Ein Smogschleier hängt derzeit über zahlreichen norditalienischen Städten. Bei sommerlichen Temperaturen bis zu 21 Grad ist die ganze Ebene des Flusses Po seit Tagen in nebelartigen Feinstaub gehüllt.
Die Feinstaubwerte in den Städten liegen wegen des trocken-sonnigen Wetters und für die Jahreszeit ungewöhnlich hohen Temperaturen deutlich über dem empfohlenen Höchstwert. Verstärkt werden die Probleme durch fehlenden Wind. Dadurch sei die Poebene zu einem der Gebiete Europas mit der höchsten Luftverschmutzung aufgerückt, berichteten Experten des wissenschaftlichen Instituts CNR.
Die norditalienischen Gemeinden greifen zu Gegenmassnahmen. Die Stadtverwaltung von Turin hat den Einwohnern geraten, in den Häusern zu bleiben sowie Fenster und Türen geschlossen zu halten.
Dieselfahrzeuge verboten
Am Mittwoch war in der Grossstadt eine Feinstaubkonzentration von 114 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen worden, mehr als doppelt so viel wie der Grenzwert von 50 Mikrogramm. Die Stadtverwaltung verhängte Fahrverbote für Dieselfahrzeuge mit besonders hohen Abgaswerten. «Turin wie Peking», kommentierten italienische Medien
Auch in anderen Städten Norditaliens wurden Fahrverbote für bestimmte Fahrzeuge wegen hoher Smog-Werte verhängt. Darunter befand sich auch in Mailand, wo am Donnerstag eine Feinstaubkonzentration von 90 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen wurde.
Einschneidende Massnahmen nötig
Der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti klagte über fehlende Grünflächen in den Städten. In Italien verfüge jeder Stadtbewohner über lediglich 31,1 Quadratmeter Grünfläche pro Kopf. In den Feldern sei in den letzten 15 Jahren jeder dritte Obstbaum verschwunden.
«Das Smog-Problem wird sich verschlimmern, wenn wir nicht mit einschneidenden Massnahmen eingreifen. Man muss jedoch auf gesamtstaatlicher Ebene agieren, denn Luftverschmutzung betrifft nicht nur einzelne Städte», sagte der italienische Umweltminister Gian Luca Galletti.
Vor allem die Poebene sei wegen ihrer Morphologie besonders gefährdet. Die Luftverschmutzung sei nicht nur auf den Privatverkehr, sondern auch auf die Industrie und auf veraltete Heizsysteme zurückzuführen.