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«Sind auf Goodwill der Älpler angewiesen»

Erich von Siebenthal ist Präsident des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbands (SAV). Neu werden den Mitgliedern 70 Rappen pro Normalstoss mehr in Rechnung gestellt. Er erklärt, wohin das Geld fliesst.

ats |

«Schweizer Bauer»: Können Sie erklären, was es mit dem neuen Inkassosystem der Mitgliederbeiträge aus der Sömmerung auf sich hat?

Erich von Siebenthal: Letztes Jahr an der Hauptversammlung des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbands (SAV) haben sich die Mitglieder einstimmig für eine Stärkung der Interessenvertretung der Alpwirtschaft ausgesprochen. Es ist kein Geheimnis, dass dies auch Finanzen braucht. Neu werden den Sömmerungsbetrieben deshalb Beiträge von 60 Rappen für den SAV und 40 Rappen für den Schweizerischen Bauernverband (SBV) in Rechnung gestellt. Alle, die die Rechnung bezahlen, werden automatisch SAV-Mitglied mit Stimmrecht an der Hauptversammlung.

Können Sie das genauer erklären?

Der Mitgliederbeitrag der SAV beträgt neu 60 Rappen pro Normalstoss, davor betrug er 30 Rappen. Zusätzlich zieht der SBV neu 40 Rappen pro Normalstoss ein. Sprich, es werden 70 Rappen mehr in Rechnung gestellt als zuvor. Man muss dabei aber die Verhältnismässigkeit sehen. Im Vergleich zu den ausbezahlten Direktzahlungen für die Sömmerungsbetriebe ist dieser Beitrag berechtigt. Kleinere Alpen mit 30 Normalstössen bezahlen neu zum Beispiel einen Betrag von 30 Franken.

Warum ist das nötig?

Damit wir unsere Kräfte bündeln und die Interessen der Alpwirtschaft auch künftig wirkungsvoll vertreten können. Die Landwirtschaft und vor allem auch die Alpwirtschaft sind immer mehr unter politischem Druck, und die Gesetzgebung wird komplizierter. Auch sonst sind die Herausforderungen für die Alpwirtschaft gross. Ich denke da zum Beispiel an den Wolf, die tiefen Einkommen oder an den Klimawandel. Wenn wir gute Voraussetzungen für die Alpwirtschaft wollen, braucht es jemanden, der sich dafür einsetzt. Damit dies funktioniert, braucht es finanzielle Mittel und starkes Zusammenarbeiten.

Inwiefern?

Wir brauchen möglichst gute Verbindungen zur Verwaltung und ins Parlament. Es braucht Personen, die diese Kontakte pflegen, die Lage der Alpwirtschaft kennen, warnen und auf die Bedürfnisse der Alpwirtschaft hinweisen, wenn es zum Beispiel um Verordnungsänderungen geht. All das, was man 2014 erreichen konnte – die Einführung der Biodiversitäts- und der Landschaftsqualitätsbeiträge für die Alpwirtschaft und die Alpungsbeiträge – ist nicht von alleine gekommen, sondern nur durch intensives Erklären und Lobbying. Die Sömmerungsbetriebe sind darauf angewiesen, dass die Abgeltungen für die Alpwirtschaft auch in Zukunft sichergestellt sind. Ich bin der Meinung, dass es mittelfristig eine Erhöhung der Direktzahlungen für das Sömmerungsgebiet braucht.

Wie sieht die künftige Zusammenarbeit zwischen SAV und SBV aus?

Der SAV und der SBV haben schon immer gut zusammengearbeitet. In Hinblick auf die kommenden Herausforderungen und unser Ziel, die Interessen der Alpwirtschaft zu stärken, ist es aber nötig, die Zusammenarbeit noch verbindlicher zu gestalten. Der SBV hat sich schriftlich verpflichtet, sich zusammen mit dem SAV engagiert für die Alpwirtschaft einzusetzen und uns bei alpwirtschaftlichen Fragen voll einzubeziehen. Wir können dabei von der politischen Schlagkraft des SBV profitieren. Nur durch eine enge Zusammenarbeit, gemeinsam mit allen, werden wir eine Chance haben, die Herausforderungen zu meistern und die Alpwirtschaft erfolgreich in die Zukunft zu führen.

Schriftliche Vereinbarung SBV-SAV

  • Gemeinsames Engagement für eine starke Alpwirtschaft
  • SBV konsultiert SAV zu sämtlichen relevanten Fragen der Alpwirtschaft (z.B. Jagdrecht, Agrarpolitik, Raumplanung)
  • Jährlicher Austausch zwischen den Verbandsspitzen
  • Angemessene Vertretung des SAV in den SBV-Gremien: Vorstand, LAKA, DV, KOL, KoBiB

Was wird sich für die Älpler bezüglich des Inkassosystems konkret ändern?

Neu wird die Rechnung für die Beiträge des SAV und SBV direkt von der Identitas AG an die Sömmerungsbetriebe geschickt und nicht mehr über die Sektionen oder den SAV eingezogen. Die Sektionen Bern (ohne Berner Jura), Graubünden, St. Gallen, Ober- und Unterwallis sowie Jura machen ebenfalls beim gemeinsamen Inkasso mit, d.h. in diesen Regionen werden auch die Sektionsbeiträge auf der Identitasrechnung aufgeführt sein.

Wie sieht es mit der Rechnungsstellung der übrigen zehn Sektionen aus?

Diese Sektionen werden den Sömmerungsbetrieben die Rechnung für die Sektionsbeiträge nach wie vor selber zustellen. Es ist hingegen möglich, dass sich die eine oder andere Sektion in Zukunft auch noch für das «System Identitas» entscheiden wird.

Ist das Bezahlen des erhöhten Beitrages obligatorisch?

Nein, wir sind auf den Goodwill der Älplerinnen und Älpler angewiesen. Ich hoffe und erwarte aber, dass die Notwendigkeit dieser moderaten Erhöhung akzeptiert wird und alle die Beiträge bezahlen. Als Verband sind wir auf die Solidarität der Älpler und Älplerinnen angewiesen. Die Geschäftsstelle des SAV war bis jetzt mit einer 60-Prozent-Stelle besetzt. So wie sich die Lage entwickelt, ist es eine absolute Notwendigkeit und ein Muss, die Geschäftsstelle des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbands aufzustocken auf mindestens 90 Prozent. Wenn alle mitmachen, wird uns dies gelingen.

Beenden Sie die Sätze…

Das Inkassosystem ist… nötig, um die Interessenvertretung zu stärken und deshalb eine grosse Chance für die Alpwirtschaft.

Alpwirtschaft ist… einzigartig und muss unbedingt erhalten bleiben.

Landwirtschaft ist… unser Nahrungsmittelproduzent, der unseren Tisch deckt.

Leistungen des SAV und SBV für die Alpwirtschaft

Der Verein Alpwirtschaft Bern, der Schweizerische Alpwirtschaftliche Verband (SAV) und der Schweizer Bauernverband (SBV) setzen sich gemeinsam für eine starke Interessenvertretung auf regionaler und nationaler Ebene ein. Dazu gehören:

  • die Verteidigung des Finanzrahmens für die Alpwirtschaft
  • das Schaffen guter agrarpolitischer Rahmenbedingungen (z.B. bei den Direktzahlungen oder den Strukturverbesserungen), damit die flächendeckende Bewirtschaftung des Sömmerungsgebiets weiterhin gesichert ist.
  • eine griffige Wolfspolitik
  • die Wahrung der Interessen der Alpwirtschaft bei alpinen Photovoltaikanlagen
  •  die Verteidigung des Grenzschutzes
  • eine vernünftige Raumplanung
  • angemessene Preise und guter Absatz Schweizer Produkte

Die kantonalen Sektionen und der SAV organisieren regelmässig Infoveranstaltungen, um die Mitglieder über aktuelle alpwirtschaftliche Themen auf dem Laufenden zu halten und den Austausch zwischen den Älplerinnen und Älplern zu fördern. Die Beitragsgelder ermöglichen ausserdem die Umsetzung vieler praxisnaher Projekte zugunsten der Alpwirtschaft.

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