Von Haus zu Haus ziehen sie am 31. Dezember und am 13. Januar. Und das schon seit über hundert Jahren: Die Silvesterchläuse im Appenzeller Hinterland und zu einem kleinen Teil im angrenzenden Neckertal. Mehr sehen Sie in unserem Video.
Der Brauch des Silvesterchlausens in Ausserrhoden ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Von früh morgens bis in die Nacht ziehen die Silvesterchläuse von Hof zu Hof. In flottem Tempo eilen sie hintereinander über Strassen, Wege und Wiesen. Ihre Gesichter sind hinter Masken versteckt und die Kleidung besteht aus verschiedenfarbigem Samtstoff oder aus Naturmaterialien wie Kries oder Heu.
Mit schweren Schellen und Rollen behangen, kündigen sie sich im Laufschritt an. Ein «Schuppel» (Gruppe) besteht aus sechs bis zehn Mann. Beim Haus angekommen, wird ein Naturjodel angestimmt. Eine andächtige, fast mystische Stimmung verbreitet sich.
Gerne geben die Besuchten den «Chläusen» ein wenig Glühwein und freuen sich an deren erwärmendem Gesang. Die Silvesterchläuse, mit wunderbar geschaffenen Hüten bedeckt, bedanken sich für einen kleinen Batzen, wünschen ein gutes neues Jahr, und begeben sich zum nächsten Haus.
Das Chlausen ist körperlich sehr anstrengend. Ein «Schelli» trägt zwischen zwanzig und dreissig Kilo mit sich herum. Deshalb ist das Silvesterchlausen Männersache – obwohl die Chläuse auch Frauenfiguren darstellen.
Geschichte
Gemäss neuen Erkenntnissen hat das Silvesterchlausen keinen heidnischen Hintergrund, sondern ist auf einen entarteten spätmittelalterlichen Nikolaus-Brauch zurückzuführen. Erstmals wird das «Klausen» 1663 schriftlich erwähnt.
Den kirchlichen Behörden passte das «in der Nacht herumlaufen mit schellen und polderen in Form des Niklausens» gar nicht. Es kam immer wieder zu Verboten. Geblieben ist einzig, dass nie an einem Sonntag gechlaust wird.
Dass Silvester erst am 13. Januar gefeiert wird, hat ebenfalls religiöse Gründe: Die Protestanten im Urnäschtal weigerten sich, den seit 1798 vom Papst vorgeschriebenen Gregorianischen Kalender anzuerkennen und feierten den Jahreswechsel weiterhin nach dem Julianischen Kalender. sda
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