger und Andrea Abderhalden, der Frau des Schwingerkönigs Jörg Abderhalden.
Roland Lenz (Grüne, TG) . Der Winzer trat auf der Liste «Grüne – Landwirtschaft mit Zukunft» an, auf welcher er am meisten Stimmen holte. Der innovative Bionwinzer tat sich als Befürworter der Trinkwasserinitiative hervor.
Sem Genini (Lega, TI) . Der ETH-Agronom ist Geschäftsführer des Tessiner Bauernverbandes und Vorstandsmitglied des Schweizer Bauernverbandes. Er erreichte auf der Lega-Hauptliste Platz 4, gewählt wurde von der Lega einzig der Bisherige Lorenzo Quadri.
Reto Crameri (Mitte, GR). Grossrat, Landwirt seit 2002, Rechtsanwalt machte hinter dem Bisherigen Martina Candinas auf der Mitte-Liste ein gutes Resultat, er ist erster Ersatz.
Hanspeter Egli (Mitte, SZ) . Der Milchproduzent, VMMO-Präsident und 1. Vizepräsident des Verbands Schweizer Milchproduzenten (SMP) bewarb sich im Kanton Schwyz um den freiwerdenden Mitte-Sitz. Diesen gewann aber Dominik Blunschy mit 8707 Stimmen. Egli landete auf dem 2. Ersatzplatz mit 5802 Stimmen.
Domenik Ledergerber (SVP, ZH) . Der Parteipräsident der SVP Kanton Zürich landete auf dem zweiten Ersatzplatz. Vor ihm liegt Therese Schläpfer. Sie könnte nachrutschen, wenn Gregor Rutz in den Ständerat gewählt wird. Ledergerber ist eidg. dipl. Landwirt und Ing. Agr. FH und Geschäftsführer. Er lebt in Herrliberg.