Der Vorstand der Schweizer Milchproduzenten (SMP) hat am Donnerstag beschlossen, auf die Erhebung von Beiträgen für die Marktstabilisierungsmassnahmen zu verzichten. Stattdessen will die Dachorganisation im kommenden Jahr über die Lactofama punktuelle Massnahmen umsetzen. Der designierte SMP-Direktor und bisheriger Geschäftsführer der Lactofama, Stephan Hagenbuch, nimmt Stellung.
Für das kommende Jahr gehen die SMP davon aus, dass es im Milchmarkt weniger Regulierungsbedarf benötigt. Die Organisation führt in einem Communiqué von Donnerstag vier Gründe für diese Entscheidung auf:
- Preisliche Verbesserungen aufgrund eines kleineren Milchangebots in den vergangenen Monaten auf den internationalen Märkten, insbesondere in der EU.
- Eine voraussichtlich tiefere Milchproduktion im Inland.
- Sehr geringe Planmengen an C-Milch für 2017 bei sehr bedeutenden Milchvermarktungsorganisation im Inland respektive ausreichend Verwertungsalternativen in anderen Segmenten.
- In den Lagern befinden sich gemäss SMP noch 1‘000 Tonnen Butter, die für den Export bestimmt sind. Die ausgewiesenen Butterlager erscheinen damit höher, als sie effektiv sind
Aufgrund dieser Analyse hat der Vorstand beschlossen, im kommenden Jahr auf Beiträge auf Milchstützungsfonds zur Finanzierung von Marktentlastungsmassnahmen zu verzichten. In den vergangenen zwei Jahren wurden 0.35 Rp./kg für Lactofama, dem Exportunternehmen verschiedener Milchhandelsorganisationen, eingezogen. Stattdessen sollen «punktuelle Massnahmen in horizontaler Verantwortung durchgeführt werden», heisst es in der Mitteilung. Sehr wichtig sei es, dass alle im laufenden Jahr vereinbarten (vertikalen) Massnahmen zur Marktentlastung «vollständig und plangemäss» umgesetzt werden.
Die Exportfirma LactoFama AG gründeten der SMP und die zehn grössten Milchvermarktungs- und Produzentenorganisationen 2014 gemeinsam als Selbsthilfeorganisation. Deren Zweck ist der saisonale Export von Milchfett, das im Inland nicht benötigt wird.
Nachgefragt bei Stephan Hagenbuch, designiertem SMP-Direktor und bisheriger Geschäftsführer der Lactofama. Interview: Daniel Salzmann
"Schweizer Bauer": Mit was für Geld werden „punktuelle Massnahmen“ der Lactofama im Jahr 2017 finanziert werden?
Stephan Hagenbuch: Aus den Lactofama-Beiträgen der letzten zwei Jahre. Und zwar aus den 0,35 Rp./kg Milch, die via SMP-Mitgliedorganisationen zum SMP gelangten und tranchenweise vom SMP-Vorstand zuhanden der Lactofama freigegeben wurden. Weil die Lactofama preislich besser verkauft hat als angenommen, ist da noch ein gewisser „Stock“ vorhanden, aus dem Lactofama 2017 punktuelle Massnahmen finanzieren kann. Es wird dafür nicht auf SMP-Reserve zurückgegriffen. Daneben haben natürlich auch die Aktionäre von LactoFama AG einen Finanzierungsbeitrag geleistet.
Wie sehen die punktuellen Massnahmen aus, die Lactofama 2017 ergreifen kann?
Das kann heute noch nicht gesagt werden. Die Umsetzung der Massnahmen obliegt nicht den SMP, sondern dem Verwaltungsrat der Lactofama. Der Verwaltungsrat der Lactofama wird die optimalen Massnahmen zeitgerecht definieren.
Welche Rolle spielten die Inkasso-Probleme bei diesem Entscheid? Immerhin haben alleine bei den Vereinigten Milchbauern Mitte-Ost (VMMO) rund 180 Milchbauern die Beiträge noch immer nicht bezahlt, und auch bei den Thurgauer Milchproduzenten (TMP) weigern sich Bauern wie Roland Werner und Godi Siegfried nach wie vor, die Beiträge zu bezahlen.
Wir gehen nach wie vor davon aus, dass der Inkassoerfolg im Jahr 2016 sich auf dem Niveau des Vorjahres bewegt. Und der lag bei 95% der finanziellen Mittel. Die Diskussionen, die sich ergaben, sind uns natürlich bekannt. Wichtig ist aber, dass der SMP-Vorstand für 2017 von einem tieferen saisonalen Regulierbedarf als in den Jahren 2014 bis 2016 ausgeht. Deshalb soll die Lactofama AG nur punktuelle Massnahmen ergreifen.
Aktionäre
Die Lactofama AG ist eine gemeinsame Exportgesellschaft von Aaremilch AG, Arnold Produkte AG, Nordostmilch AG, Milchverband der Nordwestschweiz MIBA, Berner Emmi-Milchlieferanten Organisation Bemo, Milchproduzenten Mittelland MIMO, PMO Zentral-/Nord- und Ostschweiz ZeNoOs, Prolait Fédération laitière société coopérative, Fédération des sociétés fribourgeoises de laiterie FSFL, Zentralschweizer Milchproduzenten ZMP, Producteurs de lait des Laiteries Réunies LRG, Biomilchpool GmbH, Association des producteurs de lait de Cremo du Valais APLCV und Schweizer Milchproduzenten SMP.