
Das Totholz im Sonderwaldreservat Höchflue ist für viele seltene Käferarten überlebenswichtig. Ihre Larven entwickeln sich in den abgestorbenen Baumstämmen.
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Rund 40 Prozent aller in der Schweiz vorkommenden Arten leben im Wald oder sind von ihm abhängig. Viele davon brauchen alte oder abgestorbene Bäume – Strukturen, die in den intensiv genutzten Wäldern des Mittellands selten sind. Waldreservate lassen Bäume altern und zerfallen und schaffen so Lebensraum für Spechte, Fledermäuse, Käfer oder Pilze.
Heute sind im Kanton Luzern 2’668 Hektaren Wald als Reservate vertraglich gesichert, heisst es in einer Mitteilung. Das entspricht knapp sieben Prozent der Waldfläche. Ziel von Bund und Kanton ist es, bis 2030 zehn Prozent zu erreichen – je zur Hälfte als Naturwald- und Sonderwaldreservate.
Naturwald oder Sonderwald: zwei Wege zum Schutz
In Naturwaldreservaten wird auf die forstliche Nutzung verzichtet, sodass die natürliche Dynamik des Waldes mit seinem ganzen Lebenszyklus zum Tragen kommt. Sonderwaldreservate hingegen verfolgen ein spezielles Schutzziel, etwa die Förderung des Auerhuhns, seltener Schmetterlinge oder bestimmter Baumarten.
Die Waldeigentümerinnen und -eigentümer schliessen dafür einen Vertrag über 25 oder 50 Jahre ab. Sie werden für Nutzungseinschränkungen entschädigt, bei Sonderwaldreservaten zusätzlich für Aufwertungsmassnahmen.
Schwierige Ausgangslage im Luzerner Privatwald
Die Umsetzung ist anspruchsvoll: Im Kanton Luzern ist der Wald stark parzelliert, viele Flächen sind in Privatbesitz. Gerade ökologisch wertvolle Flächen sind oft schwer bewirtschaftbar oder wirtschaftlich wenig rentabel.
Um Anreize zu schaffen, werden die Entschädigungen ab Mitte 2025 erhöht, teilt der Kanton mit. Davon würden auch die bisherigen 280 Vertragspartner profitieren, sofern sie ihre Vereinbarungen vorzeitig verlängern.
Zudem soll die Beratung durch Forstfachleute intensiviert werden, damit die Eigentümer fundierte Grundlagen für ihre Entscheide erhalten.
Neues Sonderwaldreservat Höchflue
Ein aktuelles Beispiel für erfolgreiche Umsetzung ist das Sonderwaldreservat Höchflue in den Gemeinden Dagmersellen und Reiden. Auf 13 Hektaren schützen die beiden Einwohnergemeinden nun besonnte Felswände und südexponierte Wälder, die vielen Vögeln, Fledermäusen und Insekten Lebensraum bieten. Auch Altholz und Totholz bleiben erhalten – wichtige Strukturen für Arten wie den Schwarzspecht, den Hirschkäfer oder den seltenen Alpenbock.
Für Waldbesucherinnen und -besucher ändert sich nichts: Pilzesammeln, Jagd und Erholung sind weiterhin möglich.
Blick nach vorn
Der Grossteil der bestehenden Waldreservate im Kanton Luzern liegt im Entlebuch, im Napfgebiet, am Pilatus und an der Rigi. Mit neuen Verträgen und angepassten Rahmenbedingungen sollen in den kommenden Jahren weitere Flächen hinzukommen.
Nur so lässt sich das Ziel von zehn Prozent Waldreservaten erreichen – und langfristig ein stabiles Netz an Lebensräumen für bedrohte Arten sichern, meint der Kanton Luzern.

Stehendes und liegendes Totholz im Sonderwaldreservat Höchflue ist ökologisch wertvoll und dient sehr vielen Tieren, Pflanzen und Pilzen als Lebensraum. Ein Viertel aller Waldarten ist auf Totholz angewiesen.
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