Der Käserverband Fromarte ging an seiner Delegiertenversammlung von vergangener Woche mit den Milchproduzenten bezüglich Milchprüfung hart ins Gericht.
Die Käser verhandeln derzeit mit der Milchindustrie und den Schweizer Milchproduzenten (SMP) über die sogenannte Vereinbarung Eckwerte Milchkauf. Fromarte-Präsident Hans Aschwanden und Fromarte-Geschäftsführer Jacques Gygax übten in Sempach LU harte Kritik an einem Antrag der SMP, bei Keimzahl, Zellzahl und Gefrierpunkt auf das geometrische Mittel abzustellen (heute zählt das schlechtere Resultat).
«Widerspricht Qualität»
Das verstosse gegen die Qualitätsstrategie der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft. Aschwanden sagte: «Wir können unseren Kunden ja auch nicht bei einer mangelhaften Lieferung sagen, dass sie jetzt die Käse nehmen sollen, weil im Durchschnitt der Lieferungen die Qualität in Ordnung sei.»
SMP-Sprecher Reto Burkhardt erklärt dazu auf Anfrage: «Mitglieder von uns wollen diese Variante abgeklärt haben. Das Ziel ist ein System, das gute Milchqualität garantiert, administrativ einfach umzusetzen ist und mit dem alle einverstanden sind.» Er betont, dass bei der angedachten Variante die Abzüge bereits bei tieferen Werten für Keim- und Zellzahlen begännen.
«Vater Staat soll zahlen»
Aschwanden sagte, dass mit viel öffentlichen Geldern und medialem Getöse neue Käsereiprojekte wie z.B. im Naturpark Diemtigtal BE lanciert würden. Einen ungleich schärferen Ton schlug diesbezüglich Christian Oberli aus Rossrüti SG an. «Gott sei Dank» sei es bei vielen Genossenschaftskäsereien mit Lohnkäsern nicht gut gegangen.
«Vater Staat» solle nun bezahlen, wenn die Bauern in neuen Betrieben wieder zu käsen beginnen wollten. Er sprach den anwesenden SMP-Direktor Kurt Nüesch direkt an: «Sind Sie und die Produzenten noch Partner der Käser?» Nüesch reagierte unmittelbar nicht.
Das sagt Ernst Jakob von Agroscope
«Die Beanstandungsgrenzen bei Keimzahl und Zellzahl gemäss Verordnung über die Hygiene bei der Milchproduktion (HyMP) sind gemessen an den Anforderungen an die Milchqualität für die Herstellung von Rohmilchkäse viel zu hoch. (Aus diesem Grund bezahlen gewisse Sortenorganisation wie z.B. diejenige des Gruyère eine Qualitätsprämie für Milch, deren Keimzahl unter 10000 Keimen und die Zellzahl unter 100'000 Zellen pro mL liegt.) Milchlieferungen, welche die öffentlich-rechtlichen Minimalanforderungen nicht erfüllen, gefährden die Qualität von Rohmilchkäse in besonderem Masse, weshalb es nicht abwegig erscheint, für die Qualitätsbezahlung der Milch auf das schlechteste Ergebnis des Monats abzustellen. Das geometrische Mittel «korrigiert» schlechte Ergebnisse umso stärker, je mehr der höhere Wert nach oben abweicht. Da die Qualitätsbezahlung von Käsereimilch bisher immer auf Einzelergebnissen der Milchprüfung basierte, kann nicht beurteilt werden, auf welcher Höhe die Beanstandungsgrenzen für Käsereimilch bei Verwendung des geometrischen Mittels festgelegt werden müssten, ohne die Qualität und Sicherheit der Rohmilchkäse zu gefährden.» sal